12 Konstruktion untergeordnet und erfüllt so schon die Funktion des Re- naiffaneeornamentes. Jede der drei Kapellen an der Südseite des Chores weist ein wichtiges Denkmal auf. In erster Linie die Jan van Arkel-Kapelle, in der 1919 ein steinernes Bildwerk aufgedeckt wurde, das zu dem ehemaligen Annenaltar gehörte. Es war hinter einer Mauer versteckt, muß aber offenbar zur Zeit des Bildersturmes beschädigt worden sein, denn die Zerstörung der Gesichter kann nicht durch die Cinmauerung erklärt werden/ Bis auf diese Entstellung ist das Kunstwerk in bestem Erhaltungszustand, vor allem sind die ursprünglichen Farben, das Rot, Blau und Gold in seiner vollen Klarheit ans Licht gekommen. Die Darstellung zeigt in der Mitte unter einem Baldachin die Gruppe der hl. Anna Selbdritt, die von den Leiligen Antonius, Jakob von Compostella,Martin,Katharina,Agnes und — wahr scheinlich — MariaMagdalena umgeben wird. Aber dem Baldachin ragt Gottvater mit dem Oberkörper aus Wolken hervor. Diese Leiligen, alle angetan mit prächtigen bunten Gewändern, mit vergoldetem Linnen und Brokat, stehen vor einem hinter den Baldachin gespannten Goldbrokat, dessen reiches Granatapselmuster in rot und gold die Kostbarkeit der Aus führung dieser Arbeit beweist. Die ganze Darstellung wird von profilierten Leisten eingefaßt, von einem blau gemalten und mit Sternen besetzten Netz- gewölbe überdacht und von einem Rundbogen abgeschlossen. Der Stil der Bildhauerarbeit ist der der sogenannten Niederrheinischen Skulptur, die im 15. und 16. Jahrhundert ein ausgedehntes Gebiet beherrscht hat und zu deren Einflußsphäre außer Calcar und Tanten, in dem sich die vorzüg lichsten Beispiele erhalten haben, auch der Osten unseres Landes gehörte. Dieser neue Fund im Atrechter Dom kann durch seine vortreffliche Qualität den bekannten holzgeschnitzten Altären von Calcar und Tanten als eben bürtige Arbeit gegenübergestellt werden. Der Altar ist von einem Mit glied der Familie Pot, wahrscheinlich von dem Magister Antonius Pot, gestiftet worden, der 1473 Kanonikus, 1500 Offizial des Domes wurde. Er starb — nach seinem Grabstein in derselben Kapelle — am 24. Oktober 1500. Mit einem der beiden Daten wird man wohl die Ausführung des Altares in Zusammenhang bringen können; die archivalische Überlieferung gibt uns keine weitere Landhabe.