Volltext: Johannes Bünderlin von Linz und seine Stellung zu den Wiedertäufern

Einleitung. 
Uns, die Bürger des 19. Jahrhunderts, des Zeitalters der 
Naturwissenschaften, fasst Staunen und Befremden an, wenn wir 
in der Geschichte unseres Vaterlandes das 16. Jahrhundert 
betrachten. 
Wir verstehen heute diese Zeit nicht mehr, wir können uns 
als Mitbetheiligte in dem Treiben einer solchen Zeit nicht vor¬ 
stellen. So paradox es scheint, so ist es doch unleugbar richtig, 
dass die Zeitperiode, welche mit der Scholastik gebrochen, der 
Herrschaft der Hierarchie den Krieg erklärt hat, in der der Geist 
des Humanismus und Individualismus zu vollem Durchbruch 
gelangte, als die religiöseste Zeit der ganzen deutschen Geschichte, 
das Zeitalter der Kreuzzüge kaum ausgenommen, sich darstellt. 
Niemals haben nämlich religiöse Fragen so allgemeines und so 
tiefes Interesse gefunden, niemals haben religiöse Missbräuche 
und vermeintliche Glaubensirrthümer schärfere Verurtheilung und 
Verfolgung gefunden, als im Reformations-Zeitalter. 
Nicht nur haben damals weltliche und geistliche Gelehrte 
theologische Fragen zum fast ausschliesslichen Gegenstand eifrigen 
Studiums und vielgelesener Werke gemacht, nicht nur ist damals 
der Streit um theologische Themata auf den Lehrkanzeln und in 
den Hörsälen der Universitäten zu nie gekannter Glut entfacht 
worden, selbst das Volk, die ganze, grosse, im Kampf ums Da¬ 
sein begriffene Masse brachte solchen Fragen eine Aufmerksam¬ 
keit, aber auch ein Verständnis entgegen, von dem heutzutage 
auch nicht mehr ein Schatten vorhanden ist.
	        
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