Volltext: Der Naturarzt 1884 (1884)

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Jim allcrletztenmal die Bakterien. 
Von Dr. W. A l b e r t Haupt, Chemni tz. 
Die geehrten Leser des „N.-A." mögen nicht erschrecken, wenn sie wieder 
einen Bakterien-Artikel erblicken! Es ist der letzte, den ich in diesem Blatte 
schreibe und wird auch der kürzeste von allen darin erschienenen sein. 
Eine Widerlegung der von Herrn Graf Zedtwitz in seinen „Bakterienjägern" 
(„N.-A." Nr. 11 und 12, 1883) gebrachten, meist sehr unglücklich gewählten 
Zitaten dürfte wohl niemand von mir erwarten. Was sollen dieselben auch 
beweisen? Welcher deutsche Gelehrte hätte z. B. die Mikrozymen-Theorie 
Böchamps oder dessen alberne Tiraden in der Pariser Akademie ernst genom 
men? Für manche Gegner der Pilzthcorie ist freilich auch das Einfältigste 
ein Orakel, wenn es nur gegen diese Lehre spricht. 
Ebenso überflüssig erscheint es mir, auf das Z.sche schier endlose Referat 
über die Tuberkelbazillen-Arbeiten verschiedener Ärzte näher einzugehen. Das 
selbe wimmelt förmlich — abgesehen von den, jedem Bakterienkenner sofort 
in die Augen springenden Irrtümern der Autoren — von kläglichen Miß 
verständnissen, wie es ja gar nicht anders sein kann, wenn jemand über eine 
Materie berichtet, die ihm völlig fern liegt und von der sich durch bloße 
Lektüre niemals ein richtiges Verständnis gewinnen läßt. Streng genom 
men, lehrt dieses Referat weiter nichts, als daß es Mediziner giebt, welche 
die Erreger der Schwindsucht weder sichtbar zu machen, noch rein zu züchten, 
noch zu verimpfen verstehen. Es ist eben nicht jeder Arzt Mikroskopiker und nicht 
jeder Mikroskopiker Pilzforscher. Überdies sind die meisten der angeführten Gegner 
derKochschen Entdeckung in der wissenschaftlichen Welt gänzlich unbekannt und 
von den bekannteren haben mehre ihren Irrtum bereits 
öffentlich widerrufen. Außerdem gehört es zu den alten historischen, freilich 
jedesmal von neuem überraschenden Erfahrungen, daß eine Anzahl Gelehrter 
vom Fatum zur blinden Opposition gegen bahnbrechende Entdeckungen getrieben 
wird. Über solche dem Fortschritte sich Entgegen st emmende 
geht aber das Rad der Zeit schonungslos hinweg! 
Nachdem übrigens der Herr Graf die Verschiedenheit der ärztlichen An 
schauungen über die Ursache der Tuberkulose gezeigt hatte, durfte er, als ge 
wissenhafter Reporter, eine Thatsache nicht verschweigen, die schwerer 
wiegt, als alles von ihm Vorgebrachte. Ich meine die Thatsache, 
daß auf dem vorjährigen Kongreß für innere Medizin in Wiesbaden, der von 
mehr als 200 Ärzten, darunter viele von europäischem Rufe, 
besucht war, der Vorsitzende am Schlüsse der sehr lebhaften Verhandlungen 
über die Schwindsucht ausdrücklich hervorhob, daß auch nicht ein ein 
ziger der Anwesenden sich gegen die Auflassung dieses Leidens als eine von 
dem Kochschen Bazillus erzeugte Infektions-Krankheit ausgesprochen habe! 
Und nun zu den „Abschiedsworten" des alten Skeptikers („N.-A." Nr. 5 
und 6,1884s, die leider! wieder nur am Studirtische ausgedüstelt sind und aller 
und jeder wissenschaftlichen Basis entbehren; ihr Verfasser zählt zu denjenigen, 
von denen Klebs sehr treffend sagt, „daß sie, eigener Unfähigkeit zu feineren 
mikroskopischen Untersuchungen bewußt, mit frivolem Spotte neue, ihnen frei 
lich ewig verschlossene Wege betreten seyen." 
Welchen Wert seine neuesten Einwürfe besitzen, will ich an einigen Bei 
spielen demonstriren. 
So greift er u. a. meine Mitteilungen über die egyptischen Fellahs an 
und hält mir oie Aussage „hochgebildeter Personen" entgegen, nach welcher
	        
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