Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
arbeitet im ersten Jahrhundert n. Chr. für Melos und Kreta,*) und ganz 
ebenso Athenaios Dionysiu. 2 ) Rhodos bewahrte die Kunst des getriebenen 
Silbers. 3 ) Die abgesonderte Insel Kreta hält mit dem eigentlichen Grie 
chenland nicht ganz gleichen Schritt, sondern wahrt ihre Selbständigkeit; 
ihre Kunstgeschichte ist noch zu schreiben, wozu der Stoff nicht mangelt. 
Vorläufig wagen wir über die Kennzeichen der drei vor- und nachchrist 
lichen Jahrhunderte nicht überall zu entscheiden. 4 ) 
Der politische Schwerpunkt der Balkanhalbinsel lag in Makedonien 
und Thrakien, doch erhielt sich hier das alte Volkstum kräftig oder wich 
nur den Römern; Thessalonike dominierte ja nun in diesen Gegenden, wo 
gegen das innerste Thrakien noch im 3. Jahrhundert halbbarbarisch war. 5 ) 
Die Münzbilder beweisen, dass unter der afrikanischen Dynastie eine sehr 
lebhafte Bauthätigkeit beginnt, nachdem, wie es scheint, Trajan in der 
Dobrudscha ein Tropaeum mit Reliefschmuck errichtet hatte. 6 ) Die Grab- 
und Votivsteine sind sehr zahlreich und verraten eine selbständige Stein 
metztradition; an jenen erblickt man meistens den Verstorbenen zu Pferde 
Schwarzwild jagend. 7 ) Diese Arbeiten gingenvon den einheimischen Zünften 
(Tt'xvcu) der Steinmetzen aus. 8 ) In den Gräbern hängte man Porträtbilder 
auf. 9 ) Am schwarzen Meer bewahrten die altgriechischen Städte immer 
noch die Erinnerung an den Glanz der vergangenen Zeit. Von den Funden 
der Krim gehört ein ansehnlicher Teil diesem Zeitalter an. Der Atticis- 
mus macht sich sogar hier in der Plastik fühlbar. 10 ) Wenn auch die Aus 
stattung der Gräber abnimmt, so ist doch eine bemalte Kammer anzu 
führen. 11 ) Die kleinen halbrunden Figuren der Niobiden aus Terrakotta 
und Gips, welche einst einen Sarg zierten, 12 ) erlauben wohl auf den Tempel 
schmuck einen Rückschluss. Die Gräber enthalten einige Prachtstücke, 
deren Ursprung noch festzustellen sein wird, z. B. ein durchbrochen cise- 
liertes Silbergefäss (mit Jagddarstellung), das mit dunkelrotviolettem Glas 
ausgegossen ist. 13 ) 
361. Kleinasien diesseits des Taurus genoss unter den römischen 
Kaisern seine ruhigste Zeit, wenn auch Erdbeben grosse Verheerungen 
anrichteten. Vorläufig muss allerdings erst Plastik wie Baukunst aus den 
zahllosen Kupfermünzen der Städte erforscht werden. Das Motiv der 
mediceischen Venus kommt z. B. auf Münzen von Amisos aus dem Jahre 
T. zu S. 486 u. 489. — Bemerkenswerter 
Sarkophag aus Korone: Le Bas, mon. 99. 
100. 
! ) Melos: Hermes als Grabstatue, in 
Berlin Nr. 200; Röm. Mitt. 5, 148 abg.; Kreta: 
das. S. 147; etwas später Eisidotos: daselbst 
S. 147 f. 
2 ) Röm. Mitt. 5,142 ff. m. Abb. S. 148 = 
Kqtjt. <xq%. T. 7 (Attis an einer Säule). 
8 ) Masken zur Ehrung: Inschrift bei 
Ross, Hellenika S. 99 Z. 15. 
4 ) S. das Album KQrjxiY.ai aQ/aioxrjxeg, 
z. B. T. 2 (Asklepios?). 6 (kauernde Aphro 
dite). 8 u. 9 (Kaiserbüsten). 20 (schwebende 
Nike von Gold, mit Schleppkleid). 
5 ) Herodian. 6, 8, 1. 
6 ) Adam-Kilissi, abgeb. Ra. 42, 288, 
Reliefs T. 21—25 (vgl. Soutzo, das. S. 287 ff.). 
7 ) Z. B. am Marmarameere und bei He- 
rakleia: Pkokesch, Denkwürd. 1, 857. 868. 
8 ) Inschrift von Perinthos: 'EMtjv. cprtoh. 
avn. 1864, 257 ff. 
9 ) Le Bas II 1409. 1435. 
10 ) S. 723; Künstler Kephisodotos, an 
geblich im 2. Jahrhundert n. Chr.: Ra. III 
2, 89. 
n ) In Kertsch: CR. 1872. 
12 ) CR. 1863 T. 3. 4. 1868 T. 2. 
13 ) CR. 1872, 143 ff. T. 2, 1. 2.
	        
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