Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

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Klassische Kunstarchäologie. II. Geschichte der alten Kunst. 
rohen Votivreliefs wie früher (S. 562) und stiftet mit freiwilligen Bei 
trägen punische Heiligtümer. 1 ) Die Erinnerung an die einstige Macht 
gibt den eigentlichen Afrikanern immer noch einen hauptstädtischen An 
strich. Karthago ringt Lugdunum die zweite Stelle im Reiche ab und 
hat hervorragende Gebäude, z. B. ein Odeon, Septizonium und eine Chal- 
kostegis. 2 ) Aber selbst die Grenzstädte, die eigentlich militärische Lager 
waren, übertreffen gleichartige Anlagen in anderen Provinzen bei weitem 
an Eleganz und Komfort. In der Litteratur beobachtet man ein lebhaftes 
Gefühl für die Kunst. 3 ) Eine einheimische Plastik war auf die einheimi 
schen Brüche des gelben und roten „Marmors“ angewiesen und wahr 
scheinlich wurden manche Statuen fertig nach Rom gebracht (S. 714). 
Der Erzguss scheint etwas in Abnahme. 4 ) Götterbilder fertigte man aus 
Holz 5 ) wie aus Silber, 6 ) in ganzer wie in halber Figur, 7 ) aber sie gingen 
aus „Kunstanstalten“ hervor. 8 ) Die schönen Mosaiken, an denen Afrika 
reich ist, kamen wohl aus Italien; 9 ) die Gebäude selbst, von welcher Art 
sie auch sein mögen, weisen die allgemein römischen Typen auf, doch ist 
auch hier die in Syrien am meisten blühende neue Art der Dekoration 
z. B. am Janus Quadrifrons zu Theveste und dem Praetorium von Lam- 
baesa zu bemerken. 10 ) Hie und da jedoch trifft man auf selbständige Ver 
suche, z. B. ein modern anmutendes Relief mit Darstellung von Luft, 
Erde und Wasser. 11 ) In dem Königreich Mauretanien wird der Helle 
nismus von Juba II. (25 v. Chr. — 23 n. Chr.) künstlich betrieben; er hat 
griechische Inschriften in Jol-Caesarea (Scherschel) 12 ) und einzelne inte 
ressante Porträtbilder hinterlassen. 13 ) 
Neben Afrika spielt Spanien eine sehr bescheidene Rolle, weil sein 
Naturreichtum nicht dem Lande, sondern der Hauptstadt zu gute kam 
und Spanien von den Welthandelsstrassen etwas abseits lag. Der Norden 
und der Westen behielten ihren Götterglauben 14 ) und demzufolge ihre alte 
religiöse Kunst, während die andere Landeshälfte nach Rom gravitierte. 
Hier fanden die römischen Mosaikfabriken ein Absatzgebiet; das an sich 
unschöne Mosaik von Barcelona, welches die Zirkusspiele darstellt, 15 ) ist 
wenigstens antiquarisch bekannt. 
363. Gallien grenzt sich in der Kunstgeschichte schärfer ab. 16 ) Nach 
J ) Grosse punische Inschrift: Berger, 
Academie des inscr. 1893 janvier; lateinische 
Inschrift aus Numlulis J. 170: Ra. III 20, 215. 
2 ) Für die Archäologie Karthagos ist 
die Appendix Probi zu benützen, deren indi 
viduelle Teile trotz W. Förster (Wiener 
Studien 1892, 2 ff.) afrikanisch sind. 
8 ) Z. B. Apul. apol. 14. 33 f. 
4 ) Vgl. Apul. apol. 14. 
5 ) Tertull. idol. (Mars); Apul. apol. (Mer 
kur). 
6 ) CIL. VIII 6981. 
7 ) Thorace Caelestis Augustae CIL. 
VIII 993. 
8 ) Ex oficina Murism(i), Inschrift einer 
Venusstatue von Scherschel (Mowat, Ra. III 
12, 145 ff.). 
9 ) Mosaik von Hadrumetum mit Dar 
stellung des Labyrinthes: Acad. des inscr. 
CR. 1892, 318 ff. m. Abb.; teppichartiges Mo 
saik mit ägyptisierenden Darstellungen: Ra. 
III 20, 217 ff. T. 21. 
10 ) Z. B. Mausoleum des Flavianus mit 
pyramidenähnlichem Aufsatze: Ra. VIIT. 140. 
n ) AZ. 1864 T. 189,2; vgl. Kalkmann, 
Jahrb. 1, 255 ff. 
12 ) Ra. III 17, 19 f. 
13 ) Büsten des Ptolemaios (23—40 n. 
Chr.): Helbig, Führer I Nr. 33; Wolters 
Nr. 1645. 
14 ) Mommsen, röm. Gesch. 5, 68, 1. 
15 ) A. 1863 T. D; Al. Laborde, descr. 
d’un pavö en mos. dec. dans l’anc. ville d’ 
Italica, Paris 1802, m. 22 T. f. 
16 ) Litteratur: S. 703 f.; A. de Caumont,
	        
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