Volltext: Archäologie der Kunst [6, Hauptbd.] (Hauptb. / 1895)

Kap. X. Die griechisch-römische Zeit. (§§ 861—862.) 
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162 vor. 1 ) Die epigraphische Erforschung Kleinasiens bringt Bildhauer 
namen selbst aus den entlegensten Gegenden und zeigt, dass auch die 
ungriechische Bevölkerung daran teilnahm. 2 ) Nichtsdestoweniger liefert 
Athen Schiffsladungen von Götterbildern aus Gold und Marmor, oder von 
chryselephantinen Werken. 3 ) Gold spielt in der kleinasiatischen Plastik 
überhaupt eine grosse Rolle. 4 ) Über die Malerei gibt es nur versprengte 
Notizen, 5 ) wenn man nicht ein paar Reliefs heranziehen will; die Mo 
saiken scheinen selbst hieher aus Rom importiert. 6 ) Die Architektur ist 
durch prachtvolle Gebäude aller Art vertreten, wobei man sich nur wun 
dern kann, wie dicht sogar im rauhen Gebirge die monumentalen Bauten 
Vorkommen; wir verweisen besonders auf Lykien und Pamphylien. 7 ) Die 
Loyalität befeuerte die Asianer zu den höchsten Anstrengungen. So wurde 
19 v. Chr. zu Pergamon ein Tempel des Augustus und der Roma gebaut, 8 ) 
welchem 25 n. Chr. der ephesische Tempel des Tiberius folgte. 9 ) Das 
Kunstgewerbe kennen wir durch die Inschriften, welche allenthalben 
zahlreiche Zünfte bezeugen. 10 ) Das Pontusreich ist durch eine Büste 
der Pythodoris, Gemahlin des Polemon, vertreten. 11 ) Zu dem helleni- 
sierenden Kleinasien darf man Cypern rechnen, welches dem Oriente 
nunmehr entfremdet ist; 12 ) der Name Athens übt auch hier seinen 
Zauber aus und man kopiert Götterbilder der Akropolis. 13 ) Asien jen 
seits des Taurus lassen wir vorläufig bei Seite, um nach dem Westen 
zurückzukehren. 
362. Die afrikanischen Provinzen fühlen noch die Nachwirkungen 
der alten punischen Kultur. 14 ) Das eindringende Römertum findet hier einer 
seits in den gebildeten Kreisen den Hellenismus der Diadochenzeit so fest 
eingewurzelt, dass nirgends in der westlichen Reichshälfte eine grössere 
Neigung dafür bestand, andererseits beim Volke die punischen Gebräuche. 
Abgesehen von der langen Gewandung 15 ) hält dasselbe an den alten un 
schönen oder symbolischen Bildern seiner Götter fest, 16 ) weiht dieselben 
*) Imhoof, griechische Münzen S. 560 
T. 2, 28. 
2 ) Z. B. in Kilikia Tracheia Thraseas 
und Hermophilos: Jhst. 12, 261. 262; Zccda- 
Gocfug Tersovg ÜQrjyafxevg: das. 289 (unter 
einem Relief der korykischen Grotte). 
8 ) Philostr. vit. Apoll. 5, 20. 
4 ) Ehrenstatue für Artemidoros in Ephe 
sos: Strab. 14, 1, 26. Dreifuss mit drei gol 
denen Götterfiguren: Aristides I p. 516 D. 
Menandros (p. 196 Walz) nennt an der Spitze 
der Künstler die Goldgiesser. 
5 ) Gebundener Lykurgos: Longos 4, 8, 2. 
6 ) Mosaik mit Aeneas und Dido in einer 
Villa bei Halikarnass: B. 1860, 105; New 
ton, discoveries 2, 283. 
7 ) § 76 f. Die Berichte des jüngeren 
Plinius an Trajan sind ebenfalls interessant 
(z. B. 39. 40). Prachtbrücke mit Statuen zu 
Antiochien am Mäander, abg. an einer Münze 
(Head, historia num. S. 520); Heliosmetope 
Handbuch der klass. Altertumswissenschaft, VI, 
von Ilion: Phot. Bruckm.; Wolters 1855; 
Phot, bei Normand, Troie T. 14. 
8 ) Dio 51, 20, vgl. Tac. Ann. 4, 37; ab 
gebildet auf Münzen: Eckhel, doctr. num. 
2, 466. 
9 ) Ebenfalls auf Münzen dargestellt: 
Eckhel 2, 547. 
10 ) Öhler, Eranos Vindobonensis S. 276 ff. 
(Nr. 18 xoQccMonhctGrca in Magnesia am 
Sipylos, C1G. 3408). 
n ) Arndt-Bruckmanns Portr. T. 155/6. 
12 ) Wandmalerei mit Künstlerinschrift 
in einem Privathause von Salamis: Jhst. 12, 
79, 3; Erauenkopf, abgeb. Jhst. 12, 130. 
,3 ) Löwy 532. 
14 ) La Blanchere, Ra. 1889 II 259 ff. 
15 ) Serv. Verg. A. 8, 724. 
16 ) Schlange mit goldenem Kopfe in 
Tipasa: Acta S. Salsae; Terrakotte einer 
sitzenden Göttin: B. arclieol. 1891, 157 f. 
T. 12. 13. 
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