Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die russische Oberste Führung bis Ende August. 
5. Juli. 
blicklich die Offensive wieder aufnehmen. Sein Feldzugsplan gestattet ihm, 
zu hoffen, daß sich unsere Truppen noch mindestens zwei Monate in 
Warschau werden halten können." 
Als dann schon in den letzten Juni- und ersten Iulitagen der neue 
linke Flügel der N o r d w e st f r o n t und vor allem der rechte der 
Südwestfront dem Drucke der Mittelmächte weiter nachgeben mußten, 
wollte General Alexejew südlich der Linie Lublin—Cholm, wo der Gegner 
den Hauptstoß zu führen schien, weiter hartnäckigen Widerstand leisten; er 
bereitete sich aber auch auf die Möglichkeit eines deutschen Angriffs in 
der empfindlichsten Richtung, aus Ostpreußen über Osowiec, vor. Cr gab 
am 4. Juli der in Westpolen am meisten ausgesetzten 2. Armee den Befehl, 
in der Nacht zum 7. Juli die eingesetzten Festungsgeschütze abzuschieben und 
selbst in die Vlonie—Grojec-Stellung zurückzugehen; auch die südlich an¬ 
schließende 4. Armee und die an der Rarew-Front stehende 12. und 1. Armee 
sollten sich der Bewegung anschließen. Die Ausführung wurde dann aber 
wieder angehalten, der Zeitpunkt für sie noch offen gelassen; mit den Vor¬ 
bereitungen für die Räumung von Warschau wurde jedoch begonnen. 
Auf Bitten des Generals Alexejew kam der G r o ß f ü r st am 5. Juli 
selbst nach Siedlce und gab ihm freie Hand durch eine Weisung, in der es 
hieß: Der Gegner, der nördlich des Rjemen offensichtlich nur ein Schein- 
unternehmen ausführe, bedrohe durch den Angriff auf Lublin—Cholm die 
ganze Lage auf dem vorderen Kriegsschauplätze. Falls es nicht gelinge, 
diesen Angriff zum Stehen zu bringen, solle General Alexejew weiter aus¬ 
weichen, „um die lebendige Kraft des Heeres für den noch lange dauernden 
Krieg" zu erhalten. Dabei wurde nun aber im Süden bereits die Preis¬ 
gabe der Bug-Linie in Aussicht genommen, indem die Front Lomza— 
Malkin—Lukow—Ratno, dieses 75 Kilometer südöstlich von Brest Litowsk 
am oberen Pripjet, als nächste Widerstandslinie in Aussicht genommen 
wurde; äußerste Grenze für den Rückzug sollte zunächst die Linie Vobr— 
oberer Rarew—Brest Litowsk—Ratno sein. Damit fiel der Südwestfront 
künftig die Front zwischen den Rokitno-Sümpfen und der rumänischen 
Grenze zu. Iwängorod, Warschau und die Rarew-Plätze sollten nicht als 
Festungen verteidigt, sondern als Teile der Feldstellungen mit diesen ge¬ 
räumt werden. Für die große und starke Festung Nowogeorgiewsk das 
gleiche anzuordnen, konnte sich der Großfürst aber nicht entschließen, dieser 
Platz, der Warschau deckte, sollte gehalten und bis zum äußersten verteidigt 
werden; die Anmöglichkeit, ihn angesichts der ohnehin schon überlasteten, 
von Warschau nach Osten führenden Bahnen rechtzeitig zu räumen, hat 
dabei entscheidend mitgesprochen. Einstweilen hoffte der Großfürst aber, 
den Rückzug noch hinausschieben zu können. Am Isonzo hatte der italie-
	        
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