446 Die russische Oberste Führung bis Ende August. 5. Juli. blicklich die Offensive wieder aufnehmen. Sein Feldzugsplan gestattet ihm, zu hoffen, daß sich unsere Truppen noch mindestens zwei Monate in Warschau werden halten können." Als dann schon in den letzten Juni- und ersten Iulitagen der neue linke Flügel der N o r d w e st f r o n t und vor allem der rechte der Südwestfront dem Drucke der Mittelmächte weiter nachgeben mußten, wollte General Alexejew südlich der Linie Lublin—Cholm, wo der Gegner den Hauptstoß zu führen schien, weiter hartnäckigen Widerstand leisten; er bereitete sich aber auch auf die Möglichkeit eines deutschen Angriffs in der empfindlichsten Richtung, aus Ostpreußen über Osowiec, vor. Cr gab am 4. Juli der in Westpolen am meisten ausgesetzten 2. Armee den Befehl, in der Nacht zum 7. Juli die eingesetzten Festungsgeschütze abzuschieben und selbst in die Vlonie—Grojec-Stellung zurückzugehen; auch die südlich an¬ schließende 4. Armee und die an der Rarew-Front stehende 12. und 1. Armee sollten sich der Bewegung anschließen. Die Ausführung wurde dann aber wieder angehalten, der Zeitpunkt für sie noch offen gelassen; mit den Vor¬ bereitungen für die Räumung von Warschau wurde jedoch begonnen. Auf Bitten des Generals Alexejew kam der G r o ß f ü r st am 5. Juli selbst nach Siedlce und gab ihm freie Hand durch eine Weisung, in der es hieß: Der Gegner, der nördlich des Rjemen offensichtlich nur ein Schein- unternehmen ausführe, bedrohe durch den Angriff auf Lublin—Cholm die ganze Lage auf dem vorderen Kriegsschauplätze. Falls es nicht gelinge, diesen Angriff zum Stehen zu bringen, solle General Alexejew weiter aus¬ weichen, „um die lebendige Kraft des Heeres für den noch lange dauernden Krieg" zu erhalten. Dabei wurde nun aber im Süden bereits die Preis¬ gabe der Bug-Linie in Aussicht genommen, indem die Front Lomza— Malkin—Lukow—Ratno, dieses 75 Kilometer südöstlich von Brest Litowsk am oberen Pripjet, als nächste Widerstandslinie in Aussicht genommen wurde; äußerste Grenze für den Rückzug sollte zunächst die Linie Vobr— oberer Rarew—Brest Litowsk—Ratno sein. Damit fiel der Südwestfront künftig die Front zwischen den Rokitno-Sümpfen und der rumänischen Grenze zu. Iwängorod, Warschau und die Rarew-Plätze sollten nicht als Festungen verteidigt, sondern als Teile der Feldstellungen mit diesen ge¬ räumt werden. Für die große und starke Festung Nowogeorgiewsk das gleiche anzuordnen, konnte sich der Großfürst aber nicht entschließen, dieser Platz, der Warschau deckte, sollte gehalten und bis zum äußersten verteidigt werden; die Anmöglichkeit, ihn angesichts der ohnehin schon überlasteten, von Warschau nach Osten führenden Bahnen rechtzeitig zu räumen, hat dabei entscheidend mitgesprochen. Einstweilen hoffte der Großfürst aber, den Rückzug noch hinausschieben zu können. Am Isonzo hatte der italie-