Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

Der Angriff auf die Dardanellen. 
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den. Es hatte sich gezeigt, daß eine ernsthafte Bedrohung Englands in 
Ägypten mit so geringen Kräften nicht möglich war. 
Bald nach dem Rückzüge vom Suezkanal sehte ein Angriff der 
Entente-Flotten gegen die Dardanellen ein. Den ersten Anstoß zu diesem 
Unternehmen scheint ein russischer Hilferuf in London zur Entlastung der 
um die Jahreswende schwierigen Lage an der Kaukasus-Front gegeben zu 
haben; auf Drängen des Großfürsten Nikolaus ersuchte die russische Regie¬ 
rung um eine „Demonstration gegen die Türkei". Bereits am 3. Januar 
traf eine Zusage in Petersburg ein, als geeignetste Stelle waren die Dar¬ 
danellen bezeichnet worden. Ein vom britischen Reichsverteidigungs¬ 
komitee bereits vorher erwogener Operationsentwurf sah im Verein mit 
den voraussichtlich sich anschließenden Armeen von Griechenland und Bul¬ 
garien einen Angriff von Teilen des Heeres und der Flotte aus die Dar¬ 
danellen vor mit dem Ziele der Einnahme von Konstantinopel und der Öff¬ 
nung des Schwarzen Meeres. Im Gegensatz hierzu hatte der Schahkanzler 
Lloyd George vorgeschlagen, bei der Aussichtslosigkeit aller frontalen An- 
griffe auf dem französischen Kriegsschauplatz dort nur schwächere englische 
Kräfte zur Unterstützung der Franzosen zu belassen, das Gros der britischen 
Landstreitkräfte jedoch unter Mitwirkung der Flotte nach dem Balkan 
zu entsenden, um von dort aus zusammen mit der serbischen Armee und 
den sich vermutlich anschließenden Armeen der übrigen Valkanstaaten und 
womöglich Italiens die Österreicher anzugreifen. Gleichzeitig sollten etwa 
100 000 Mann an der syrischen Küste in der Gegend von Alexandrette 
landen, um die in der Richtung auf den Suez-Kanal im Antransport be¬ 
findlichen türkischen Truppen abzuschneiden. Obwohl Lord Kitchener dem 
Balkanprojekt nicht abgeneigt war, scheiterten alle diese Pläne an dem 
entschiedenen Einspruch des Höchstkommandierenden der britischen Truppen 
in Frankreich, Sir John French, der einen Durchbruch durch die deutsche 
Westfront für durchaus möglich erklärtes. So blieb es zunächst bei der 
mit Teilen der englischen und französischen Flotte geplanten Demonstration 
an den Dardanellen. Die mit ihr beauftragte Admiralität erwog indes 
an Stelle der bloßen Demonstration die Möglichkeit eines e r n st - 
haften Flottenangriffs englischer und französischer Seestreitkräste auf 
die Dardanellenbefestigungen um Mitte Februar mit dem Ziele 
der Inbesitznahme Konstantinopels. In diesem Sinne wurde Großfürst 
Nikolaus verständigt. In Erweiterung dieser Absichten beschloß der eng¬ 
lische Kriegsrat (war council) Ende Januar, daß späterhin auch Land¬ 
truppen bei dem als Flottenangriff einzuleitenden Dardanellenunternehmen 
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