Der Angriff auf die Dardanellen. 529 den. Es hatte sich gezeigt, daß eine ernsthafte Bedrohung Englands in Ägypten mit so geringen Kräften nicht möglich war. Bald nach dem Rückzüge vom Suezkanal sehte ein Angriff der Entente-Flotten gegen die Dardanellen ein. Den ersten Anstoß zu diesem Unternehmen scheint ein russischer Hilferuf in London zur Entlastung der um die Jahreswende schwierigen Lage an der Kaukasus-Front gegeben zu haben; auf Drängen des Großfürsten Nikolaus ersuchte die russische Regie¬ rung um eine „Demonstration gegen die Türkei". Bereits am 3. Januar traf eine Zusage in Petersburg ein, als geeignetste Stelle waren die Dar¬ danellen bezeichnet worden. Ein vom britischen Reichsverteidigungs¬ komitee bereits vorher erwogener Operationsentwurf sah im Verein mit den voraussichtlich sich anschließenden Armeen von Griechenland und Bul¬ garien einen Angriff von Teilen des Heeres und der Flotte aus die Dar¬ danellen vor mit dem Ziele der Einnahme von Konstantinopel und der Öff¬ nung des Schwarzen Meeres. Im Gegensatz hierzu hatte der Schahkanzler Lloyd George vorgeschlagen, bei der Aussichtslosigkeit aller frontalen An- griffe auf dem französischen Kriegsschauplatz dort nur schwächere englische Kräfte zur Unterstützung der Franzosen zu belassen, das Gros der britischen Landstreitkräfte jedoch unter Mitwirkung der Flotte nach dem Balkan zu entsenden, um von dort aus zusammen mit der serbischen Armee und den sich vermutlich anschließenden Armeen der übrigen Valkanstaaten und womöglich Italiens die Österreicher anzugreifen. Gleichzeitig sollten etwa 100 000 Mann an der syrischen Küste in der Gegend von Alexandrette landen, um die in der Richtung auf den Suez-Kanal im Antransport be¬ findlichen türkischen Truppen abzuschneiden. Obwohl Lord Kitchener dem Balkanprojekt nicht abgeneigt war, scheiterten alle diese Pläne an dem entschiedenen Einspruch des Höchstkommandierenden der britischen Truppen in Frankreich, Sir John French, der einen Durchbruch durch die deutsche Westfront für durchaus möglich erklärtes. So blieb es zunächst bei der mit Teilen der englischen und französischen Flotte geplanten Demonstration an den Dardanellen. Die mit ihr beauftragte Admiralität erwog indes an Stelle der bloßen Demonstration die Möglichkeit eines e r n st - haften Flottenangriffs englischer und französischer Seestreitkräste auf die Dardanellenbefestigungen um Mitte Februar mit dem Ziele der Inbesitznahme Konstantinopels. In diesem Sinne wurde Großfürst Nikolaus verständigt. In Erweiterung dieser Absichten beschloß der eng¬ lische Kriegsrat (war council) Ende Januar, daß späterhin auch Land¬ truppen bei dem als Flottenangriff einzuleitenden Dardanellenunternehmen 0 S. 39.