Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [1]. Die Ereignisse im Winter und Frühjahr (7. 1931)

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Wechselnde Pläne des Generals v. Falkenhayn. 
mitwirken sollten, und zwar wurden hierfür je eine englische und franzö¬ 
sische Division in Aussicht genommen; Rußland begann mit der Auf¬ 
stellung eines besonderen Landungskorps in Odessw), um bei einer etwaigen 
Einnahme Konstantinopels mit Truppen beteiligt zu sein. 
Gleichzeitig war aber auch das Valkanprojekt Lloyd Georges wieder 
in den Vordergrund getreten, da Großfürst Nikolaus wegen des inzwischen 
errungenen Sieges an der Kaukasus-Front keinen Wert mehr auf den als 
Entlastung gedachten Angriff gegen die Dardanellen legte, dagegen das ihm 
bekanntgewordene Balkanunternehmen lebhaft befürwortete. Man dachte 
zur Herbeiführung eines Sonderfriedens mit Wien an eine Landung auf 
griechischem Voden in Saloniki und an ein Vorgehen der durch russische, 
französische und englische Divisionen zu verstärkenden serbischen Armee 
gegen die österreichisch-ungarische Südsront. 
Inzwischen waren seitens der englischen Admiralität die Vorbereitun¬ 
gen für den Flottenangriff gegen die Dardanellen eifrig gefördert worden; 
zunächst sollte nur mit den vereinigten Flottenteilen ohne Landungstruppen 
angegriffen werden. Am 19. Februar eröffnete die seit dem Kriegseintritt 
der Türkei vor den Meerengen auf der Lauer liegende englisch-französische 
Flotte den Angriff gegen die die Einfahrt schützenden vier Außenwerke. 
Am 25. Februar setzte die Flotte das Bombardement fort. Die veralteten 
Forts wurden völlig niedergekämpft, während das Hauptwiderstands¬ 
zentrum, die Festung Tschanak, unberührt blieb. Durch die politischen und 
militärischen Auswirkungen dieses Unternehmens mußte der Kampf zu 
einem Brennpunkt der Kriegführung im nahen Orient werden. Die Be¬ 
hauptung der Sperren am Bosporus und an den Dardanellen, die den 
Schutz der türkischen Hauptstadt bildeten, war für die Türken in erster 
Linie eine Munitionsfrage. Die schleunige Herstellung einer gesicherten 
Verbindung der Türkei mit den Mittelmächten wurde zu einem unabweis¬ 
baren Gebot. In einer Drahtung vom 1. März wies Cnver Pascha auf 
die drohenden Gefahren eines Durchbruchs durch die beiden Meerengen 
hin; in diesem Falle seien die türkischen Korps in Europa von Asien ab¬ 
geschnitten. „Bei starken feindlichen Landungen von beiden Meeren und 
feindlicher Beteiligung der Balkanstaaten", hieß es weiter, „ist europäische 
Stellung also schließlich unhaltbar, wenn nicht in absehbarer Zeit mit 
deutsch-österreichischem Druck auf Balkanstaaten zu rechnen ist. Da hier¬ 
von Verteilung der türkischen Kräfte abhängig ist, wird um Drahtantwort 
gebeten." Außerdem wurden zur Abwehr des feindlichen Durchbruchs 
einige große Unterseeboote angefordert. 
General v. Falkenhayn versuchte, den türkischen Vizegeneralissimus zu- 
i) Aus Kaukasus-Truppen gebildetes, späteres V. kaukas. Korps.
	        
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