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riesige Raubvogelhorste im Gestein kleben. Sie bilde::
den rechten Flügel der 8. Kompagnie, Zug Nans-
mayer. Als unser Regiment die Stellungen übernahm,
befand sich die Verteidigungslinie weiter rückwärts,
der Raum des heutigen rechten Flügels war unbesetzt.
Unter der Leitung des Kompagniekommandanten
Leutnant Pilz und des Abschnittskommandanten
Fähnrich Ransmaher wurde zunächst die Kampfstel
lung in die heutige Linie vorgelegt und nach rechts
erweitert. Noch aber blieb eine senkrecht aufsteigende
Felsenhöhe unbesetzt. Ein Patrouillgang, den Fähnrich
Ransmaher unternahm, um die Verbindung mit der
linken Feldwache der 3. Kompagnie herzustellen, zeigte,
daß zwischen beiden Kompagnien zirka 300 Schritte
unbesetzt waren und daß es viel leichter möglich war,
von feindlicher, als von eigener Seite den Felsen zu
ersteigen. Die Gefahr eines Durchbruches war damit
gegeben. Als nun anfangs September die Italiener
am Fuße des Vrsie 200 Schritt von den gefährdeten
Felshängen entfernt, eine Sandsackdeckung bauten, er
gab sich die zwingende Notwendiglkeit die Höhe zu
besetzen. An den oft senkrechten, von dichtem Latschen
gestrüpp umwachsenen Wänden, wurde ein Weg ge
baut, der mit zu den kühnsten Anlagen unserer Stel
lung gehört. Senkrechte Leitern kleben am Gewände,
Stufenwege führen in engen Kaminen empor, schmale
Felsbänder stellen die Verbindung her, alles mit
Stricken und Drahtseilen wohl gesichert. Auf der höch
sten Kuppe befindet sich heute die rechte Feldwache der
Kompagnie, die mit dem Teufelsfelsen Verbindung
hält. Die Besatzung (1 Schwarm) ist in vier heizbaren
Steindeckungen untergebracht, die innen mit Brettern
verschalt sind und verschließbare Schießscharten haben.
Die Deckungen sind geschützt durch ein Stacheldraht
verhau und eine Kette von Tretminen. Dieser Schutz
ist hier notwendig, da, wie bereits betont, ein Er
steigen der Felsen von feindlicher Seite nicht
schwierig ist.
Den Hang herab ziehen sich 7 Deckungen. Eine
feindliche Annäherung ist hier nur an einer Stelle
möglich, wo ein breites Band sich gegen unsere Dek-
kungen erstreckt. Hier Wehrt ein Drahtverhau einen
Einbruch ab. Die nächsten Deckungen durchziehen eine
kleine Felsmulde. Hohe Schneemauern schützen gegen
Sicht, ein Drahtverhau, durch Tretminen verstärkt,
sperrt auch hier die gefährliche Stelle. Aus der Mulde
steigen die Deckungen einen Hügel empor, der eine
große, mit drei Schießscharten versehene Maschinen-
gewehrdeckung trägt. Vor dieser liegt ein eingebauter
Scheinwerfer.
Der nächstanschließende Abschnitt des Oberleut
nants Reiner zeigt zunächst fünf am Hange des Hü
gels äbwärtsziehende Deckungen, dann umkreist die
Stellung einen zweiten Felsbuckel, der eine gute Über
sicht über die 12. Kompagnie, vor allem über die
kleine Talsperre und die Johnhöhe ermöglicht. Daher
ist hier ein Beobachterstand eingebaut. Dieser bastei
artig vorstehende Hügel trägt an seinem Südostab-
hange eine Flankierungsanlage, eine Steinmauer mit
16 Schießscharten, von welcher aus Feuerwirkung
gegen den links anschließenden Zug Eder möglich ist.
Längs des ganzen Abschnittes Reiner führt ein ge
deckter Gang.
Der linke Flügelzug, Zug Leutnant Eder, erscheint
gefährdet durch einen Angriff, der seinen Weg über
die Sandmure rechts von I960 herabnimmt und zum
Durchbruchsversuch die Mulde zwischen den Abschnitten
Reiner und Eder ausersieht. Daher ist diese Mulde
geschützt durch ein doppeltes Drahtverhau. Die vorletzte
Deckung des Zuges Eder beherbergt ein Maschinen
gewehr.
Auf steilabsteigenden Wegen gelangt man zur Ko
lonie unterm „Teufelsfelsen", der Hütte des Kom
pagniekommandanten, die hinter einer schützenden
Felswand liegt. Noch weiter unten, am Beginn einer
Schutthalde, befindet sich ein geräumiges Verpflegs-
depot, die Küche und eine Mannschaftsdeckung. Von
hier führt der Weg an der Reservestellung des zweiten
Halbzugs der 10. Kompagnie vorbei zu den Stellungen
der 12. Kompagnie.
Um den Ausbau der Stellungen haben sich außer
Leutnant Pilz und Fähnrich Ransmaher die Kom
pagniekommandanten Oberleutnant Holüb und Haupt
mann Balar verdient gemacht. Kompagniekommandant
ist gegenwärtig Hauptmann Lischke.
Stellungen der 12. Kompagnie.
Die Kampfstellungen der 12. Kompagnie schließen,
nur durch einen wenig tiefen Felsspalt getrennt, an
den Zug Eder an und erreichen ihren dominierenden
Punkt im linken Flügelzug. (Stellung Fähnrich Gais-
bauer.) Die Deckungen dieses Zuges beginnen in dem
erwähnten Felsspalt und zagen sich früher über den
Rücken des Hügels hin, der, wildzerklüftet, feindwärts
jäh in die Tiefe stürzt. Die verheerende Wirkung des
feindlichen Artilleriefeuers und die Notwendigkeit, un
eingesehen jeden Punkt der Stellung beziehen zu
können, zwangen zur Anlage einer neuen Verteidi
gungslinie. Diese, welche um 20 Schritt vorgelegt
wurde, umschließt in flachem Bogen den seindwärtigen
Hang, wo die Deckungen, die nicht mehr als Sil
houetten wirken, sich den Blicken des Gegners fast ganz
entziehen. Die Rückseite des Hügels trägt die Deckung
des Abschnittskommandanten Fähnrich Gaisbauer.
Rechts von der Hütte führt ein Weg wenige Schritte
empor zum Eingang eines eingedeckten Laufgrabens,
der alle Deckungen der neuen Stellungen verbindet.
Der Laufgraben erhebt sich nirgends über das Niveau
des Bodens, er ist unter Benützung natürlicher
Furchen aus dem Boden herausgesprengt und heraus
gegraben. Die mit dem Laufgräben durch gedeckte