Volltext: Alpenländische Musiker-Zeitung Folge 9 (Folge 9 / 1930)

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Pflege deutschen Gesanges ihr Ideal sehen, so soll auch 
der Musiker mit Stolz sein Können in den Dienst der 
Pflege echter und guter Musik stellen. U — 
Auf Kameraden zu unseren Festen! Unsere Feste 
sollen Kameradschaftsfeste und wahre Musikfeste 
werden! * 
Musiker und „Musikantenẽßẽ. 
Es gibt leider „Musikanten“, es gibt aber Gott sei 
Dank auch „Musiker“. In beiden Begriffen steckt im 
landläufigen Unterschiede derselbe Unterschied wie im 
Geldsack und Ideal — im mangelhaften Können und 
Künstlertum. 
Mit Grauen könnte man sich oft abwenden von 
diesem „Musikantentum“, das in manchen Gegenden 
noch verbreitet ist. Es sind dies meist Wänner, deren 
Können oft nicht weiter reicht, als das eines MWusik— 
A⸗B⸗C⸗Schützen, die aber in entwürdigender Weise die 
echte Volksmusik um Ansehen und Würde bringen. Be— 
trüblich ist die Erkenntnis, daß diese Menschen auf den 
Geschmack des Publikums in der denkbar ungünstigsten 
Weise einwirken und die Darbietungen dieser „Kapellen“ 
bestehen meist nur in einigen Wärschen, einigen „Wal— 
zertrios‘ und noch einigen Volkstanzstücken, die sie schon 
10 Jahre und länger spielen, immer gleich weidlich falsch 
und schlecht. Ich will lieber schweigen von all den 
tristen Beobachtungen, die ich auf diesem Gebiete ma— 
chen konnte. Ich bemerke aber, daß aber auch ein echter 
Musiker seinen Mann in der Tanzmusik in Ehren und 
Würden stellen kann, ohne daß er deshalb in den „Ge—⸗— 
ruch“‘“' eines sogenannten „Schmutzikanten“ kommen kann. 
Daß es unter diesen „Schmuzikanten“ Leute gibt, die 
die gesetzliche Währung in Bier und Wein sehen, und die 
durch ihr „Gedudle“ nichts zur Hebung des Ansehens 
der Musik beitragen, geschweige sich überhaupt der edelsten 
Aufgabe des Musikers: „Jünger einer Kunst zu sein“ 
nicht bewußt sind. I 
So kommt es, daß in manch ansehnlichem Orte nie— 
mand WMusik betreiben will, da durch diese Umtriebe die 
Ausübung der Musik nicht gerade mit dem Begriff von 
Ansehen im Einklange steht. 
Wie oft konnte ich aber auch Erfreuliches beobach— 
ten: daß die Musik eines Ortes, und bestand sie auch 
oft nur aus einer kleinen Anzahl Tanzmusiker — die 
ihren Verdienst auf den Tanzböden der umliegenden 
Gaststätten suchte — in wahrer Weise volksbildend in 
dem Sinne wirken, daß sie durch sorgfältige Auswahl der 
Musikstücke und durch gute Darbietung auf den Geschmack 
„Alpenländische Musiker-Zeitung“ 
des Publikums günstig einwirkten. Ich erwähne da nur 
unter den erfreulich vielen Kapellen die „Sollinger in 
Wildenau“, die in hervorragender Weise in ihrer Um— 
gebung wirken. — 
Es kann aber auch dem Publikum nicht der Vorwurf 
erspart bleiben, daß sie sich diese musikalischen Vexier— 
hilder von „Schmutzikanten“ gefallen lassen, während 
oft die Musikkapelle des Ortes oder die der nächsten 
Umgebung nur dazu da ist, bei Aufführungen und Aus— 
»ückungen zu spielen, die ihnen keinerlei Verdienst, ein— 
hringt, aber zur Aüsübung der Tanzmusik die „Bratl-— 
pieler“ verdingt werden, die ihre jämmerlichen Miß— 
öne um gute Bezahlung herausgurgeln, während oft 
ine kleine Abteilung der ständigen Musikkapelle wohl 
n Stande wäre, eine bessere Musik zu stellen. Oft kommt 
auch vor, daß solche „Schmutzikanten“ in einer Musik— 
apelle mitwirken, oft die schlechtesten Musiker sind, viel 
den, wenig leisten, aber stets zu verhindern vermögen, 
aß ein „Tanzgeschäft“ von jemand anderem als von 
hnen gespielt wird und gar oft bildet dieser Umstand 
en Anlaß zu Streitigkeiten in der Wusikkapelle oder 
ur Aufloͤsung. In einem solchen Falle verliert der 
ert wohl seine Musikkapelle, aber nicht die Landplage 
»er „Wusikanten“. Es ist daher nicht verwunderlich, 
aß fich oft bei solchen Umständen fähige und berufene 
Männer von der Ausübung der Musik mancherorts ab— 
venden. 
Wenn oft auf dem Lande auf „zwei oder mehreren 
zöden“ getanzt wird, so werden deshalb nicht mehr 
Musiker verwendet, sondern diese „Musikanten“, die glau— 
»en, das Recht gepachtet zu haben, allein die Tanz— 
nufik zu bestreiten, spielen auf den einzelnen „Böden“ 
nit der wirklich „herrlichen Besetzung“: sage und schreibe 
»in Flügelhorn und ein Baß. Und diese Musik — — 
zaß Gott erbarm! Wan denkt dabei unwillkürlich an 
»ie Verfallserscheinung der Musik in den „modernen“ 
Fanzlokalen — hier Primitivität — dort verfeinert. Doch 
tun sind wir bald in der Lage, diesem Unwesen zu 
teuern und Abhilfe zu schaffen! . 515 
Zum Gluück ist es aber nicht überall so! Allenthalben 
ommen Wänner an die Spitzen der Kapellen, denen die 
Ausübung der Wusik allerorts „Dienst der Kunst“ ist, 
und die auch für die besoldete Ausübung der Tanz— 
musik nicht „Musikanten“ und Akkordmusiker stellen, 
sondern die jederzeit wahre Musäiker sind, deren 
Besoldung die selbstverständliche Aner— 
kennung für ihre verdiente Leltuag t 
Arbeitsgemeinschaft— 
Kameraden Vesterreichs! 
Wir stehen vor einschneidenden Entscheidungen! 
Aller Opfer größtes, das Ihr bisher gebracht, liegt 
nun in verständnisvoller Eingliederung in die Bestre— 
bungen der Leitung. Größte Disziplin wird von Euch 
berlangt werden, strikte und restlose Erfüllung der Wei— 
sungen, die an Euch ergehen werdennnn 
Wir wissen, daß wir jetzt gefestigter dastehen denn je! 
Ansere Stellung zum Verband der Autoren, Ver— 
leger und Komponisten muß einmal geklärt werden! 
Wir haben protestiert und die Denkschriften nach Wien 
übersendet. Wird man uns hören?? — 
Wird man eine Organisation mit so vielen tausend 
Mitgliedern wieder übergehen wollen und sollen wir 
uns weiterhin als „Uunberufene Dilettanten“ 
bezeichnen lassen, wir, denen die Pflege der Musik als 
Volkskunst, gleich unseren Brüdern, den Sängern, hoch 
und heilig ist, die wir auf dem flachen Lande allein 
musikalische Volkskultur pflegen, die wir jahraus, jahrein 
unzählige Opfer an Mühe, Zeit und Geld erbringen, und 
in echt idealer Weise Hüter, Bewahrer, Pfleger und 
Vermittler der Musik als Volkskunst sind, die wir, 
inbeirrt von allen experimentistischen Unterfangen der 
„Moderne“, ihr und uns treu bleiben, in unseren alten 
Tanzweisen, in allen Freuden- und Trauerklängen sie 
mmer wieder neu begrüßen als freudengebende und 
reudenbringende Königin? Ein starker und schlagkräf— 
riger Verband einigt uns nun alle und Eure Führer 
werden alles unternehmen, was je fördernd für uns 
ein kann. In Zeiten besonderer Bestrebungen ist aber 
ein geschlossenes und einiges Vorgehen unbe— 
zingt notwendig und je fordernder und wichtiger die 
Bestrebungen, je größer ihre Bedeutung für das Fort— 
hestehen einer“ Bewegung ist, und je schärfer der Gegen— 
kampf, desto größer müssen die Opfer und die Disziplin 
der Bestrebenden sinnnn 
Kameraden! Haltet Euch genau san die Weisungen, 
die an Euch ergehen und stehet mit größtem Vertrauen 
und äußerster Konsequenz zusammen —; 
66d. Munninger. 
Für das nächste Jahr erscheint ein Musikerjahrbuch 
für die Nichtberufsmusikerschaft Oesterreichs. Der Kalender
	        
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