80 — Pflege deutschen Gesanges ihr Ideal sehen, so soll auch der Musiker mit Stolz sein Können in den Dienst der Pflege echter und guter Musik stellen. U — Auf Kameraden zu unseren Festen! Unsere Feste sollen Kameradschaftsfeste und wahre Musikfeste werden! * Musiker und „Musikantenẽßẽ. Es gibt leider „Musikanten“, es gibt aber Gott sei Dank auch „Musiker“. In beiden Begriffen steckt im landläufigen Unterschiede derselbe Unterschied wie im Geldsack und Ideal — im mangelhaften Können und Künstlertum. Mit Grauen könnte man sich oft abwenden von diesem „Musikantentum“, das in manchen Gegenden noch verbreitet ist. Es sind dies meist Wänner, deren Können oft nicht weiter reicht, als das eines MWusik— A⸗B⸗C⸗Schützen, die aber in entwürdigender Weise die echte Volksmusik um Ansehen und Würde bringen. Be— trüblich ist die Erkenntnis, daß diese Menschen auf den Geschmack des Publikums in der denkbar ungünstigsten Weise einwirken und die Darbietungen dieser „Kapellen“ bestehen meist nur in einigen Wärschen, einigen „Wal— zertrios‘ und noch einigen Volkstanzstücken, die sie schon 10 Jahre und länger spielen, immer gleich weidlich falsch und schlecht. Ich will lieber schweigen von all den tristen Beobachtungen, die ich auf diesem Gebiete ma— chen konnte. Ich bemerke aber, daß aber auch ein echter Musiker seinen Mann in der Tanzmusik in Ehren und Würden stellen kann, ohne daß er deshalb in den „Ge—⸗— ruch“‘“' eines sogenannten „Schmutzikanten“ kommen kann. Daß es unter diesen „Schmuzikanten“ Leute gibt, die die gesetzliche Währung in Bier und Wein sehen, und die durch ihr „Gedudle“ nichts zur Hebung des Ansehens der Musik beitragen, geschweige sich überhaupt der edelsten Aufgabe des Musikers: „Jünger einer Kunst zu sein“ nicht bewußt sind. I So kommt es, daß in manch ansehnlichem Orte nie— mand WMusik betreiben will, da durch diese Umtriebe die Ausübung der Musik nicht gerade mit dem Begriff von Ansehen im Einklange steht. Wie oft konnte ich aber auch Erfreuliches beobach— ten: daß die Musik eines Ortes, und bestand sie auch oft nur aus einer kleinen Anzahl Tanzmusiker — die ihren Verdienst auf den Tanzböden der umliegenden Gaststätten suchte — in wahrer Weise volksbildend in dem Sinne wirken, daß sie durch sorgfältige Auswahl der Musikstücke und durch gute Darbietung auf den Geschmack „Alpenländische Musiker-Zeitung“ des Publikums günstig einwirkten. Ich erwähne da nur unter den erfreulich vielen Kapellen die „Sollinger in Wildenau“, die in hervorragender Weise in ihrer Um— gebung wirken. — Es kann aber auch dem Publikum nicht der Vorwurf erspart bleiben, daß sie sich diese musikalischen Vexier— hilder von „Schmutzikanten“ gefallen lassen, während oft die Musikkapelle des Ortes oder die der nächsten Umgebung nur dazu da ist, bei Aufführungen und Aus— »ückungen zu spielen, die ihnen keinerlei Verdienst, ein— hringt, aber zur Aüsübung der Tanzmusik die „Bratl-— pieler“ verdingt werden, die ihre jämmerlichen Miß— öne um gute Bezahlung herausgurgeln, während oft ine kleine Abteilung der ständigen Musikkapelle wohl n Stande wäre, eine bessere Musik zu stellen. Oft kommt auch vor, daß solche „Schmutzikanten“ in einer Musik— apelle mitwirken, oft die schlechtesten Musiker sind, viel den, wenig leisten, aber stets zu verhindern vermögen, aß ein „Tanzgeschäft“ von jemand anderem als von hnen gespielt wird und gar oft bildet dieser Umstand en Anlaß zu Streitigkeiten in der Wusikkapelle oder ur Aufloͤsung. In einem solchen Falle verliert der ert wohl seine Musikkapelle, aber nicht die Landplage »er „Wusikanten“. Es ist daher nicht verwunderlich, aß fich oft bei solchen Umständen fähige und berufene Männer von der Ausübung der Musik mancherorts ab— venden. Wenn oft auf dem Lande auf „zwei oder mehreren zöden“ getanzt wird, so werden deshalb nicht mehr Musiker verwendet, sondern diese „Musikanten“, die glau— »en, das Recht gepachtet zu haben, allein die Tanz— nufik zu bestreiten, spielen auf den einzelnen „Böden“ nit der wirklich „herrlichen Besetzung“: sage und schreibe »in Flügelhorn und ein Baß. Und diese Musik — — zaß Gott erbarm! Wan denkt dabei unwillkürlich an »ie Verfallserscheinung der Musik in den „modernen“ Fanzlokalen — hier Primitivität — dort verfeinert. Doch tun sind wir bald in der Lage, diesem Unwesen zu teuern und Abhilfe zu schaffen! . 515 Zum Gluück ist es aber nicht überall so! Allenthalben ommen Wänner an die Spitzen der Kapellen, denen die Ausübung der Wusik allerorts „Dienst der Kunst“ ist, und die auch für die besoldete Ausübung der Tanz— musik nicht „Musikanten“ und Akkordmusiker stellen, sondern die jederzeit wahre Musäiker sind, deren Besoldung die selbstverständliche Aner— kennung für ihre verdiente Leltuag t Arbeitsgemeinschaft— Kameraden Vesterreichs! Wir stehen vor einschneidenden Entscheidungen! Aller Opfer größtes, das Ihr bisher gebracht, liegt nun in verständnisvoller Eingliederung in die Bestre— bungen der Leitung. Größte Disziplin wird von Euch berlangt werden, strikte und restlose Erfüllung der Wei— sungen, die an Euch ergehen werdennnn Wir wissen, daß wir jetzt gefestigter dastehen denn je! Ansere Stellung zum Verband der Autoren, Ver— leger und Komponisten muß einmal geklärt werden! Wir haben protestiert und die Denkschriften nach Wien übersendet. Wird man uns hören?? — Wird man eine Organisation mit so vielen tausend Mitgliedern wieder übergehen wollen und sollen wir uns weiterhin als „Uunberufene Dilettanten“ bezeichnen lassen, wir, denen die Pflege der Musik als Volkskunst, gleich unseren Brüdern, den Sängern, hoch und heilig ist, die wir auf dem flachen Lande allein musikalische Volkskultur pflegen, die wir jahraus, jahrein unzählige Opfer an Mühe, Zeit und Geld erbringen, und in echt idealer Weise Hüter, Bewahrer, Pfleger und Vermittler der Musik als Volkskunst sind, die wir, inbeirrt von allen experimentistischen Unterfangen der „Moderne“, ihr und uns treu bleiben, in unseren alten Tanzweisen, in allen Freuden- und Trauerklängen sie mmer wieder neu begrüßen als freudengebende und reudenbringende Königin? Ein starker und schlagkräf— riger Verband einigt uns nun alle und Eure Führer werden alles unternehmen, was je fördernd für uns ein kann. In Zeiten besonderer Bestrebungen ist aber ein geschlossenes und einiges Vorgehen unbe— zingt notwendig und je fordernder und wichtiger die Bestrebungen, je größer ihre Bedeutung für das Fort— hestehen einer“ Bewegung ist, und je schärfer der Gegen— kampf, desto größer müssen die Opfer und die Disziplin der Bestrebenden sinnnn Kameraden! Haltet Euch genau san die Weisungen, die an Euch ergehen und stehet mit größtem Vertrauen und äußerster Konsequenz zusammen —; 66d. Munninger. Für das nächste Jahr erscheint ein Musikerjahrbuch für die Nichtberufsmusikerschaft Oesterreichs. Der Kalender