Volltext: Der Sammler 13 jahrg. 1917 (1917)

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derselben die verübte Ungebühr geziemend ab- 
zubitten. 
Scharf war die Obrigkeit gegen polizei 
widrige? Kartenspiel im allgemeinen und auch 
in deu Bürgershäusern, davon konnte der bürger 
liche Tuchscherrer Prandhuber erzählen, der wegen 
Spiclens in seinem Hause bis in die späte Nacht 
hinein mit 2 Stunden bürgerlichen Gehorsam- 
kottcr bestraft wurde. 
Bei Vergehen gegen Sitte und Anstand ließ 
man die Strenge des Gesetzes ohne weiteres in 
ihrer Ganze walten. 
Das sollte auch der bürgerliche Malermeister 
Ignatz Schilling erfahren, von dessen lockerem 
Lebenswandel wir folgende? erfahren: 
„Es hat sich der Genannte unterfangen, 
im Monat März heurigen Jahres (1777) dessen 
Weib und Kind zu verlassen und, ohne daß er 
eine erhebliche Ursache anzuzeigen vermag, abweg 
und davon zu laufen. Dieses ungebührliche und 
auf einen Bürger gar nicht schickliche Vergehen 
wurde also denselben, da er wieder zurück gekommen, 
alles Ernstes verwiesen und mit dem Aufträge, 
bei schärfstem Einsehen einer besseren Aufführung 
zu machen, wohlverdientermaßen Strafe diktiert: 
3 Tage und 3 Nächte nacheinander mit Wasser 
und Brot in den bürgerlichen Gewahrsamkotter 
einzusperren sein. Nachdem des vorgenannten 
Schilling Malers Dienstmensch Namens Elisabeth 
Hörtlin ein Uhrmacherstochter von Pfarrkirchen 
ebenfalls zurück gekommen, so wurde derselben, 
die unternommen heimliche aus den Diensttretung 
sowohl als daß sie sich angemaßt, init dem nach- 
hin entwichenen Schilling Maler 3 Täg lang 
herum zu gehen, ernstlich verwiesen und weil 
von einem anderen Vergehen dermal! nichts vor 
gekommen oder eingestanden worden ist, zur 
wohlverdienten Straf „2 Stunden lang auf 
öffentlichem Platz die Geige zu tragen hat" und 
nach solch ausgestandener Strafe von dem Amt 
mann durch die Stadt hinaus geführt werden 
solle, mit der ihr weiters gemachten Comination, 
daß, wofern sie sich wiederum allhier betreten 
lasseil sollte, man sie allemal mit ergiebigen 
„Karbätschstreichen" aus der Stadt und Burg 
friedensbezirk hinausschaffen wird." 
Gegen müßig herumziehende Weibsbilder 
wurde überhaupt strenge vorgegangen und selten 
erfolgte Verweis ohne diese freundliche Zutat. 
Wir finden beispielsweise in einem einzigen 
Falle drei Verurteilungen zur Geige, deren die 
Franziska Biermeierin, die Geiburgerin und die 
Zimmermann, sämtliche dienstlose Weibsbilder, 
teilhaftig wurden. 
Nach Verbüßung der Strafe wurden sie 
aus der Stadt geschafft und ihnen angedroht, 
daß, soferne sich eine noch jemals blicken ließe, 
dieselbe mit der Geige durch die Stadt geführt 
und karabätscht würde. 
Diese einzeln angeführten Fälle von 
Strafvollziehungen mögen als Bestätigung für 
das Eingangs Gesagte gelten, daß die Kammer 
amtsrechnungen nicht totes Papier sind, sondern 
lebendige Darstellungen von Sitten und Ein 
richtungen längst vergangener Jahrhunderte. 
Aus dem Jahresberichte des Museums der 
Stadt Steyr 1916. 
In freundlicher Weise wurde dem Museum 
sv wie in den Vorjahren der Jahresbericht des 
Museums der Stadt Steyr, verfaßt von dessen 
Direktor Jakob Kautsch, zugesandt. 
Das schlichte kleine Heft sindet warme 
Worte für den Entwicklungsgang des Gewerbes 
der Stadt Steyr in vergangener Zeit und ohne 
die Anmaßung zu haben, sich an die Seite der 
ersten Industriestadt des Landes mit seiner 
reichen Geschichte des deutschen bürgerlichen Er 
werbslebens stellen zu wollen, können mir doch 
auch eine Nutzanwendung aus den klaren und 
mahnenden Worten für uns ziehen. 
Auch unsere kleine Stadt, eng umschlossen 
von seinen trotzigen Festungsmauern, kann von 
einem einstigen blühenden Gewerbswesen sprechen 
und es bleibt auch für unsere musealen und 
stadtgeschichtlichen Bestrebungen eine schöne und 
dankbare Aufgabe, den Erinnerungen an jene 
Zeit, bleibend erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. 
Dazu regt uns der Jahresbericht aus Steyr 
mächtig an und darum find wir dankbar, den- 
; selben erhalten zu haben. 
Bekanntlich beinhaltet das Museum der Stadt 
Schärding auch gar manches Kleinod aus ge- 
j werbefleißiger, tüchtiger Meisterhand vergangener 
! Jahrhunderte, dessen Ursprung in unserer Stadt 
; unzweifelhaft festgestellt ist. 
Ja, wir dürfen es ohne Scheu sagen, daß 
eben diese Abteilung der Sammlungen wohl 
unser lebhaftestes Interesse in Anspruch nimmt. 
Daher unterläßt der Musealverein auch keine Ge 
legenheit, immer wieder darauf hinzuweisen, wie 
sehr auf Erzeugnisse dieser Art zu achten ist und 
daß es für das Museum wohl keine wertvolleren 
Gegenstände gibt als solche. 
Gar manches schöne Stück ist im Privat 
besitze, möge dasselbe mit richtigem Verständnisse 
bewahrt und geschätzt werden, wenn es auch dem 
Museum vorbehalten bleibt. 
Gm beachtenswerter?und aus der Steinzeit 
(Rammeraxt)? 
Vorgeschichtlich teilt sich die Zeit, bevor der 
Mensch eS zustande brachte, • aus den Erzen das 
Metall zu gewinnen — in eine ältere und in 
eine jüngere Steinzeit. 
Die letztere Bezeichnung besagt uns, daß 
die Waffen und Werkzeuge hauptsächlich, wenn
	        
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