Volltext: Der Sammler 13 jahrg. 1917 (1917)

m 
Werden begriffene Gedenkbild aber soll der per 
sönlichen Vorstellung an jeden einzelnen der ge 
fallenen und im Kriege verstorbenen Söhne 
unserer Stadt dienen, als wesentliche Beigabe 
zu dem Lebensbaume des Heldenhaines, der den 
Namen des Verewigten trägt 
Wie die gegenwärtige Zeit ungeahnte 
Aenderungen nach allen Seiten mit sich bringt, 
und Nichts ja auch nicht der einzelne Mensch 
durch dieselbe unberührt bleibt, so stellt sich die 
Gegenwart auch für den Musealvrrein dar. Bei 
voller Aufrechterhaltung seiner Bestimmung, dle 
Geschichte der Stadt, und den Charakter derselben 
als alte deutsche Festungsstadt aufrecht zu er 
halten, vermag er sich der Erkenntnis nicht zu 
verschließen, daß auch die Art der Pflege der 
Erinnerungen an die Kriegsereignisse sein Tätig 
keitsgebiet berührte, und daß es ihm daher nahe 
gelegen erscheint, die Ehrung der Heimgegangenen 
Krieger in der dargestellten Weise zusammenzu 
fassen, und die Durchführung derselben zu emp 
fehlen und an derselben nach Kräften mitzu 
arbeiten. 
Wenn die Kanonen verstummt sein werden, 
wenn Vater, Bruder und Söhne aus dem massen 
mordenden Gewühl, das wir Krieg nennen, zu 
rückgekehrt sein werden, dann wird auch das 
Gefühl der Dankesschuld der von dem Feinde 
beschützten Heimat zum mächtigen Durchschlag 
komme«, und nicht unvorbereitet soll uns diese 
ersehnle Zeit finden, dem Ausdruck zu geben, 
ivavon wir im Innersten bewegt sind. 
Vas Pfarrgeläuie der Stadt Schärding. 
Im „Sammler* vom Oktober 1916 haben 
wir mitgeteilt, was bezüglich der drohenden Ge 
fahr der Einberufung des Pfarrgeläutes vorge 
sehen wurde, und haben zum Schluffe des Be 
richtes die Bemerkung gemacht, es wird sich ja 
zeigen, ob der Weg der richtige ist, der zur Er 
haltung des Geläutes betreten wurde, ob er auch 
zum Ziele führen wird. Viel versprechend seien 
die Aussichten auf einen Erfolg wohl nicht. Es 
war auch ein nicht gar Leichtes, zu einem end 
lichen erfreulichen Resultate zu gelangen. 
In großen Zügen wollen wir den Gang 
der Verhandlungen zur Darstellung bringen, so 
weit es der zur Verfügung gestellte Raum zuläßt. 
Die ursprüngliche Eingabe der Stadtgemeinde 
um Belassung des Geläutes war mit dem Hin 
weise auf die stadtgeschichtliche Bedeutung des 
selben begründet, und war selbe an das Kriegs 
ministerium gerichtet. Man war schon zu der 
Annahme geneigt, daß von Schärding das Opfer 
der Abgabe der Glocken in Folge des gemachten 
Ansuchens überhaupt nicht erhoben würde, da 
bereits in den Nachbarspfarrkirchen die Abgaben 
vollzogen wurden, und in den Tagesblättern der 
letzte Termin für die Abgabe mit 15. November 
1916 bereits verlautbart war, auf welchen Ter 
min nur noch einige Tage fehlten, so daß wie 
gesagt die Annahme im Stillen gehegt wurde, 
daß von Schärding nichts verlangt würde. . 
Mit einem Schlag aber verkehrte sich die 
Situation in das Gegenteil. Ohne vorherige 
Mitteilung an Pfarramt oder Stadtgemeinde 
erschien in den ersten Tagen des November die 
militärbautechnische Kommission in Schärding, 
ausgerüstet mit allen erforderlichen Gerüsthölzern, 
Winden und Krahnen, welche mit dem nächsten 
Tage die Abnahme von drei Glocken bewerk 
stelligen wollte. Stadtdechant Kanonikus Theo 
dor Luger über die Anordnungen seitens der 
Militärbaustelle in Linz überrascht, nahm die 
Intervention des hiesig n Konservators des Staats 
denkmalamtes in Anspruch, der im Hinblicke 
auf den Umstand, daß die vor schon langer Zeit 
seitens der Stadtgemeinde gemachte Eingabe um 
Befreiung der Glocken — noch immer keine Er 
ledigung gefunden habe, — gegen die sofortige 
Abnahme der bezeichneten Glocken Einspruch er 
hob. Die Herren der militärischen Kommission 
erklärte», von einem Gesuche keine Kenntnis zu 
haben, und beschieden sich in Ansehung dessen 
in entgegenkommender Weise dahin, daß von der 
sofortigen Abnahme der Glocken vorderhand Ab 
stand genommen werde. 
So war die augenblickliche Gefahr vor 
übergegangen. Bei den sich aus diesem Anlasse 
ergebenden eingehenden Besprechungei, im Bür 
germeisteramte, wurden die Herren der Militär- 
baukommission von dem Jnl)alte der Eingabe 
der Stadtgemeinde vom September in Kennlnis 
gesetzt, und bot dieselbe den Gegenstand der Er 
örterung, dessen Ergebnis dahin zusammenzu 
fassen war, daß die Begründung des Gesuches, 
wie dies geschah, vom stadtgeschichtlichen Stand 
punkte aus, keine Aussichl auf Erfolg Halle. Der 
intervenierende Konservator kam dennoch zu der 
Ueberzeugung, daß, wenn überhaupt noch eine 
Möglichkeit gegeben ist, die wichtige Sache weiter 
zu verfolgen, der künstlerische Wert, den das 
Geläute in sich schließt, zur Geltung gebracht 
werden müsse, nicht das künstlerische Gußmerk, 
sondern der Wohlklang des gesamten Geläutes 
war damit gemeint. Der Gedanke hiezu wurde 
aus einet Bemerkung des Dombaumeisters 
Schlager in Linz abgeleitet, der sich dahin 
äußerte, seit jener Zeit,'in der das Geläute für 
die Stadt Schärding aus der Gießerei Gras 
meier in Innsbruck hervorgegangen ist, sei über 
haupt kein derartiges harmonisch schönes Geläute 
mehr in das Land gekoinmen. Die Gerüsthöl- 
zer 2C. wurden mehrere Wöchen im Kirchhofe 
belassen, da seitens der Militärbaustelle die Mei 
nung vorherrschte, trotz des Einspruches des Kon 
servators werde das Korpskommando nach Emp 
fang des Berichtes doch den Befehl zur Glocken 
abnahme zugehen lassen. Es kam aber zum 
Glücke doch nicht dazu, das heißt, der Befehl 
wurde wohl erteilt, aber die Ausführung konnte 
auch ein zweitesmal verhindert werden, llnmit- 
telbar nach Beendigung der oben mitgeteilten 
Besprechung wurde auf Antrag des Konservators 
eine neuerliche Eingabe seitens des Bürgermei 
sters im Einvernehmen mit dem Stadtpfarramt 
verfügt, welche dahin ging, die Erhaltung des 
Geläutes vom künstlerischen . Standpunkte aus,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.