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ischen Denkmale gerichteten Gesnchschreiben in
Angelegenheit der Aufstellung alter Stadt
brunnen 2C. folgen.
A n die geehrte Stadtgemeinde-
V o r st e h u n g I
Der Musealverein hat in seiner diesjährigen
Hauptversammlung einer Anregung, die sich mit
der Wiedererrichtung eines der alten Stadtbrunnen
beschäftigt, Folge gegeben und haben die Mit
glieder des Vereines die Anschauung gewonnen,
es solle der Versuch gemacht werden, durch die
Wiederaufstellung des einen oder des anderen
der früher bestandenen Stadtbrunnen das wie
derzugeben, was iin geschlossenen Stadtbilde sehr
vermißt wird.
Die altertümlichen Städte bewahren ihre
Brunnen mit Eifersucht gegen Schädigung oder
Entfernung, sind dieselben doch das sichtbare
Zeichen einstigen bürgerlichen Fortschrittes und
Bedachtnahme auf das Gemeinwohl und nicht
gar viele Städte sind es, die sich solch stolzer
Erinnerungen um die Entwicklung des Gemein
wesens aus vergangenen Jahrhunderten rüh-
inen dürfen.
Die Stadt Schärding hat zwei Monumental
brunnen sein Eigen genannt, den St. Georgs-
Bru nnen am oberen und den St. Florian-
Brunnen am unteren Stadtplatz. Der ehema
lige Brunnen am oberen Stadtplatz hat anläß
lich der Einführung der Hochquellenwasser
leitung einem modernen Hochstrahlbrunnen
Platz gemacht und damit hat die moderne
Stadtgemeinde ganz das Gleiche getan, was
unsere Vorfahren vor zwei Jahrhunderten durch
die Aufstellung der obgenannten beiden Brunnen
bezweckten, sie hat der Freude über ein für die
Stadt bedeutsames Ereignis Ausdruck gegeben.
Zivar sinb die beiden Brunnen nicht inehr
durch einfaches Zusammenstellen der einzelnen
Teile in Stand zu setzen, denn das Steinmaterial
der Brunnen hat rasch andere Verwendung ge
funden und ist verloren, aber ilumerhin sind
wichtige Bestandteile übergeblieben, die es er
möglichen, 'wenigstens für den einen Brunnen,
den St. Georgs-Brunnen, das Wiederherstell
ungswerk in Angriff zu nehmen.
Von diesem Brunnen ist die Brunnenfigur,
der hlg. Georg, die Widmungsplatte mit dem
Stadtwappen sowie der größte Teil des Brun
nengitters vorhanden, und es wäre daher nicht
schwierig, den Brunnen historisch treu wieder
erstehen zu lassen.
Der Musealverein würde zur Ausführung
dieser Neuaufstellung in der Weise vorgehen,
daß nach Feststellung der erlaufenen Baukosten
im Wege einer zu verlangenden Staatssub
vention die hauptsächlichsten Ausgaben gedeckt
würden, ferner würde der Musealverein bemüht
sein, auch aus eigenen Einkünften durch Ver
anstaltungen und Vorträge usw. Mittel zum ge
dachten Zwecke zu beschaffen. Der Muse, lverein
kann jedoch erst dann daran gehen, im er
wähnten Sinne tätig zu werden, wenn die
Erlaubnis seitens der Stadtgemeinde gegeben
sein wird, den bezeichneten Brunnen auf einem
öffentlichen Platze aufzustellen.
Es wäre für die Durchführung eine pas
sende Stelle am unteren Stadtplatze gedacht.
Der gefertigte Musealverein stellt daher an die
geehrte Stadtgemeindevertretung die Bitte, zur
Ausführung der dargetanen Absicht die Zustimm
ung erteilen zu wollen.
Ferner erlaubt sich der Musealverein
darauf hinzuweisen, daß sich durch die Ausfüll
ung jenes Stadtgrabenteiles, der bis jetzt den
Garten des Herrn Kaufmann Feichtinger und
den Anfang der Schloßgasse bildete, ein ganz
neues, reizvolles Stadtbild ergeben hat, das
festgehalten bleibt, wenn an dieser Stelle nicht
ein Haus gebaut wird, was wenig wahrschein
lich ist. Wahrscheinlich ist, das an dieser Stelle
wieder ein Garten entstehen wird, wodurch der
Anblick dieses alten Stadtwinkels erhalten
bleiben wird, was dem altertümlichen Charakter
der Stadt nur erhöhten Reiz verleiht.
In dieses schöne Gesamtbild bringt jedoch
das gegenwärtig im Hintergründe des Bildes
stehende L>teigerhaus der Feuerwehr einen be
deutenden Mißton hinein, und höchst wünschens
wert wäre daher die Versetzung dieses Steiger
hauses an eine andere Stelle in der Stadt.
Auch bezüglich der Feuersgefahr für das Stadt
museum wäre die Entfernung des genannten
Objektes sehr erwünscht. Das Museum, das in
seinen Sammlungen für die Stadt doch schon
einen bedeutenden Wert repräsentiert, ist durch
diesen Holzbau in unmittelbarer Nähe arg ge
fährdet. Aus diesem Grunde glaubt der Museal
verein die Stadtgemeindevertretung ersuchen zu
dürfen, um Einflußnahme auf baldige Entfern
ung des Steigerhauses von genannter Stelle.
Endlich sieht sich der Musealverein ge
drängt, auch dahin bei der Stadtgemeinde bitt-
lich zu werden, daß anläßlich der im Hackinger-
hause vorzunehmenden Adaptierungs - Arbeiten
das gotische Portale einer fachgemäßen Reinig
ung unterzogen werde.
Schärding, am 22. Dezember 1910.
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A n d i e hohe k. k. Z e n t r a l - Kom
in i s s i o n!
Der Gefertigte Musealverein erlaubt sich
ivie folgt zu berichten:
Es wurde hier bekannt, daß seitens der
k. k. Staatsverwaltung bereits Aufträge an die
k. k. Statthalterei ergangen sind, ivegen Rekon
struierung der Jnnbrücke Vorerhebungen zu
pflegen und Anträge zu stellen.