Volltext: Der Sammler 6. Jahrg. 1910 (1910)

Jahr, das für Schärding die große „Franzosen 
not" gebracht hatte. 
In Entsprechung des Auftrages der Haupt 
versammlung vom 19. Dezember 1908 beschäf 
tigte sich der Ausschuß sofort und in intensivster 
Weise mit den Vorarbeiten zur Durchführung 
einer Erinnerungsfeier und fand hierin die all- 
seitigste Unterstützung, die ihn sicherlich in der 
Ansicht bestärken mußte, die Idee einer Erinner 
ungsfeier an das Jahr 1809 sei in der Stadt 
bevölkerung aus fruchtbaren Boden gefallen. Es 
dürfte wohl nicht nötig sein, heute alle Einzel 
heiten dieser schönen Feier wieder vor Ihrem 
geistigen Auge zu entrollen, die gelungene Feier 
lebt noch frisch in aller Anwesenden Gedächtnis. 
Dank dem einmütigen Zusammenwirken aller 
beteiligten Faktoren, ganz besonders aber der 
seltenen Opferfreudigkeit, mit welcher sich die 
Mitwirkenden des Festspieles den großen Mühen 
der vielen Proben und den drei Aufführungen 
unterzogen und endlich nicht zum wenigsten. 
Dank der Hochherzigkeit zahlreicher Mitglieder 
des Musealvereines, die sich in reichlichen und 
namhaften Spenden für das Denkmal ausdrückte, 
gelang es, das vom Ausschüsse festgelegte Pro 
gramm voll und ganz zur Durchführung zu 
bringen. Die Gedenktafel am Rathause wird 
noch den kommenden Geschlechtern verkünden, 
daß unsere Generation nicht pietätlos den Tag 
vorübergehen ließ, an welchem vor 100 Jahren 
unsere Vorfahren soviel Drangsal und Not er 
litten haben. Die vom- gefertigten Bericht 
erstatter gegebene Anregung, ein Festspiel vor 
zuführen, dessen Handlung auf die Tage der 
Franzosennot vor 100 Jahren Bezug haben 
sollte, griffen jpnge, begeisterte Verehrer 
der Stadt Schärding, die Herren Georg Ky r le 
und Clemens L u b o j a tz k i sogleich auf und 
schufen in der kurzen, zur Verfügung stehenden 
Zeit den Text des Festspieles „Schärdings Fran 
zosennot", den dann der Regisseur des land 
schaftlichen Theaters in Linz, Herr Frey tag, 
revidierte und mit den Darstellern einübte. 
Dr. Josef Kyrie schrieb den Prolog des Fest 
spieles, welcher in Herrn Paul Poindecker 
einen temperamentvollen Interpreten fand und 
die Damen Fräulein Johanna H i l l i s ch e r 
und Fräulein Mina Reichelt, sowie die 
Herren Brandstätter,Fink, Hegen 
barth, Mayr, M u rauer, Pal 
finger Franz und Karl, P f l i e g l, P i n- 
t e r, P o,i n d e ck e r, R a u b i t z e k, S ch m i- 
dinger. Singe r, Wishofer, A n - 
tesberger, Wagner und Mauder, 
denen allen auch an dieser Stelle unser bester 
Dank zum Ausdrucke gebracht werde, vermit 
telten in trefflichster Weise eine der denkwür 
digsten und folgereichsten Episoden unserer Stadt 
geschichte und förderten dadurch bei der gesamten 
Bevölkerung die Zwecke des Musealvereines, die 
Verbreitung der Kenntnisse über die wechsel 
vollen Geschicke der Stadt Schärding in eminen 
tester Weise. 
Das „S ch ä r d i n g e r W o ch e n - 
b l a t t" unterstützte die Erinnerungsfeier durch 
Herausgabe einer illustrierten Extrabeilage auf 
das wirksamste und freundlichste, während die 
„Linzer T a g e s p o st" in der entgegenkom 
mendsten Weise dafür Sorge trug, daß die Be 
deutung der Gedenkfeier auch der Aufmerksam 
keit des Heimatlandes nicht entgehe. Ohne 
Ruhmredigkeit kann derMusealverein mit voll 
ster Befriedigung auf die Erinnerungsfeier 
zurückblicken. 
Ueber die zweite hervorragende Aktion, be 
treffend die Erhaltung des gotischen Portales an 
der ehemaligen hl. Geistkirche (Häckingerhaus) 
in Schärding kann ich mich kürzer fassen. Das, 
was der Musealverein mit seinen bescheidenen 
Mitteln nicht vermocht hätte, gelang durch An 
regung unseres Herrn Obmannes durch Inter 
vention der k. k. Zentralkommission in Wien und 
mit wirksamster Unterstützung des Herrn Reichs 
ratsabgeordneten Hans Winter, griff die 
Staatsbehörde hier kräftig ein. Mit Hilfe der 
vom h. k. k. Unterrichtsministerium gewährten 
Staatssubvention per 5000 Kronen wurde er 
reicht, daß dieses schönste und älteste Kunstdenk 
mal, welches die Stadt Schärding besitzt, auch 
unserer Stadt erhalten bleibt; wir können jetzt 
beruhigt sein, dadurch, daß das Haus in den 
Besitz der Stadt Schärding kam, das Denkmal 
auch in gute Hände gekommen ist und in solchen 
verbleiben wird. 
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Was nun die weiteren Vorkommnisse im 
Vereine betrifft, so möge noch folgendes ermähnt 
werden: 
Der Ausschuß hat die laufenden Geschäfte 
in sechs Versammlungen erledigt und wurden 
die meisten Protokolle im „Sammler" ver 
öffentlicht. 
Der Verkauf der Textbücher des Festspieles 
gestaltete sich so günstig, daß die Herstellungs 
kosten gedeckt werden konnten; auch nach den 
künstlerisch ausgestalteten Festkarten, von denen 
10 verschiedene, jede in einer Auflage von 1000 
Stück erschienen, war rege Nachfrage. .Es ist 
wohl selbstverständlich, daß eine Auflage von 
10.000 Stück nicht sofort an Mann gebracht werden 
konnte, doch wünschen und hoffen wir, daß der 
vorhandene Rest dieser sehr schönen und sicherlich 
preiswerten Karten auch noch abgesetzt werden 
kann und werden alle Mitglieder freundlichst 
ersucht, auf den Absatz dieser Karten 
nach Möglichkeit bei allen sich Bieten^ 
den Gelegenheiten Einfluß nehmen zu 
wollen. Die Bestrebungen, einen weiteren Kreis 
der Bevölkerung des Jnnviertels zur Förderung 
und Pflege der Heimatkunde heranzuziehen, wozu 
der Musealverein in Schärding sicherlich kräf 
tigen Anstoß gab, haben nun Wurzeln geschlagen
	        
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