Volltext: Der Sammler 6. Jahrg. 1910 (1910)

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Herausgeber: Der Museal-Verein Schärding. — Verantwortlicher Redakteur: Job. Vees Schärding. 
Truck I. Vees, Schärding 
Dabei handelt es sich naturgemäß auch um 
einen Brückenabschluß in der Stadt Schärding. 
Derselbe kann in seiner heutigeen Beschaffenheit 
nicht länger bestehen, schon aus dem Grunde 
nicht, weil die Fahrbahn der Brücke um 1.90 
Meter höher gelegt werden soll. Das Zollwächter 
häuschen mit dem Tore, das heute den Abschluß 
bildet, ist unhaltbar. 
Es besteht nun die Befürchtung, daß an 
dessen Stelle ein Bau gesetzt wird, der ohne alle 
Rücksicht aus das Stadtbild angeordnet werden 
wird. Diese Befürchtung fand in der Jahres- 
Versammlung des Musealvereines in Schärding, 
der zugleich die Aufgabe sich gestellt hat, den 
baulichen Charakter der Stadt zu wahren, leb 
haften Ausdruck, und der genannte Verein hat 
beschlossen, in dieser wichtigen Sache die Inter 
vention der hohen k. k. Zentralkommission zu 
erbitten. 
Die zutagegetretene Anschauung geht all 
gemein dahin, daß es am * zweckentsprechendsten 
wäre, wenn an gedachter Stelle wieder ein ein 
faches Torgebäude erstehen möchte, wie dies im 
18. Jahrhundert bestanden hat; damit wäre 
zweifelsohne dem von der Jnnbrücke aus sich 
darbietenden Stadtbilde am bestell geholfen. 
Der Gefertigte Musealverein erlaubt sich, in 
Bezug auf diese Darlegung ein Ansichtsbild des jetzt 
bestehenden Zollhäuschens beizuschließen sowie eine 
Skizze darüber, wie sich der Musealverein das 
neu zu erbauende Brückentor vorstellt. 
Diese Skizze zeigt das letztere aus dem 
Jahre 1747. Es ist dasselbe einem Votivbilde 
entnommen, das in der hiesigen Kapuzinerkirche 
seine Aufbewahrung gefunden hat, und demnach 
historisch treu ist. 
Der Gefertigte bittet nun namens des 
Musealvereines eine hohe k. k. Zentralkom 
mission um Einflußnahme bei den k. k. StaaLs- 
baubehörden, daß dem Stadtbilde Schärdings 
im vollen Umfange Rechnung getragen werde. 
Schärding, am 26. Dezember 1910. 
Der Stadtsyndiker Sranz Xaver lüisbofer 
von Schärding. 
Da wir dem Namen desStadtsyndikers von 
Schärding in der Zeit der französischen Kriege und 
Invasionen oft begegnen und im allgemeinen über 
die Stellung eines solchen Beamten kaum mehr 
die richtigen Vorstellungen bestehen, so möge 
Angänglich bemerkt sein, daß der Stadtsyndiker 
ungefähr gleich war mit einem heutigen rechts 
kundigen Magistratsrate, vielleicht mit dem Unter 
schiede, daß die Agenden des ersteren noch 
weitergehende waren, als die des heutigen Magi 
stratsrates, weil der Syndiker auch zugleich 
Grundbuchsführer war. 
Franz Taver Wishofer begegnen wir auf 
einer großen Anzahl von Dokumenten und in 
den Archivalien der Stadt, er war von 1802 
bis 1810 Syndikus und 1809 Justizrat bei der 
k. französischen Regierung in Ried. Wishofer, 
über dessen Person und Tätigkeit auf uns münd 
liche Ueberlieferungen nicht gekommen sind, ist 
ein nicht unbedeutender Mann gewesen, der nicht 
nur in Amt und Würden etwas gegolten hat, 
sondern der auch ein höchst gebildeter, dichterisch 
begabter Mann gewesen zu sein scheint und, 
wiewohl Justizrat bei der französischen Landes 
regierung, war und blieb er ein fühlender Sohn 
des damals hartbedrängten Deutschland. 
Wir haben ein umfangreiches schöngeistiges 
Werk, bestehend aus zwölf Bänden und einem 
Suplimentbande vor uns, das dem Schreiber 
alle Ehre macht, und von dem die wenigsten 
Schärdinger Kenntnis haben dürften. Es be 
titelt sich „Deutschlands Geist und Kraft in 
Schrift und Sprache". 
Eine Auswahl der sinnreichsten Stellen 
aus den Werken deutscher Musterschriftsteller 
des 18. Jahrhunderts 1700 bis 1800. 
Als das Werk herausgegeben wurde, war 
Franz Taver Wishofer bereits k. k. pensionierter 
Stadtsyndiker von Schärding, woraus hervor 
geht, daß derselbe beim Eintritte des österreich 
ischen Regiments, das die Magistratsverfassung 
nach bayerischer Art aufgehoben hat, in den 
Ruhestand versetzt wurde. Herausgegeben ist 
das Werk, genannt „Chrestomatie", in Grätz iin 
Verlage der Franz Forstlischen Buchhandlung 
im Jahre 1834. 
Es enthält, wie früher ermähnt, die geist- 
und kraftvollsten Stellen aus den verschiedenen 
Werken, biographische und historische wie auch 
Eigennamen und Fremdwörter-Erklärungen. 
Der Verfasser teilt in einer Vorrede mit, 
daß er das Werk mit größtem Fleiße, nach 
strengster, jedoch freier Auswahl und in gewis 
senhafter ungestörter Genauigkeit geschrieben 
hat. Es hat sich selber, dies sei zu>n Schlüsse 
anzuführen erlaubt, dadurch einen angesehenen 
Namen in der deutschen Schriftstellerwelt er 
obert : Der Syndikus von Schärding. 
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