Volltext: Der Sammler 6. Jahrg. 1910 (1910)

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Herausgeber: Der Museal-Verein Schärding. — Verantwortlicher Redakteur Jsh. Vees, Schärding. 
Druck I. Vees, Schärding. 
Gründung cfncs Museums für die Stadt Ried 
und Umgebung. 
Nach Mitteilungen aus Ried ist nunmehr 
die Gründung eines Museums in genannter Stadt 
zur Gewißheit geworden. Den eifrigen Bemüh 
ungen des Herrn Gymnasialprofessors Dr. Franz 
Berger, eines gebornen Rieders, ist es ge 
lungen, diese heimatliche Sache soweit zu fördern, 
daß man nun von einem Erfolge sprechen kann. 
Das Museum in Ried stellt sich nebst der 
Beachtung der Geschichte der Stadt und des Be 
zirkes die Aufgabe, die künstlerische Tätigkeit der 
Familie Schwanthaler zur Darstellung zu bringen. 
Der Innviertler Heimatkalender vom Jahre 1910 
bringt einige sehr schöne Arbeiten dieser Künstler- 
familie, und in Ried selbst sind mehrere Schnitzer 
eien von dem älteren Schwanthaler in Privat 
besitz. Auch in Kirchen des Bezirkes finden sich 
solche hervorragende Arbeiten. Wenn diese Absicht 
auch freundliche Unterstützung findet, dann wird 
die Stadt Ried sich in Bälde eines hervorragenden 
Anziehungspunktes erfreuen. 
Der in der gesamten Kunstwelt hochklingende 
Name Schwanthaler verdient es wohl, daß man 
sich an jenem Orte, an dem seine Wiege stand, 
an dessen Werdegang erinnert, und hat, um dies 
anzubahnen, Professor Dr. F. Berger bereits in 
einer sorgfältig zusammengefaßten Biographie der 
Schwanthaler den nun zur Ausführung kommen 
den Gedanken vorgearbeitet. 
Möge ein reichlicher Erfolg dieses schöne Be 
ginnen lohnen! 
Dotizen über das Stadtwappen von Schärding. 
(Von Johann L a m p r e ch t.) 
Häufig wird die Richtigkeit des Stadt 
wappens bezweifelt, und es mag auch sein, daß in 
der einen oder anderen Darstellung streng herald 
ischer Entwicklung desselben nicht ganz Rechnung 
getragen ist, wie dies ja fast allgemein vorzukom 
men pflegt. 
Es ist gewiß interessant, zu erfahren, welches 
Bewandtnis, es mit der Geschichte des Stadt 
wappens hat, und wie selbes für die Gegenwart 
Geltung hat, sowie seit wann das jetzige Stadt 
wappen geführt wird. 
Der unermüdliche Geschichtsforscher Joh. Ev. 
La mp recht hat auch diesen für die Stadt 
geschichte wichtigen Teil einem eingehenden Studium 
unterzogen und somit kann über die Frage des 
Stadtwappens erschöpfend berichtet werden. 
„Im 10., 11. und 12. Jahrhundert, schreibt 
Lamprecht, saß auf dem Schlosse Formbach am 
Inn das erlauchte Geschlecht der Altgrafen von 
Formbach, die sich später, nachdem sie ihre 
Hofhaltung in dem weitläufigen Schlosse zu Neu 
burg genommen hatten, „Grafen von Form- 
bach und Neuburg" oder kurzweg „von 
Neuburg" nannten. 
Sie besaßen einen Großteil des ehemaligen 
jenseits der Donau gelegenen Schweinach-Gaues 
unter dem Namen Grafschaft Windberg, den öst 
lichen Teil des sogenannten Rotach-Gaues, soweit 
dieser zwischen der Donau und dem Inn sich er 
streckte, und dann am rechten Jnnufer bis zur 
Salät-Waldung reichte. Damals bestand das 
Land ob der Enns als solches noch nicht. Außer 
dem gehörte zur Grafschaft Formbach-Neuburg 
ein großer Teil des Traungaues unter dem Namen 
Grafschaft Wels-Lambach und noch 
mehreres. 
Die Grafen von Formbach und Neuburg 
geboten über einen Länderkomplex 'von beiläufig 
80 Quadratmeilen und zwar reichsunmittelbar; 
demnach zählten diese Altgrafen zu den angesehen 
sten und mächtigsten Adelsfamilien in Ostbajo- 
warium. 
Selbstverständlich führten dieselben ein eigenes 
Wappen und zwar für die einzelnen Länderteile 
oder Grafschaften ein gesondertes Wappen; so für 
die Grafschaft Windberg, Neuburg, Formbach, 
Schärding, Lambach-Wels, Ratlingberg rc. 
Das Wappen von Formbach zeigt einen 
roten Panter, der in seinen Vorderkrallen einen 
Hasen hält. Es ist dies das Urstammwappen der 
Formbacher, welches nach der geschehenen Stiftung 
des Klosters Formbach 1096 auch als Kloster 
wappen diente. 
In der ehemaligen Kanzlerstube in Neuburg 
waren 8 aus Stucco gearbeitete ovale Schilde, 
etwa 30" hoch, 20 bis 22", breit an der Wand 
angebracht und diese Schilde, mit Wappen be 
malt, welche sich auf die einstigen Besitzer der 
Reichsgrafschaft Neuburg bezogen. 
Das erste Schild zeigt ein diagonal geteiltes 
Wappen, dessen oberes Feld den vorbezeichneten 
Panter, das untere Feld die silberne Schere im 
grünen Felde, über dem Wappen die Grafenkrone 
und zu beiden Seiten die Jahreszahl 1156 (als 
der letzte männliche Dynast, Graf Ekbert III. noch 
am Leben war) zeigte. 
Fortsetzung folgt. 
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