Volltext: Der Sammler 3. Jahrg. 1907 (1907)

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Aehnlich ist es mit der Bauernstube, in der 
die Herstellung des Ofens am meisten Umstände 
und wohl auch die größten Kosten erfordert. 
Für die Bauernstube sind bemalte Möbel 
stücke gesammelt worden, von denen ein Kasten die 
Zeit 1797 angibt. Gleich dazu gehört ein Aufsatz 
schankkasten ; alles Geschenke des Herrn Baum 
gartner. Sodann steht ein vierbeiniger Tisch mit 
1774 eingeschnitten zur Verfügung, einige Holz 
stühle, eine sehr schöne Holztruhe, die in den 
Jahren höher hinaufreicht (1600). Christusse, 
Bilder, Krüge und verschiedener Hausrat sind 
reichlich vorhanden. 
Schließlich ist noch über die Urkunden 
kammer zu berichten. Selbe ist feuersicher ein- 
wölbt und mit eisernen Türen und Fensterbalken 
abgeschlossen. Dermalen sind in der Doppel 
vitrine, die in der Mitte des Zimmers steht, die 
wichtigsten und ältesten Stadturkunden aufgestellt, 
an diese reihen sich die Gedenk- und Erinnerungs 
münzen, auf der anderen Seite zeigt eine Abtei 
lung eine Ausstellung von Bankozetteln und 
Scheingeld, die Geldsorten während der napoleo- 
nischen Kriege bis zum Jahre 1816. Daran 
schließt sich eine allgemein gehaltene Münzabteilung, 
sodann Schriften, die auf die Geschichte der Stadt 
Bezug haben, und die noch vorhandenen Siegeln 
an. An den Schmalseiten sind die Bilder der 
beiden französischen Generale, die Schärding be 
schossen haben und des Adjutanten des Marschalls 
Massen«, sowie die Bilder Napoleons I. und des 
Kaisers Franz von Oesterreich angebracht. 
Ferner sind Waffen an den Wänden, sowie 
die noch auffindbaren Kanonenkugeln von der Be 
schießung Schärdings in 2 Pyramiden dargestellt. 
Eine große eiserne Aktentruhe steht im Zimmer 
sowie das älteste Bild, das die Stadt besitzt, die 
Wand ziert. An letzterer sollen in der Folge alle 
alten Stadtbilder ihren Platz finden. 
Soviel über den dermaligen Stand der 
Zimmer und ihres Inhaltes. Dazu muß noch 
darauf verwiesen werden, daß in den Zimmern 
„Geschichte der Umgebung" und im „Urkunden- 
Zimmer" die Böden unbedingt gestrichen werden 
müssen, um die Feuchtigkeit, die durch das Aus 
waschen erzeugt wird — zu bannen. 
Das werdende städtische Museum hatte sich 
im verflossenen Jahre seitens der Herren Konser 
vatoren der k. k. Zentralkommission zur Erhaltung 
der historischen Denkmale eines auszeichnenden 
Besuches zu erfreuen. 
Der k. k. Universitätsprofessor Hochwürden 
Herr Dr. Neumann-Wien machte den Anfang, 
ihm folgte der k. k. Regierungsrat Professor 
Szombathy, Kustos des k. k. Naturhistorischen Hof 
museums Wien (in Angelegenheit der prähistorischen 
Ausgrabung), Dr. H. Tietz, Assistent bei der k. k. 
Zentralkommission (in Angelegenheit der Neu 
burger Marmorreliefs), Professor F. Lehner, k. k. 
Konservator-Linz, Hochwürden Herr Prälat Kon 
rad Meindl, k. k. Konservator und Referent für 
den hiesigen Bezirk, Dr. Paul Hauser, Assistent 
der k. k. Zentralkommission (in Angelegenheit des 
Mohren zu Teufenbach), Landesarchioar Dr Zie- 
bermeier-Linz, neuerlich Herr Professor F. Lehner- 
Linz sowie Herr Hugo von Preen» korrespondie 
rendes Mitglied der k. k. Zentralkommission-Wien, 
Herr Dr H. Leher, kgl. bayr. Rat in München 
und Hochwürdrn Herr Professor Dr. Schiffmann, 
k. k. Konservator und Direktor der Diözesan- 
bibliolhek in Linz, sowie Professor Dr. Berger- 
Linz. 
Die sämtlichen Herren waren überrascht über 
die Opferwilligkeit der Bewohner der Stadt und 
Umgebung und sprachen sich über die Zukunft 
unseres Unternehmens in günstigem Sinne aus. 
Daß das Werden unserer Sammlung An 
regung und Meinungsaustausch in vielfacher Rich 
tung gab, geht aus der Korrespondenzenzahl her 
vor, die auf die Zahl 673 im Jahre 1906 ge 
stiegen ist. 
Auch bezüglich einer Handbibliothek für das 
städtische Museum macht sich bereits ein Ansatz 
bemerkbar. 
Hiezu wurden gespendet vom Museum 
Franziskum Karolinum in Linz ein Bibliotheks- 
kckalog, der Jahresbericht 1905, Loy Hering Mo 
nographie von Dr. Mader-München, Die Löffel 
opferung im oberen Jnnviertel von Hugo von 
Preen, Die Uttendorfer Funde von Hugo von 
Preen, Die Konservierung von Altertümern von 
Friedrich Rathgen-Berlin angekauft. Deutsche 
Gaue, Wochenschrift, herausgegeben vom Vereine 
der Heimatler in Kaufbeuren, Die Tonkopf 
opferung, kulturhistorische Abhandlung von Hugo 
von Preen. In Bezug auf das Museumsgebäude 
ist zu berichten, daß die Adaptierung bis auf die 
Färbung des Torbogens beendet ist. 
Als ein ganz besonderer Erfolg ist es seitens 
der Gesellschaft zu begrüßen, daß es der Gemeinde 
gelungen ist, die Schubarreste aus diesem Hause 
zu entfernen. Wir danken dies nebst der Initia 
tive des Bürgermeisters dem Herrn k. k. Bezirks 
richter Dr. Nedobyti und dem Hofrate am obersten 
Gerichtshöfe Herrn Dr. L. Elsner. 
Eine zweckentsprechende Verwendung der frei 
gewordenen Räumlichkeiten wird sich bald ergeben. 
Nach Ansicht des Herrn Landesarchivars Dr. Zie- 
bermeier sollten in, diesen Gewölben das Gemeinde 
archiv untergebracht werden. Einen passenderen 
Platz könnten die interessanten Bücher, die in sich 
die Geschichte der Stadt bergen, wohl nirgends 
finden. 
Was die finanziellen Aufwendungen anbe 
langt, so kann die Musealgesellschaft darauf ver 
weisen, daß bisnun ganz bedeutende Beträge dazu 
verwendet wurden, um die Einrichtung des 
städtischen Museums durchzuführen. Im Jahre 
1905 und 1906 wurden aus den Mitglieder 
beiträgen 1660 Kronen verwendet Das Erfor-
	        
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