Volltext: Der Sammler 3. Jahrg. 1907 (1907)

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welchem auf einem Neuburger Gewölbezierstück die 
Figur des hl. Johannes halb lebensgroß steht. 
Im Vorraum ist die hl. Maria mit dem 
Christuskinde von zwei anbetenden Engeln um 
geben, aufgestellt, gegenüber die fchönen, farbigen 
Stiftzeichnungen, Bilder von Alt-Schärding, aus 
geführt vom Herrn k. k. Statthaltereirate Hugo 
Ritter von Hebenstreit. 1892 der Stadtgemeinde 
zum Geschenke gemacht. 
An der schmalen Seite sind Porträts alter 
Schärdinger Familien«ngehöriger angebracht. 
In diesem Vorraum, dem noch eine reichere 
Ausgestaltung vorbehalten ist, tragen die einzelnen 
Türen folgende Bezeichnungen: 
1. Lamprecht-Denis. 
2. Volks- und Vaterlandskunde. 
3. Geschichte der Umgebung. 
Im Lamprecht-Deniszimmer sind die Eintei 
lungen schon durchgeführt. Das Zimmer enthält 
außer einer Doppelvitrine einen Wandkasten, 
während die Karten Lamprechts und die Bilder 
M. Denis die Wände zieren. 
Ganz in letzter Zeit hat diese Sammlung 
noch eine interessante Bereicherung erhalten, ein 
Geschenk des Fräuleins Marie Wishofer. Ein 
Familienbild Lamprechts: Vater, Mutter Sohn 
und Tochter, von I. Lamprecht gezeichnete Sil- 
huetten aus dem Jahre 1840. 
Zimmer Nr. 2: Vesindet sich dermalen die 
Schützenfahne und in der Ecke gegenüber Waffen 
der Nationalgarde. An der nächsten Wandfläche 
erscheint ober drei gekreuzten Hellebarden das Bild 
Stefan Fadingers, unter, dem auch die Gerichts 
geige von Teufenbach angebracht ist. In der 
Fensterecke nebenan steht der Mohr aus Teufen 
bach, und gegenüber die Gruppe der Schiffleut- 
zeche oder Nikolaibruderschaft von Schärding. An 
der langen Wand von dieser Ecke bis zur Türe 
sind bis jetzt 3 Porträts angebracht. 
Dieses Zimmer wird in folgender Weise 
vervollständigt Zwischen Schützenfahne und Natio- 
nalgardensahne kommt das lebensgroße Bild des 
Kaisers im großen Ornate des goldenen Vliß- 
ordens. Gedenkbild aus der Zeit der Tron- 
besteigung. Nach der Nationalgardenecke wird ein 
Stehglaskasteu angebracht, der die historischen Er 
innerungen an das Jahres 1848 bergen wird. 
Die folgende Längswand wird noch einen 
reicheren Schmuck erhalten. 
In die Mitte des Zimmers kommt eine 
Doppelvitrine zur Ausnahme der volkskundlichen 
Gegenstände, und an der Längsseite von der 
Schiffzuggruppe bis zur Türe wird ein langer 
Schaukasten für die Biedermeiersachen aufgestellt. 
Zimmer Nr. 3. Geschichte der Umgebung. 
In diesem Ziinmer sind bisnun die beiden Mar 
morreliefs aus Neuburg enthalten. Gegenüber 
an der Schmalwand wäre die Darstellung der 
Votivbilder und der aus der Umgebung gesammel 
ten heiligen Figuren gedacht. Inmitten des Zim 
mers sollen in einer Doppelvitrine die Ausgra 
bungen zur Darstellung gebracht werden. Auch 
aus dem reichen Bücherschatze, den uns die Be 
wohner der Umgebung zur Verfügung stellten, 
wird ein entsprechender Teil zur Darstellung ge 
bracht werden können. 
Von Zimmer Nr. 2 führt eine Türe mit der 
Aufschrift „Gewerbe-Geschichte" in das Zimmer 
Nr. 4. Selbes ist bereits reich bestellt. In der 
Doppelvitrine des Zimmers sind die Handwerks- 
ordnungen, die Siegeln und Kupfertafeln, die 
feinen Schlofferarbeiten, Büchsenmacher-, Kupfer- 
und Silberschmiedarbeiten untergebracht, ebenso 
Zeichnungen des Zimmerhandwerkes. Ober dieser 
Vitrine sind die Zechschilder. In den Fenster 
nischen auf eichenen Schemeln stehen die Zunft 
laden. An den Wänden sind Bilder und Holz 
modelle vom Färber- und Lebzelter-Handwerke an 
gebracht. 
Ein großer Holzkasten in der linken Zim 
merecke wird die neuere Geschichte der Stadt resp. 
die in der neuen Zeit gemachten Gemeinde-Durch 
führungen zur Darstellung bringen, sowie die Zeit 
nach der Uebergabe des Jnnviertels an Oesterreich 
berücksichtigen, da die alte bayerische Geschichte 
mehr für die Unterbringung in der Urkunden- 
kammer passend erscheint. 
Jedenfalls wird dieses Zimmer das erste 
sein, das zu klein wird. 
Eine schmale Glastüre führt aus diesem 
Zimmer in die bürgerliche Wohnstube. 
Für die Bürgerstube sind bereits zahlreiche 
sehr schöne Gegenstände vorhanden. An Möbel 
stücken ist aber ein Abgang vorhanden, der mit 
schweren pekuniären Opfern zu begleichen sein wird. 
Es fehlt ein Zimmertisch, ein Konsoltischchen für 
den Erker und ein zweiter Schubladekasten 
sowie ein Gläserkasten. Die Einrichtung muß 
streng aus der Zeit Maria Theresias sein, damit 
die schon vorhandenen Gegenstände den richtigen 
Hintergrund erhalten. 
In dem Gläserkasten sollen die Familien 
kleinodien zur Aufstellung gebracht werden, als da 
sind: Goldumrandete Silhuettbilder, Gebetbücher, 
Rosenkranz, Silbergeschmeide, bürgerlicher Tauf 
anzug, in Gold und Silber gefaßte Gegenstände 
der Sympathie-Heilmethode, Freisenhaube, Schatz 
gelder, Heiligenbilder und Sterbekreuze rc. In dem 
großen Schrank die schönen Kostümstücke. Bilder, 
Gläser und Zinngeschirre werden das harmonische 
Bild zu vervollständigen haben. Um eine mög 
lichst günstige Einteilung zu erlangen, mußte der 
Ofen nochmals versetzt werden, sowie die zeit- und 
stilgerechte Türe noch das Schloß zu bekommen 
hat. Es wird daher noch ein eifriges Bemühen 
notwendig sein, um hier nach allen Richtungen 
entsprechendes zu schaffen; die Uhr des Herrn 
Wieninger und der Kasten des Herrn Weiglein 
sind hervorragende Einrichtungsstücke.
	        
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