Volltext: Der Kampf um den Suezkanal [35]

einen oder anderen Weise wenigstens teilweise aufrecht zu erhalten, 
so müssen die Frachten und mit ihnen die beförderten Waren 
dermaßen verteuert werden, daß ein solcher unnatürlicher Zustand 
unmöglich lange von England ertragen werden kann. Ein Land, 
das, wie Deutschland, zur Not einmal längere Zeit hindurch auf 
Aus- und Einfuhr verzichten kann, ohne dadurch merklich aus 
dem wirtschaftlichen und sozialen Gleichgewicht zu kommen, kann 
der Sperrung des Suezkanals (die ja praktisch für Deutschland 
seit dem 5. August 1914 schon besteht) gelassen ins Auge schauen: 
denn wir bedürfen während des Krieges keines Suezkanals für 
unser Wirtschaftsleben. Ein Land wie England aber, für das 
die Unterbindung oder erhebliche Erschwerung der Aus- und Ein¬ 
fuhr notwendig über kurz oder lang zum Erstickungstod, zum 
wirtschaftlichen Lerzschlag führen muß, wird schon durch die 
dauernde Sperrung des Suezkanals allein schließlich auf die Knie 
gezwungen werden. 
6. Die Zukunft des Suezkanals 
Die Frage der Zukunft des Suezkanals wird natürlich nur 
mit der Zukunft Ägyptens gemeinsam zu regeln sein. Es ist nicht 
Aufgabe dieser Schrift, diesen ungemein schwierigen Gegenstand 
des näheren zu erörtern, zumal alle derartigen Betrachtungen rein 
akademischer Natur sind, so lange nicht entschieden ist, wie des 
Krieges eherne Würfel fallen werden. Nur wenige allgemeine 
Richtlinien seien in Kürze verfolgt. 
Endet der Krieg mit einem englischen Siege, so ist die Zu¬ 
kunft Ägyptens und des Suezkanals durchaus klar. Das Pharaonen¬ 
land ist dann endgültig ein Bestandteil des britischen Weltreiches, 
und wenn nicht dem Namen, so doch dem Tatbestand nach eine 
englische Kolonie. Jede Beziehung zum Türkenreich ist gelöst, 
mit Ausnahme der Verpflichtung, einen jährlichen Tribut zu 
zahlen, der aber, wie es schon seit längerer Zeit geschieht, nicht 
nach Konfiantinopel, sondern auf das Konto der kommenden 
Kriegsentschädigung an die-Bank von England zu zahlen 
ist! Der Suezkanal aber wird endgültig bleiben, was er im 
ersten Teil dieses Krieges geworden ist, ein ausschließlich bri¬ 
tisches Gewässer, und die Fiktion seiner Internationalisierung und 
Neutralisierung wird niemand mehr aufrecht zu erhalten be¬ 
müht sein. 
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