Volltext: Das Bild als Waffe

mit tierischem Gesichtsausdruck hat soeben einen kleinen Jungen nieder¬ 
gemacht. Im Hintergrund weitere Soldaten, die auf die Zivilbevölkerung 
schießen, und brennende Häuser. Die Lithographie «Sa Majeste la 
Ruine» zeigt — in Umgestaltung des Dürerschen Holzschnitts „Ritter, 
Tod und Teufel“ — den Kaiser mit dem «chiffon de papier» auf seiner 
Lanze als Ritter, den Kronprinzen als Tod und den deutschen Soldaten 
mit der Gasmaske als Teufel214. Eine komische Note hat Neumonts 
Zeichnung «La famille . . .», die das Begräbnis der deutschen Hoffnungen 
nach der Niederlage von Verdun darstellen soll 216. Das Bild war sehr 
erfolgreich und wurde in allen Formen popularisiert217. 
Von künstlerisch hochstehenden Greueldarstellungen im übrigen 
meist tendenziös arbeitender Zeichner seien die zehn Radierungen 
Georgesjeanniotsin seinem Album «Crimes allemands», das Heft 
«Les atrocites allemandes en France» von Maurice Leroy, die 
Serien «Barbares! ...» und «Les Läches» mit den Radierungen von 
L. J o u und die Arbeiten Paul Renouards und B e r n a r d 
N a u d i n s genannt. Alle die letztgenannten treten in der Tagesarbeit 
der großen Presse und der Bildpropaganda der Witzzeitschriften weniger 
hervor. Sie wollen und können nur auf ein intellektuelles und ästhetisch 
gebildetes Publikum wirken, das unter der Millionenleserschaft der 
Massenpresse naturgemäß nicht mehr als eine kleine Minderheit bildet. 
Von den Mitarbeitern der mondän-satirischen Witzblätter, deren 
Erzeugnisse wegen ihrer Vermengung kitschiger Flirtszenen mit den 
Phantasieheldentaten hübscher Fliegeroffiziere geschmacklich meist auf 
der untersten Stufe des Kriegsbilderwerks stehen, seien F a b i a n o , der 
Zeichner der Pariserin, Henry Gerbault, Rene Prejelan, 
Gerda Wegener mit ihrer Manie der geschwungenen Linie, die mit 
der erotisch-brutalen Verniedlichung der Greueldarstellung als Mitarbei¬ 
terin des RIRE ROUGE, der BAIONNETTE, des FANTASIO und der 
VIE PARISIENNE bekannt wurde, Herouard, der „Meister der 
Unterwäsche“218, Louis Icart, Georges Leonnec und 
Edouard Touraine, dessen Zeichnungen in den mondänen 
Blättern und im JOURNAL erschienen, genannt. 
Ihrer Art recht nahe kommend, jedoch weit erträglicher, sind der 
«amuseur» ohne tiefere Bedeutung Albert Guillaume (Abb. 12), 
der es versteht, seinen ziemlich belanglosen politischen und mondänen 
Witzen eine geistreiche Note zu geben, Zyg. Brunner, Marcel 
C a p y und Carle gle, der eine allegorisch humoristische Schilderung 
in Buchform219 herausgab. Pierre Colombier war der Zeichner 
des Urlaubs und der Flieger. 
Andere Künstler zeigen in ihren Bildern den Mut und die Uner¬ 
schrockenheit der französischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten. 
Schulte Strathaus 6 
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