Volltext: Das Bild als Waffe

„schreckliche Jahr“ 1870 zum beherrschenden Jugenderlebnis wurde — 
kann man den kriegsverletzten G u s B o f a ansehen. Seine Bilder wir¬ 
ken, auch wenn sie gegen die Deutschen gerichtet sind, mehr durch die 
Komik ihrer Verzerrung, die bei Gus Bofa sehr weit gehen kann, als 
durch eine haßerfüllte Idee. Seine eifrige Mitarbeit an der BAION- 
NETTE der letzten Kriegsjahre, die ihm manches wertvolle Titelblatt 
verdankt, und an der großen Presse machten den Künstler zu einem ge¬ 
schätzten Humoristen. 
Von den vielen Propagandisten des Zeichenstifts, die an der 
Front kämpften und daneben die Zeit fanden, der Schützengrabenpresse 
und den heimatlichen Blättern ihre künstlerischen Erzeugnisse zu senden, 
war Jean Galtier-Boi ssiere, der Herausgeber des wegen seiner 
zahlreichen Bildbeiträge berühmten RIGOLBOCHE, einer der be¬ 
kanntesten. Ricardo Flores, dessen heftige Bildsatiren fast in der 
gesamten Tagespresse und in vielen Witzblättern abgedruckt wurden und 
dessen mit niedrig-gemeinen Angriffen gefüllte Alben wir bereits nannten, 
starb am 23. Oktober 1918 im Alter von vierzig Jahren an den Folgen 
einer Kriegsverwundung. 
Gewisse Künstler, mögen sie als solche und als Propagandisten auch 
nicht von hervorragender Bedeutung gewesen sein, wurden durch regel¬ 
mäßige Mitarbeit an einem bestimmten Blatt dennoch bekannt und — 
beliebt. So der durchaus mittelmäßige Henri Maigrot, genannt 
H e n r i o t, dessen wöchentliches Bildband von den Umschlagblättern 
der ILLUSTRATION nicht fortzudenken wäre. 1857 in Toulouse ge¬ 
boren, studierte er zunächst Rechtswissenschaft, wandte sich aber dann 
der Karikatur zu, wurde 1890 Direktor des CHARIVARI, zeichnete für 
das JOURNAL AMÜSANT und gründete zu Beginn des Krieges die 
BAIONNETTE, die in jeder Nummer eine Seite von ihm brachte. Zur 
Unterstützung des Bilderkampfes gegen Deutschland gab er unter dem 
Titel «Tetes de Boches» drei Alben mit Reproduktionen von SIMPLI- 
ZISSIMUS-Zeichnungen heraus 225, veröffentlichte eine Sammlung seiner 
satirischen Zeichnungen 226 sowie Schattenbilder auf Glasplatten 227, die 
an der Front, in Holland und Amerika, in den meisten schweizerischen 
Gefangenenlagern und in Frankreich unter gleichzeitiger Deklamation von 
Gedichten und Begleitmusik vorgeführt wurden. 
Was Henriot für die BAIONNETTE war, das war Lucien 
Meti vet für das RIRE ROUGE: in jeder Nummer erschienen seine 
meist flachen und wenig abwechslungsreichen Zeichnungen. Auch das 
JOURNAL nahm einen Teil seiner umfangreichen Produktion auf. Ein 
dort am 23. Mai 1915 abgedrucktes Bild «Tous espions» 228 ist bezeich¬ 
nend für die Spionenfurcht des ersten Kriegsjahres: Man sieht den in 
Paris lebenden deutschen Kellner, den Geschäftsmann, den Reisenden, den 
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