Volltext: Die Kriegführung im Sommer und Herbst 1917. Die Ereignisse außerhalb der Westfront bis November 1918. (13. 1942)

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Der Krieg zur Luft. 
Sommer und 
Herbst 1917. 
hatte dieser Angriff den Engländern gezeigt, daß ihre Hauptstadt jederzeit 
durch deutsche Geschwaderangrisfe ernstlich bedroht mar1). Bei Flügen, die 
London nicht erreichten, wurden Ziele an der Küste bombardiert, so Dover 
und Häsen an der Themse-Mündung durch elf Flugzeuge am 22. August. 
Dabei gingen drei Flugzeuge verloren. Der Angriff hatte aber gezeigt, 
daß Flüge weit über feindliches Gebiet am Tage nur noch schwer durchzu¬ 
führen waren. Man ging daher auch gegen England künftig zu Nachtflügen 
über, die weniger Opfer forderten. 
Nachtangriffe über den Kanal wurden nunmehr sowohl vom 
Bombengeschwader 3 als auch, unabhängig davon, wie bisher schon von 
Luftschiffen der Marine ausgeführt. So griffen acht Marine-Luftschiffe 
in der Nacht zum 22. August, elf in der zum 25. September und 13 in 
der zum 20. Oktober Industriegebiete der englischen Ostküste, bei der 
letzten Fahrt auch London selbst an. Bei dieser führten aber die Witterungs- 
Verhältnisse — vier Luftschiffe wurden nach Frankreich, eines bis nach 
Mitteldeutschland abgetrieben — zu so schweren Verlusten, daß man von 
weiteren Unternehmungen mit Luftschiffen Abstand nahm2). Die Nacht¬ 
slüge des Bombengeschwaders 3 hatten inzwischen in der Nacht zum 3. Sep¬ 
tember begonnen, es folgten in demselben Monat weitere sechs, im Oktober 
vier, im November einer, im Dezember drei. London wurde dabei trotz 
guter Abblendung am Themse-Lauf leicht ausgemacht und achtmal erreicht. 
Die in einer Nacht abgeworfene Last an Spreng- und Brandbomben 
schwankte zwischen 400 und 4000 Kilogramm. 
Für die Landkriegführung lag die Bedeutung der Angriffe auf Eng¬ 
land darin, daß ein großes Aufgebot von Abwehrkräften auf der Insel 
festgehalten und damit der Front in Frankreich entzogen wurde, die aus 
Flandern sogar eine größere Anzahl von Jagdfliegern abgeben mußte, 
für die deutschen Flieger eine nicht zu unterschätzende Entlastung. Auch 
bedeutende Munitionsmengen wurden durch die Abwehr im englischen 
Heimatland verbraucht; mehr als 20000 Schuß wurden gelegentlich eines 
einzigen deutschen Angriffs verfeuert. Ein wesentliches weiteres Ergebnis 
war die oft stundenlange Unterbrechung der Arbeit und damit Verzögerung 
in der Erzeugung wichtigsten Kriegsbedarfs, nicht nur in dem angegriffenen 
*) Engl. amtl. Werk, „The War in the Air“, V, S. 38: „Dieser zweite kühne Angriff 
auf das Herz von London schaffte eine gespannte Atmosphäre... Der Feind war un¬ 
gehindert am hellen Tage zum zweitenmal in wenigen Wochen quer über England geflogen, 
und dafür konnte die englische Öffentlichkeit keine Entschuldigungen finden." 
2) Im übrigen waren im Oktober Marine-Luftschiffe an der Eroberung der Baltischen 
Inseln beteiligt (S. 201). Eine für damalige Verhältnisse fahrtechnische Leistung erster 
Ordnung vollbrachte im November L/59, das von Mazedonien den Weg zum oberen Nil 
und zurück (zusammen gegen 7000 Kilometer) ohne Zwischenlandung machte (S. 459).
	        
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