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Die vordersten Stellungen der Brigade waren zu diesem Zeitpunkt
zwar verteidigungsfähig, doch war deren vollständiger Ausbau noch lange
nicht beendet. Die vorhandenen Unterkunftskavernen genügten zur Not,
granat- und bombensichere Beobachtungsstände fehlten aber gänzlich.
Im Verlaufe der beginnenden schweren Kämpfe wurde im Bereich
der Verteidigungsstellung der Brigade die Platte zum Brennpunkt des
heißesten Ringens. Es ist daher zur Würdigung der Leistungen ihrer Ver¬
teidiger angezeigt, den Zustand der Kampfanlagen auf ihr kennenzulernen.
Dies scheint auch deshalb notwendig, weil man in der italienischen Kriegs¬
literatur über die Kämpfe jener Zeit vielfach „von dem zu einer Festung
ausgebauten ,Dente austriaco4 (Platte)" lesen kann, der mit einer großen
Zahl kavernierter Maschinengewehre und Geschütze, mit betonierten
Schützengräben und Stollen ausgestattet gewesen sei.
Zur Zeit der Oktoberkämpfe jedoch war die Anlage der Kampf¬
stellungen recht einfach. Erst diese Kampfperiode und der darauf¬
folgende Winter mit seinen furchtbaren Schneestürmen und opfervollen
Lawinenstürzen lehrten einerseits, daß nur tief in den Felsen eingesprengte
Schützengräben und betonierte Maschinengewehr- und Beobachtungs¬
stände einer zusammengefaßten Artilleriebeschießung standhalten,
andererseits in dieser Höhenlage nur eine Unterbringung der Besatzung
unter der Erde vor den Unbilden des Hochgebirgswinters schützen
konnten. Diese Erfahrungen erforderten gebieterisch die Ausgestaltung
der Platte,
Mit den umfangreichen Arbeiten wurde aber erst nach den Oktober¬
kämpfen begonnen und auf diese Art im Laufe der Jahre 1917 und 1918
die Pasubioplatte zu einer kleinen Festung ausgebaut. Die Italiener führ¬
ten übrigens auf ihrem Pasubio die gleichen Arbeiten aus.
Auf der Platte selbst war der Zustand der Stellungen im Oktober
wohl etwas besser als zur Zeit des italienischen Angriffes im September,
ließ aber immer noch sehr zu wünschen übrig.
Die bereits bekannte sehr exponierte Vorstellung, Stellung der
Feldwache auf der vordersten Spitze der Platte, bestand noch aus einem
kurzen Schützengraben ohne Drahthindernis. Zum Schutze ihrer Besatzung
ließ Lt. Oberguggenberger den Bau der dort begonnenen Kaverne be¬
schleunigen. Ihre Fertigstellung ging aber, da immer nur zwei Mann der
Wache mit Spitzeisen und Hammer arbeiten konnten, sehr langsam vor¬
wärts. Die zur Vorstellung führenden Laufgräben waren gerade so tief
in den Felsboden eingesprengt, daß man gebückt den Schützengraben
erreichen und auch am Tage die Ablösung durchführen konnte.
Der Graben der Hauptstellung war zum Teil in den Bod'en ein¬
gesprengt und die Brustwehr aus Sandsäcken und Steinen aufgebaut. Ein
Drahthindernis aus Spanischen Reitern sicherte feindwärts.
Die Länge des Hauptgrabens, der über die ganze Breite der Platte
führte, betrug etwas über 80 Meter, die des linken Laufgrabens zur Vor¬
stellung etwa 90 Meter, die des rechten annähernd 50 Meter. So bekam
das Vorfeld der Hauptstellung die Gestalt eines ungleichseitigen Drei¬