— 79 — Die vordersten Stellungen der Brigade waren zu diesem Zeitpunkt zwar verteidigungsfähig, doch war deren vollständiger Ausbau noch lange nicht beendet. Die vorhandenen Unterkunftskavernen genügten zur Not, granat- und bombensichere Beobachtungsstände fehlten aber gänzlich. Im Verlaufe der beginnenden schweren Kämpfe wurde im Bereich der Verteidigungsstellung der Brigade die Platte zum Brennpunkt des heißesten Ringens. Es ist daher zur Würdigung der Leistungen ihrer Ver¬ teidiger angezeigt, den Zustand der Kampfanlagen auf ihr kennenzulernen. Dies scheint auch deshalb notwendig, weil man in der italienischen Kriegs¬ literatur über die Kämpfe jener Zeit vielfach „von dem zu einer Festung ausgebauten ,Dente austriaco4 (Platte)" lesen kann, der mit einer großen Zahl kavernierter Maschinengewehre und Geschütze, mit betonierten Schützengräben und Stollen ausgestattet gewesen sei. Zur Zeit der Oktoberkämpfe jedoch war die Anlage der Kampf¬ stellungen recht einfach. Erst diese Kampfperiode und der darauf¬ folgende Winter mit seinen furchtbaren Schneestürmen und opfervollen Lawinenstürzen lehrten einerseits, daß nur tief in den Felsen eingesprengte Schützengräben und betonierte Maschinengewehr- und Beobachtungs¬ stände einer zusammengefaßten Artilleriebeschießung standhalten, andererseits in dieser Höhenlage nur eine Unterbringung der Besatzung unter der Erde vor den Unbilden des Hochgebirgswinters schützen konnten. Diese Erfahrungen erforderten gebieterisch die Ausgestaltung der Platte, Mit den umfangreichen Arbeiten wurde aber erst nach den Oktober¬ kämpfen begonnen und auf diese Art im Laufe der Jahre 1917 und 1918 die Pasubioplatte zu einer kleinen Festung ausgebaut. Die Italiener führ¬ ten übrigens auf ihrem Pasubio die gleichen Arbeiten aus. Auf der Platte selbst war der Zustand der Stellungen im Oktober wohl etwas besser als zur Zeit des italienischen Angriffes im September, ließ aber immer noch sehr zu wünschen übrig. Die bereits bekannte sehr exponierte Vorstellung, Stellung der Feldwache auf der vordersten Spitze der Platte, bestand noch aus einem kurzen Schützengraben ohne Drahthindernis. Zum Schutze ihrer Besatzung ließ Lt. Oberguggenberger den Bau der dort begonnenen Kaverne be¬ schleunigen. Ihre Fertigstellung ging aber, da immer nur zwei Mann der Wache mit Spitzeisen und Hammer arbeiten konnten, sehr langsam vor¬ wärts. Die zur Vorstellung führenden Laufgräben waren gerade so tief in den Felsboden eingesprengt, daß man gebückt den Schützengraben erreichen und auch am Tage die Ablösung durchführen konnte. Der Graben der Hauptstellung war zum Teil in den Bod'en ein¬ gesprengt und die Brustwehr aus Sandsäcken und Steinen aufgebaut. Ein Drahthindernis aus Spanischen Reitern sicherte feindwärts. Die Länge des Hauptgrabens, der über die ganze Breite der Platte führte, betrug etwas über 80 Meter, die des linken Laufgrabens zur Vor¬ stellung etwa 90 Meter, die des rechten annähernd 50 Meter. So bekam das Vorfeld der Hauptstellung die Gestalt eines ungleichseitigen Drei¬