Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

Seite 50. OB EROSTEKRÊIC 
reichend tragfähigen Platte, nur dadurch kann die Ober¬ 
fläche derselben eine regelmäßige Wölbung, und eine 
weder zu geringe noch zu grosse Rauheit erhalten. 
Eine zweckmäßig und sorgfältig gewalzte Fahr¬ 
bahn wird nicht nur von den Fuhrwerken, sondern 
auch von den Zugthier en weniger angegriffen werden, 
da die Fortbewegung desselben geringere Hindernisse 
findet. — Das Walzen ist somit aber nicht nur ein Mittel, 
um eine gute Fahrbahn herzustellen, sondern es ist gleich¬ 
zeitig ein Mittel, um bei Erhaltung der Strasse Erspar¬ 
nisse zu machen. 
Man hat freilich oft die Meinung ausgesprochen, dass 
das Walzen bei trockener Witterung auf dem ausge¬ 
breiteten Steinschotter nichts helfe. Es muss zugegeben 
werden, dass es weniger bei trockenem, als bei nassem 
Wetter nützt. Wenn daher während der Arbeit anhaltende 
Dürre herrscht, dann muss der Steinschotter bei dem 
Abwälzen mit Wasser besprengt werden, was namentlich 
auf Strassenzügen, wo die Wasserleitung eingeführt ist, 
leicht bewerkstelligt werden kann. Das Besprengen ge¬ 
schieht stets einige Schritte vor der Walze entlang. 
Ueber die Bedingungen, denen eine gute Strassen- 
walze entsprechen soll, hat ein bedeutender Strassenbau- 
Techniker folgende Leitsätze aufgestellt: 
1. Die zum Fortbewegen nöthige Zugkraft soll bei einem 
gegebenen Gewichte der Walze möglichst gering sein ; 
2. die Walze darf keinen grossen Raum einnehmen, 
daher eine nur mäßige Länge und Breite besitzen; 
3. die Walze muss derart eingerichtet sein, dass auch 
das Fahren und Arbeiten in Krümmungen ohne 
Schwierigkeit vor sich gehen kann ; 
4. die Walze soll solid construiert sein, so dass Re¬ 
paraturen nur selten vorkommen, und dann durch¬ 
geführt werden können, ohne da,ss die Walze weit 
verschickt zu werden braucht; 
5. die Walze soll so eingerichtet sein, dass man sie nach 
Bedarf mehr oder weniger belasten kann ; 
6. die Walze soll leicht dirigierbar sein und während der 
Function auf der Strasse keinen Lärm verursachen. 
Inwieweit die von der Firma John Fowler & Comp. 
zu liefernde Dampfstrassen walze diesen Vorschriften ent¬ 
sprechen kann, dürfte aus nachfolgender Beschreibung 
der Construction zu entnehmen sein. 
Die Fowler'sehen Dampfstrassenwalzen sind mit 
Compound-Hochdruck- und Niederdruck-Dampfcvlindern 
ausgerüstet; dadurch wird der Dampf in der vollkom- 
mendstön Weise ausgenutzt und fast geräuschlos aus- 
gestossen, die Maschinen werden geschont und versprechen 
daher weit längere Dauer bei geringen Reparaturen. Das 
nachtheilige Geräusch, das beim Auspuffen des Dampfes 
bei Hochdruckcylindern entsteht, wird auf ein Minimum 
reduciert, was bei Maschinen, die auf öffentlichen Ver¬ 
kehrswegen arbeiten, von grosser Wichtigkeit ist. Auch 
werden gegenüber gewöhnlichen Hochdruckmaschinen 
etwa 30°/o an Kohlen und an Speisewasser gespart. 
Solidität, elegante Bauart und billige Betriebskosten 
sind die besonderen Vorzüge der Fowler'sehen Dampf¬ 
strassenwalzen, welche denselben überall viele Freunde 
und Käufer verschafft haben. 
Die wesentlichsten Vortheile, welche diese Dampf¬ 
walzen gegenüber den Gespann walze n ge wäh r en, 
sind folgende: 
a) grössere und billigere Leistung, 
b) Verminderung der Dauer der Verkehrsstörungen, bei 
Ergänzung und Reparaturen der Fahrbahnen, 
SÜHE BAUZELTUNG. Nr. 7. 
c) Wegfall der beim Gebrauch der gewöhnlichen Pferde¬ 
walze durch die Hufe der Walzpferde verursachten 
Auflockerungen, und daher: 
Erlangung von Fahrbahnen von grösserer Gleich¬ 
mäßigkeit, Glätte und Festigkeit, 
Verminderung des Gebrauches an Schüttungs- 
material, weil die Strassen weniger leicht ab¬ 
genutzt werden können, 
Schonung der Zugthiere wegen des leichter zu 
überwindenden Widerstandes, dem die Gefährte 
ausgesetzt sind. 
Die am Kopfe dargestellte Abbildung zeigt uns eine 
Fowler's che Dampfwalze. 
Durch die Anschaffung dieser Dampfwalze hat unsere 
Stadtverwaltung den ernstlichen Willen gezeigt, zur Ver¬ 
besserung unserer Fahrstrassen etwas beizutragen, und 
den Klagen des Publicums Gehör zu schenken, was all¬ 
gemeine Anerkennung verdient. Kornhoffer. 
Ein Wort an unsere Handwerker. 
Von einem hiesigen Fachsehulmanne. 
Der Handwerker, der schon einen guten Grund ge¬ 
legt hat in der Heimat, der nicht an der Scholle klebt 
und hinaus zieht in die Fremde um weitere Erfahrungen 
zu sammeln; wie willkommen ist er überall im Vergleiche 
zu anderen Ständen! Der geschickte Arbeiter, welcher 
für die täglichen Bedürfnisse seiner Nebenmenschen, der 
für die Wohnung und alles das arbeitet, was zu deren 
Einrichtung und behaglicher Ausstattung gehört, findet 
überall sein Brot, und wenn er gewandert wäre bis an 
die Grenzen der Civilisation, dahin, wo Kaufleute, Künstler 
und Gelehrte, wie die Erfahrung lehrt, ein fachgemässes 
Unterkommen nur zu oft gar nicht zu finden vermögen. 
Das Handwerk mit Geschick, Verständnis und Fleiss 
betrieben, ist auch heute nicht unlohnender wie zu seiner 
gesegneten Zeit, aber frisch und fröhlich vorwärtsstreben, 
unverdrossen am Arbeiten bleiben, das gehört unerlässlich 
dazu. Dabei sollen die Schwierigkeiten nicht geleugnet 
werden, die sich schon seit geraumer Zeit dem Hand¬ 
werke entgegenstellen, die Schwierigkeiten, denen es in 
dem ungleichen Kampfe mit der Maschine und dem Gross- 
^ capitale begegnet. Aber von Verzagtheit zeigt es auch 
und oft hat wohl auch die Erkenntnis lückenhafter und 
den Anforderungen der Gegenwart nicht mehr gewachsener 
Ausbildung theil daran, wenn man ohne jede Einschränkung 
rundweg behauptet, das Handwerk könne der Massen- 
produetion der Maschine nicht mehr standhalten, man 
müsse ihr gegenüber zugrunde gehen. 
Ja allerdings, die gewaltige Kraftmaschine hat in 
vielen Richtungen die Alleinherrschaft wohl für immer 
an sich gerissen, hat die Arbeitskraft der Bevölkerung 
ganzer Districte zum Theil entbehrlich gemacht, sie auf 
die kärglichsten Löhne herabgedrückt, und den Rest auf 
die Stufe von Handarbeitern und Taglöhnern, wenn es 
hoch kommt, zu Wärtern der Maschine heruntergedrückt; 
mit den Leistungen der Kraftmaschine konnte auch die 
Handgeschicklichkeit nicht mehr den Kampf mit Erfolg 
bestehen. 
Aber der nicht ruhende Menschengeist, der Erfindungs¬ 
geist, der gerade unser Jahrhundert auszeichnet, hat uns 
neben der Kraftmaschine auch die Arbeits in a s c h i n e 
geschaffen und vervollkommnet sie unausgesetzt. — Die 
A r b e i t/s m a s c h i n e für den Kleinbetrieb gewinnt immer
	        
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