Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

5. September. 
K. Die russische Mberfte Führung vom September 
bis Dezember 
Karten 6 und 7. 
Am 5. September traf der Zar im Großen Hauptquartier Mogilew 
ein und übernahm mit General Alexejew als Generalstabschef den 
Oberbefehl über alle an der Front stehenden Land- und Seestreitkräfte. 
In der Bekanntgabe hierüber hieß es: „Mit unerschütterlichem Glauben an 
den Endsieg werden wir unsere heilige Pflicht erfüllen, das Vaterland bis 
zum Äußersten zu verteidigen." Angesichts der Verehrung, die der bis¬ 
herige Oberste Befehlshaber, Großfürst Nikolaus, in weitesten Kreisen 
genoß, begrüßten aber Volk, Heer und Verbündete diesen Wechsel keines¬ 
wegs mit ungeteilter Freude und gesteigertem Zutrauen'2). Alle Versuche, 
den Zaren von seinem Vorhaben zurückzuhalten, waren gescheitert. Anderer¬ 
seits erfreute sich General Alexejew, seiner militärischen Vergangenheit ent¬ 
sprechend^) besonders großen Ansehens. 
Die Heeresgruppe der Nordfront unter General Rußki, dem auch 
die Ostsee-Flotte unterstand, hielt Anfang September mit der 6., 12. und 
5. Armee die Düna-Linie mit starken Brückenköpfen auf dem westlichen 
Ufer; die 10. Armee war „unter dem Zwange" des deutschen Vordringens 
zwischen Dünaburg und Wilna bereits Ende August zur Westfront ab¬ 
gegeben worden. Die W e st f r o n t unter General Cwert, dem bisherigen 
Oberbefehlshaber der 4. Armee, stand mit der 10., 1., 2., 4. und 3. Armee 
in einer Linie, die von westlich Wilna östlich an Grodno vorbei nach 
Süden verlief. Ihr linker Flügel, die 3. Armee, hatte in den letzten 
Augusttagen den Druck der deutschen Armee-Abteilung Woyrsch und der 
Heeresgruppe Mackensen besonders stark empfunden, der sie auf Pruzana 
und Pinsk zurückgedrängt hatte. Nachdem dann am 2. September vor 
dem Angriff der deutschen 8. Armee auch Grodno geräumt worden war'), 
hatten sich östlich davon hartnäckige Kämpfe entwickelt. Die Haupt- 
sorge war aber dem durch Umfassung bedrohten Nordflügel bei Wilna zu¬ 
gewandt; die dorthin rollenden Reserven sollten demnächst, zu einer neuen 
2.Armee zusammengefaßt, die Lücke von Swenzjany schließen. Die Süd- 
westfront unter General Iwanow (8., 11. und 9. Armee) war vor dem 
i) Anschluß an S. 452 ff. — 2) Vgl. unter anderem Poincare, VII, S. 70 und 80 f. 
— s) Band VII, S. 300. — 4) S. 496.
	        
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