542 Die Ereignisse bis zum Jahresschluß beim Oberbefehlshaber Ost.
Bis i. Oktober. General von Fromme! mit 83. Infanterie- und 11. Landwehr-Division, am
Verezyna-Knie nordöstlich von Wiszniew Raum und erbeutete mehr als
3000 Gefangene und neun Maschinengewehre. Besonders hartnäckig ge¬
staltete sich aber der Kampf um die Stadt Smorgon selbst. Hier wirkten der
linke Flügel der Gruppe Litzmann von Westen und der rechte der Gruppe
Eben von Nordosten zusammen, doch kam nur der auf dem Ostufer der
Wilia von Norden angesetzte Angriff der letzteren (3. Reserve- und 31. In¬
fanterie-Division) vorwärts, brachte am 29. September 400 Gefangene und
sechs Geschütze als Beute und führte am 30. September bis tief in den
Rücken von Smorgon. Das weitere Vorgehen des linken Flügels der
Gruppe Litzmann blieb dagegen wegen Mangels an Munition liegen. Von
Westen, Norden und Osten in einem Vogen von nur vier Kilometer Durch¬
messer umspannt, vermochten die Russen die Stadt Smorgon zu behaupten.
Inzwischen hatte sich der linke Flügel der deutschen 10. Armee vom
Gegner gelöst, nachdem dieser noch unmittelbar vorher, am 27. September,
östlich von Wilejka der 77. Reserve-Division einen ernsten Stoß versetzt
hatte. Im übrigen verlief das Ausweichen planmäßig und im wesentlichen
ungestört bis in eine Linie, die von der Wilia östlich Smorgon über den
Wiszniew-See zum Rarocz-See lief. Die Ruffen folgten und erbeuteten
dabei nach ihrer eigenen Darstellung^) im Stich gelassene Fahrzeuge und
Munition, während „nur sehr wenig Gefangene" in ihre Hand fielen. Der
Gedanke, ihnen durch einen Gegenstoß noch Schaden zuzufügen, wurde vom
Oberkommando der deutschen 10. Armee aufgegeben, als in der Nacht zum
30. September Nachrichten einliefen, darunter ein von der 9. Kavallerie-
Division erbeuteter russischer Befehl, die noch für diesen Tag einen tiefen
Vorstoß des etwa vier Divisionen starken Kavalleriekorps Kasnakow von
Osten her in die Lücke nördlich des Rarocz-Sees erwarten ließen.
Den weiten Raum zwischen dem Rarocz-See und Dünaburg, das
Grenzgebiet der 10. und Rjemen-Armee zuverlässig abzu¬
sperren, hatten die deutschen Kräfte bisher nicht ausgereicht. Immer wieder
waren hier von Osten kleinere russische Abteilungen eingedrungen. So
hatte am 28. September die Kavallerie der Rjemen-Armee unter General
von Richthofen Postawy, Kosjany an der Disna und Dukschty erst vom
Feinde säubern müssen. Vis zum 30. September standen vier deutsche
Kavallerie-Divisionen zwischen Rarocz- und Dryswaty-See zur Verfügung;
der erwartete russische Vorstoß kam aber erst am 1. Oktober und wurde an
diesem und dem nächsten Tage bei Kosjany und südlich ohne Schwierig-
9 Njesnamow, S. 122.