Zwischen Narew und Vug. Steigende Munitionsforderungen. 331
Division und fügte ihr schwere Verluste zu. Zugleich hatte sich ergeben, daß
die Lage der bei Kamionka über den Narew gegangenen Teile noch wesent¬
lich ungünstiger war, als General von Gallwitz nach den bisherigen Mel¬
dungen angenommen hatte. General von Eben hatte zwar die Fortsetzung
des Angriffs auf der ganzen Front östlich des Narew besohlen, mußte aber
abends melden, daß seine Munitionskolonnen an der Ausgabestelle Krempa,
wo auch das Korps Matter empfange, tagelang warten müßten, um gefüllt
zu werden; den Anforderungen seines Korps werde dort kaum zu einem
Drittel entsprochen; das bedeute für die Weiterführung des Angriffs ernsteste
Gefahr. Immerhin wurden bei der 2. Infanterie-Division im Laufe des
Nachmittags Fortschritte erzielt, vor allem die den Übergang beherrschende
russische Stellung bei Punkt 92 endlich genommen. Bei Ostrolenka wurden
auf dem Südufer des Narew rückwärtige Bewegungen des Gegners erkannt.
Andererseits war bei der 8. Armee die Narew-Vrücke der 75. Reserve-
Division durch russisches Feuer wieder zerstört worden. Um 11° abends
befahl General von Eben für den folgenden Tag die Fortsetzung des
Angriffs auf der ganzen Front, um der 8. Armee den Flußübergang zu
öffnen.
Auch der 1. August brachte noch keine entscheidenden Fortschritte. Die
Klagen über Munitionsmangel hielten an, während die russische Artillerie
sich tätiger als bisher zeigte. Zwar war nach Ansicht des Generalmajors
Tappen von der Obersten Heeresleitung, der an diesem Tage im Armee-
Hauptquartier Krasne vorsprach, genug Munition für den Osten vorhanden;
sie kam aber wegen langer und schlechter Wegeverbindungen von den Cnt-
ladebahnhösen bei weitem nicht in dem erforderlichen Maße nach vorn.
Nicht nur der Generalstabschef des Korps Eben, Generalmajor von Woyna,
sondern ebenso der des Korps Matter, Oberstleutnant Reinhardt, führte
in Ferngesprächen mit dem Oberkommando nachdrücklich Klage über diesen
Zustand. Auch die Choleragefahr war noch nicht überwunden*). Man
zählte 97 Fälle; als Spezialist zu ihrer Bekämpfung trat Generalarzt
Dr. Hintermann zur Armee-Gruppe.
Inzwischen wurde bekannt, daß der Angriff der Heeresgruppe Mackensen
jetzt im Fortschreiten und daß auch bereits eines der Werke von Iwangorod
gefallen sei. In ausländischen Zeitungen war von der bevorstehenden
Räumung Warschaus die Rede. Dabei schien es, daß die Russen den Zu¬
gang zu der großen zweigleisigen Bahn Warschau—Vialystok, die ihnen
für Rückführung von Gerät und Vorräten wichtig sein mußte, einstweilen
noch hartnäckig verteidigen wollten.
*) S. 308 und von Gallwitz, S. 314.