Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Zwischen Narew und Vug. Steigende Munitionsforderungen. 331 
Division und fügte ihr schwere Verluste zu. Zugleich hatte sich ergeben, daß 
die Lage der bei Kamionka über den Narew gegangenen Teile noch wesent¬ 
lich ungünstiger war, als General von Gallwitz nach den bisherigen Mel¬ 
dungen angenommen hatte. General von Eben hatte zwar die Fortsetzung 
des Angriffs auf der ganzen Front östlich des Narew besohlen, mußte aber 
abends melden, daß seine Munitionskolonnen an der Ausgabestelle Krempa, 
wo auch das Korps Matter empfange, tagelang warten müßten, um gefüllt 
zu werden; den Anforderungen seines Korps werde dort kaum zu einem 
Drittel entsprochen; das bedeute für die Weiterführung des Angriffs ernsteste 
Gefahr. Immerhin wurden bei der 2. Infanterie-Division im Laufe des 
Nachmittags Fortschritte erzielt, vor allem die den Übergang beherrschende 
russische Stellung bei Punkt 92 endlich genommen. Bei Ostrolenka wurden 
auf dem Südufer des Narew rückwärtige Bewegungen des Gegners erkannt. 
Andererseits war bei der 8. Armee die Narew-Vrücke der 75. Reserve- 
Division durch russisches Feuer wieder zerstört worden. Um 11° abends 
befahl General von Eben für den folgenden Tag die Fortsetzung des 
Angriffs auf der ganzen Front, um der 8. Armee den Flußübergang zu 
öffnen. 
Auch der 1. August brachte noch keine entscheidenden Fortschritte. Die 
Klagen über Munitionsmangel hielten an, während die russische Artillerie 
sich tätiger als bisher zeigte. Zwar war nach Ansicht des Generalmajors 
Tappen von der Obersten Heeresleitung, der an diesem Tage im Armee- 
Hauptquartier Krasne vorsprach, genug Munition für den Osten vorhanden; 
sie kam aber wegen langer und schlechter Wegeverbindungen von den Cnt- 
ladebahnhösen bei weitem nicht in dem erforderlichen Maße nach vorn. 
Nicht nur der Generalstabschef des Korps Eben, Generalmajor von Woyna, 
sondern ebenso der des Korps Matter, Oberstleutnant Reinhardt, führte 
in Ferngesprächen mit dem Oberkommando nachdrücklich Klage über diesen 
Zustand. Auch die Choleragefahr war noch nicht überwunden*). Man 
zählte 97 Fälle; als Spezialist zu ihrer Bekämpfung trat Generalarzt 
Dr. Hintermann zur Armee-Gruppe. 
Inzwischen wurde bekannt, daß der Angriff der Heeresgruppe Mackensen 
jetzt im Fortschreiten und daß auch bereits eines der Werke von Iwangorod 
gefallen sei. In ausländischen Zeitungen war von der bevorstehenden 
Räumung Warschaus die Rede. Dabei schien es, daß die Russen den Zu¬ 
gang zu der großen zweigleisigen Bahn Warschau—Vialystok, die ihnen 
für Rückführung von Gerät und Vorräten wichtig sein mußte, einstweilen 
noch hartnäckig verteidigen wollten. 
*) S. 308 und von Gallwitz, S. 314.
	        
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