280 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front.
Westfront auszuüben. Ein Weitermarsch über den Narew mit den Haupt¬
kräften in Richtung Siedlce und Angriff auf Nowogeorgiewsk ist ins Auge
zu fassen. — 4.) 8. Armee verstärkt sich zwischen Szkwa und Pissa, um
sich auf Befehl dem Vorgehen der Armee-Gruppe Gallwitz anzuschließen.
Sie hält im übrigen ihre Stellungen. — 5.) 10. Armee deckt in ihrer bis¬
herigen ausgedehnten Stellung die linke Flanke des Ostheeres zwischen Naj-
grod-See und dem Njemen westlich Kowno. Auf Verstärkungen kann die
10. Armee nicht rechnen. — 6.) Rjemen-Armee hat die russische
5. Armee anzugreifen und damit auch die 10. Armee zu entlasten."
4. dis s. st«». Am 4. Juli traf Generalleutnant Ludendorff im Armee-Haupt¬
quartier Soldau ein, um mit General von Gallwitz Lage und Absichten
durchzusprechen. Cs „bestand Einhelligkeit über das einzuschlagende Ver¬
fahren, wobei General Ludendorff dem Vorgehen gegen die Rarew-Linie
Pultusk—Rozan (nicht Ostrolenka) den Vorzug gab. Munition sicherte er
in Massen zu"1). Als Angriffstag wurde zunächst der 11. Juli in Aussicht
genommen.
Am 5. Juli erteilte General von Gallwitz die grundlegenden
Weisungen für den Angriff. Sie entsprachen der schon erwähnten
Marquardschen Denkschrift über Angriffsverfahren, die unter anderem
zangenartigen Ansatz zum Einbruch forderte. Das stark befestigte Przasnysz
sollte daher zunächst ausgelaffen werden, um es nach Wegnahme des Höhen¬
geländes im Westen und Osten der Stadt um so leichter zu Fall zu bringen.
So ergaben sich bei einer Angriffsbreite von insgesamt etwa 36 Kilometern,
in deren Mitte Przasnysz lag, zwei getrennte Abschnitte. In ihnen sollten
drei Korps mit zusammen sieben Divisionen im ersten Treffen angreifen, eine
achte Division hinter der Mitte folgen2). Die Truppen der Nachbar-
abschnitte, darunter östlich vom Orzye zwei aktive Divisionen, hatten den
Gegner durch eigene Unternehmungen zu fesseln und abzulenken und sich
später dem Angriff anzuschließen.
Als am 6. Juli der Abtransport dreier russischer Korps aus Nord-
polen2) bekannt wurde, beurteilte auch der Oberbefehlshaber Ost
die Angriffsaussichten günstiger. „Der Russe hat nun kaum noch Kräfte, um
sie einem Durchbruch frontal und durch Flankenangriff entgegenzuwersen",
heißt es in seinem Kriegstagebuchs. Am folgenden Tage äußerte er zwar
J) von Gallwitz, S. 269.
2) Näheres S. 283.
3) Gardekorps bei Lomza, II. stb. Korps südlich von Przasnysz, VI. Korps vor
der deutschen 9. Armee, wo außerdem noch das VI. stb. Korps in den letzten Tagen
herausgezogen worden war; sämtlich zur Verwendung in Südpolen und Galizien.