Volltext: Das Schweigen im Walde

Es war ein herrlicher Nachmittag, die blaue Linie des Katsch— 
berges, ein wenig mit Schnee bedeckt, verglomm in den letzten 
Strahlen der Sonne und die Abendschatten senken sich zur 
trutzigen Burg weiland des Erzbischofs Paris Grafen Lodron 
— aus jenen leichtfertigen Rococozeiten — da in den Bergen 
der üppige mächtige Hof von Salzburg mit dem Geiste des 
Lutherthums rang. 
Nun ruft mit leisem Trauern verirrter Glockenton 
Vom Hochgebirg der Tauern den starken Bergmannssohn. 
Das berühmte Maltathal mit seinen malerischen Ge— 
höften liegt auch schon im Schatten. Und bevor ich heim— 
fahre diesen Abend, längs des schäumenden grünen Baches 
— die Straße, wo manch rothwangig schlankes Kärntner— 
dirndl, die Adlerfeder auf dem Hute, heimgeht, ein melodisch 
Liedlein auf den Lippen — da lese ich wie zufällig in einem 
Zeitungsblatte, dass nach manchem sommerlichen Regen nun 
guch am Genfersee in der Schweiz stilles gold'nes Herbst— 
wetter eingekehrt; Kaiserin Elisabeth weile dortselbst seit einigen 
Tagen zu Glyon.. Ich fuhr heim und dachte der Kaiserin, 
die ich vor Jahren in Ischl gesehen, und die nun fern ihren 
Reichen die Erholung sucht. 
So waren einige Tage vergangen. Es gewitterte schon 
früh am Morgen und die Wolken jagten wie die Rosse in 
der „Schlacht von Hastings“ über den Wald: es war eine 
schöne unheimliche Stimmung. 
„Zwei Mönche, Asdod und Ailrik genannt, 
Die hatten sich erbotte 
Zu suchen die Leiche König Harolds — 
Bei Hastings unter den Todten“ Heinr. 
Es mochte Mittag sein, als zu Spittal an der Drau 
die klangvollen Glocken zu läuten anfiengen, schwer und 
dumpf, in bangen Accorden — sie hörten hier nimmer auf.
	        
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