Full text: Das Schweigen im Walde

Bergandacht. 
Als ich vor Jahren am Dachstein weilte, veranstaltete 
der ev. Pfarrer der Gemeinde R. eines Tages einen Almen— 
gottesdienst. Es ist die Secte der Kaukasier, die dieses von 
Zeit zu Zeit verlangt. Es war ein schöner Augusttag und 
das Brausen der Welt klingt gedämpft aus dem Eunsthale 
herauf. Circa 100 Personen pilgerten hinan, wo ein mächtig 
Kreuz aus Almrosen, Gentianen, Edelweiß u. s. f. errichtet 
stund. Ein junger Bauer, der mich geleitete, zeigte sein 
Haus: Tdas höchst gelegene Gehöft in der Steyermark; an 
der Thür bemerkte ich ein Bild: es war jene Attake des 
Uhlanenregimentes Graf Trani Prinz beider Sizilien bei 
Custozza. Und dann klangen die mächtigen Lieder, indessen 
vom märchenhaften, milchweißen Dachste in Sonnenlicht 
herniederschaute und die Wolken segelten! Diese Feier soll 
mir unvergesslich bleiben! Der Pfarrer betete den 90. Psalm, 
darinnen es heißt: „Ehe denn die Berge worden, bist du, 
Gott. von Ewigkeit zu Ewigkeit.“ 
Und hernach waren „aus frohen Kehlen die Seelen“ 
wieder gestimmt zu weltlich lustigem Sang und Liederklang 
und die Steyrer Buben und Mädchen sangen ihre Lieder, 
wie zu Erzherzog Johanns Zeiten, als die Abendsonne beim 
fernen Venediger versank. 
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