Volltext: Aufgaben der Mutter- und Säuglingsfürsorge

fpäteren Alter ift bei einem natürlich genährten Kinde die ftärkfte und 
befte. Wenn demnach Schutzbeftrebungen zur Erhaltung des kindlichen 
Lebens feitens des Staates oder anderer Faktoren <Wohlfahrtsinftitute> 
getroffen werden follen, fo müflen fie alle darauf gerichtet fein, den Müttern 
die Möglichkeit zu bieten, fich der Pflege und Stillung ihres Säug^ 
lings voll und ganz widmen zu können. Jene Kinder aber, welche der 
mütterlichen Pflege entbehren müflen, fei es wegen Tod oder Krankheit 
der Mutter, müflen in gefieberten Verhältniflen untergebracht werden. Säug 
lingsheime, ärztlich kontrollierte Koftpflege.) Damit die Mutter ihre Auf 
gabe des Erziehens und Ernährens des Kindes erfüllen kann, ift es not 
wendig, daß diefelbe für den höchftwichtigen und keineswegs einfachen 
Beruf gefchult wird, denn fehr viele Mütter find unerfahren und 
unbelehrt. Die Ängftlichkeit und die Sorge um das Gedeihen des Kindes 
laflen die Mutter oft und oft an längft überholten Traditionen aus Groß- 
mutters Zeit fefthalten. Der Mangel an Belehrung der Mütter, der Mangel 
an Erziehung des Volkes zur hygienifchen Lebensweife bringen 
es mit fich, daß fo viele Mißbräuche und Unfitten bei der Pflege des Säug 
lings und Erziehung des Kindes fich von Gefchlecht zu Gefchlecht wie 
eine Krankheit fortpflanzen und vielen Kindern großen Schaden zufügen. 
Es wird gewiß noch eine lange Zeit vorübergehen müflen, ehe fich die 
hygienifchen und wiffenfchaftlich erprobten Maßnahmen allgemeine Geltung 
werden verfchaffen können. Und dies wird immer davon abhängig fein, 
ob die Bevölkerung für die Fortfehritte der Hygiene empfänglich und fo 
weit gereift ift, um den Kampf gegen althergebrachte Mißbräuche und 
hygienifche Sünden aufzunehmen. Obzwar in den letzten Jahren die Fort- 
fchritte der Hygiene im allgemeinen reichlichen Eingang fanden, fo (toßen die 
modernen und feftfundierten Maßnahmen bezüglich des neugeborenen Kindes 
und des Säuglings am konfervativen Sinn der Bevölkerung noch auf großen 
Widerftand. Es dauerte felbft in gebildeten Kreifen ziemlich lange, bevor 
man fich verfchiedenen Pflegeregeln, z. B. der Regelmäßigkeit der Er 
nährung im Säuglingsalter etc. anpaßte. Es darf uns daher nicht Wunder 
nehmen, wenn in den ärmeren und insbesondere in den am flachen Lande 
lebenden Bevölkerungsfchichten, wo Belehrung und Aufklärung fich viel 
fchwieriger gehalten, längere Zeit wird vergehen müflen, ehe mit den alten 
und fchädlichen Anfichten gründlich aufgeräumt fein wird. Der Säuglings- 
fchutz muß daher neben der bereits oben erwähnten Förderung einer 
gefieberten Mutterfchaft auch noch verlangen, daß Mutterfchulung und 
Mutterberatung im ausgedehnten Maße betrieben werden und daß 
diefe fich nicht nur auf die Stadt, fondern auch auf die Landbevölkerung 
erftrecken. Ärztliche Beratungen, Wandervorträge, Wandermufeen, Merk- 
fchriften etc. mülfen da die Vorpoften fein.
	        
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