SEPARAT - ABDRUCK
AUFGABEN DER MUTTER*
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UND SÄUGLINGSFÜRSORGE
iiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiimiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiMiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii
VON
DOZENT MOLL
PRIMARARZT DER REICHSANSTALT
FÜR MUTTER* UND SÄUGLINGS*
FÜRSORGE
WIEN 1916
HERMES BUCH* UND KUNSTDRUCKEREI GES. M. B. H.. WIEN XVII
yC wei Erfdieinungen haben in den letzten* Jahren große, allgemeine
Aufmerkfamkeit auf fich gelenkt: Der Rückgang der Geburte n-
Ziffern und die hohe S äuglingsfterblichkeit/ durch beide wird der Volks-
beftand wefentlich gefährdet. Ausgleichend wirken wieder zwei Erfdieinungen,
und zwar die Zuwanderung fremder Bevölkerung und die Herabminderung
der allgemeinen Sterbeziffer. Trotzdem die Geburtenziffer in den letzten
Jahren auch bei uns wefentlich zurückgegangen ift (es kamen im Jahre 1901
auf 1000 Einwohner 37 Geburten, im Jahre 1910 nur 32), fo ift der
Geburtenüberfchuß, d, h. das Plus von lebend Geborenen über die Geftor-
benen im felben Zeiträume auf faft gleicher Höhe geblieben <11'3 auf 1000
Einwohner). Durch den Rückgang der Sterbeziffer um etwa 3'2°/o wird
der Verluft, der durch den Rückgang der Geburtenziffer bedingt ift, an-
nähernd ausgeglichen. Der Geburtenüberfchuß und die Volksver-
mehrung könnten aber ganz außerordentlich gefteigert werden,
wenn der große Prozentfatz an Sterbefällen im erften Lebensjahre geringer
würde. Wir willen, daß die Sterblichkeit in keinem Lebensabfchnitt fo
groß ift, als gerade im erften Lebensjahre. In Öfterreidi betrug die
Säuglingsfterblichkeit der letzten Jahre rund 20%' Sie ift im Laufe der
Jahrzehnte wefentlich gefunken. Durchfchnittlich fchwankte die Säug-
lingsfterblichkeit vom Beginn des vorigen Jahrhunderts bis Ende der
Achtzigerjahre zwifchen 24 bis 25%* Vom Beginn der Neunzigerjahre an
nahm fie allmählich ab.
Der Tod von jährlich nahezu 200.000 Menfchenkindern, welche der
Säuglingsfterblichkeit zum Opfer fallen, . bedeutet einen exorbitanten^ ,:
Verluft, an dem wir in den gegenwärtigen Kriegszeiten weit weniger
achtlos vorübergehen dürfen, als in Friedenszeiten. Die Gefchichte fowohl
wi$ die Statiftik, wie auch die medizinifche Wilfenfchaft lehren, daß es
gelingt, die Säuglingsfterblichkeit herabzufetzen und viele Menfchenleben
gefund zu erhalten. Der Glaube, daß die Säuglingsfterblichkeit eine Art
natürliche Auslefe fei, hat fich als vollftändig irrig erwiefen. Auch
kräftig geborene Kinder werden Opfer des Kinderfterbens, wenn fie nicht
unter gefunden Verhältnilfen aufwachfen können. Aus fchwächlichen Kindern
können lieh dagegen gefunde, widerftandsfähige Menfchen entwidceln.
Wir wißen, daß foziale Schäden dem zarteften Kindesalter fehr
gefährlich find. Wenn z. B. die Sterblichkeit der unehelichen Kinder größer
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ift, als die der ehelichen, fo beruht dies darauf, daß die sozialen Verhält^
nilfe, unter denen die unehelichen Kinder zur Welt kommen, wefentlich
fchlechtere find. Wenn aber die unehelichen Kinder unter einwandfreien
Verhältnilfen <z. B. in den Gebäre und Findelanftalten) zur Welt kommen
und dort aufwachfen, fo ift die Sterblichkeit bei diefen ebenfo niedrig,
wie bei den ehelichen. Alle sozialen Mißftände <Armut, fchlechte
Wohnung, mangelnde Pflege etc.) werden auf das Gedeihen desKindes
einen um fo größeren Einfluß ausüben, je jünger das Kind ift. Aber fie werden
fich dann befonders geltend machen, wenn das Kind auf die natürliche
Nahrung und die Pflege durch feine Mutter verzichten muß. Vergleichende
Unterfuchungen in ärmeren und reicheren Schichten bezüglich der Säuglings-
fterblichkeit haben die wichtige Tatfache zu Tage gefördert, daß die Sterb-
lichkeit der künftlich genährten Kinder bei den reicheren Kreifen
bedeutend größer ift, als die der bruftgenährten Kinder der
ärmeren Schichten. Die Sterblichkeit der Bruftkinder dagegen ift in beiden
Schichten faft die gleiche. Wenn alfo in den ärmeren Kreifen mehr Kinder
fterben, als in den reicheren, fo ift diefes Plus vornehmlich bedingt durch
die Mehr fterblichkeit der künftlich genährten Kinder, denen unter den
ärmeren fozialen Verhältnilfen nicht die entfprechende Sorgfalt zugewendet
werden kann, welche die künftliche Ernährung verlangt.
Alle Mängel, welche die Armut, das foziale Elend mit fich bringen,
können dagegen dem gefund geborenen Kinde weit weniger Schaden
bringen, wenn es geftillt wird. Daraus ergibt fich fchon die unbedingte
Notwendigkeit/ daß alle Wohlfahrtsinftitute, die dem Säuglingsfchutze
dienen follen, fo eingerichtet fein müflen, daß den Müttern die Möglichkeit
geboten wird, fich den Still- und Pflegepflichten, welche ihnen die Mutter^
fchaft auferlegt, voll und ganz widmen zu können. Die Mutter muß fich
fchon in der Zeit vor der Geburt des Kindes lo weit fchonen können,
daß fie allen ihren zukünftigen Mutterpflichten gewachfen ift und in feelifcher
Ruhe der fchweren Stunde entgegenfehen kann. Nach der Geburt des
Kindes muß fie, foll die Gefundheit des Säuglings keinen Schaden erleiden,
fo weit in der Lage fein, ihr Kind nicht verlaßen zu müflen, um es füllen
zu können und dem Kinde alle jene wunderfamen Schutzkräfte zu geben,
weldie die Muttermilch enthält. Die Sterblichkeit ift bei den Neuge^
borenen eine fehr große. Keine künftliche Nahrung (Kuhmilch,
Kindermehle, Nährpräparate) ift im Stande, die natürliche Nahrung zu
erfetzen. An diefem Grundfatze kann nicht gezweifelt werden, wenn auch
darauf hingewielen wird, daß einzelne Kinder aus dem Bekanntenkreile
mit der Flafche aufgezogen wurden und gut gediehen find. Dem Kundigen
werden die Unterfchiede nicht entgehen. Die Widerftandsfähigkeit gegen
Krankheiten und die pfychifche und phyfifche Entwicklung des Kindes im
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fpäteren Alter ift bei einem natürlich genährten Kinde die ftärkfte und
befte. Wenn demnach Schutzbeftrebungen zur Erhaltung des kindlichen
Lebens feitens des Staates oder anderer Faktoren <Wohlfahrtsinftitute>
getroffen werden follen, fo müflen fie alle darauf gerichtet fein, den Müttern
die Möglichkeit zu bieten, fich der Pflege und Stillung ihres Säug^
lings voll und ganz widmen zu können. Jene Kinder aber, welche der
mütterlichen Pflege entbehren müflen, fei es wegen Tod oder Krankheit
der Mutter, müflen in gefieberten Verhältniflen untergebracht werden. Säug-
lingsheime, ärztlich kontrollierte Koftpflege.) Damit die Mutter ihre Auf-
gabe des Erziehens und Ernährens des Kindes erfüllen kann, ift es not-
wendig, daß diefelbe für den höchftwichtigen und keineswegs einfachen
Beruf gefchult wird, denn fehr viele Mütter find unerfahren und
unbelehrt. Die Ängftlichkeit und die Sorge um das Gedeihen des Kindes
laflen die Mutter oft und oft an längft überholten Traditionen aus Groß-
mutters Zeit fefthalten. Der Mangel an Belehrung der Mütter, der Mangel
an Erziehung des Volkes zur hygienifchen Lebensweife bringen
es mit fich, daß fo viele Mißbräuche und Unfitten bei der Pflege des Säug-
lings und Erziehung des Kindes fich von Gefchlecht zu Gefchlecht wie
eine Krankheit fortpflanzen und vielen Kindern großen Schaden zufügen.
Es wird gewiß noch eine lange Zeit vorübergehen müflen, ehe fich die
hygienifchen und wiffenfchaftlich erprobten Maßnahmen allgemeine Geltung
werden verfchaffen können. Und dies wird immer davon abhängig fein,
ob die Bevölkerung für die Fortfehritte der Hygiene empfänglich und fo
weit gereift ift, um den Kampf gegen althergebrachte Mißbräuche und
hygienifche Sünden aufzunehmen. Obzwar in den letzten Jahren die Fort-
fchritte der Hygiene im allgemeinen reichlichen Eingang fanden, fo (toßen die
modernen und feftfundierten Maßnahmen bezüglich des neugeborenen Kindes
und des Säuglings am konfervativen Sinn der Bevölkerung noch auf großen
Widerftand. Es dauerte felbft in gebildeten Kreifen ziemlich lange, bevor
man fich verfchiedenen Pflegeregeln, z. B. der Regelmäßigkeit der Er-
nährung im Säuglingsalter etc. anpaßte. Es darf uns daher nicht Wunder
nehmen, wenn in den ärmeren und insbesondere in den am flachen Lande
lebenden Bevölkerungsfchichten, wo Belehrung und Aufklärung fich viel
fchwieriger gehalten, längere Zeit wird vergehen müflen, ehe mit den alten
und fchädlichen Anfichten gründlich aufgeräumt fein wird. Der Säuglings-
fchutz muß daher neben der bereits oben erwähnten Förderung einer
gefieberten Mutterfchaft auch noch verlangen, daß Mutterfchulung und
Mutterberatung im ausgedehnten Maße betrieben werden und daß
diefe fich nicht nur auf die Stadt, fondern auch auf die Landbevölkerung
erftrecken. Ärztliche Beratungen, Wandervorträge, Wandermufeen, Merk-
fchriften etc. mülfen da die Vorpoften fein.
Der volksbildende Wert hygienifcher Mufeen ift erfahrungs-
gemäß ein außergewöhnlicher. Die leichtfaßliche Form der Darftellung, die
Vergleiche zwilchen richtigen und unrichtigen Maßnahmen ufw. haben auf
dem Gebiete der Aufklärung über Pflege und Ernährung des Säuglings
große Fortfehritte erzielt. Es wäre von größter Bedeutung, wenn die
Wandermufeen auch in der Landbevölkerung Eingang fänden, wo noch
die meiften irrigen Anfichten vorhanden und längft überholte Gebräuche
im Gange find. Die Säuglingsfterblichkeit ift in der Landbevöl-
kerung höher als in der Stadtbevölkerung. Dorthin Aufklärung zu
bringen, wird die nächfte und wichtigfte Aufgabe fein, insbefondere bei
uns in Öfterreich, das weit reicher an Landgemeinden, als an größeren
Stadtgemeinden ift.
Dort, wo es möglich ift, eine Mutterberatungs- oder Fürforge-
ftelle zu gründen, follte nicht damit gezögert werden, diefe ins Leben zu
rufen. Derartige Beratungstellen haben fich allerorten ausgezeichnet bewährt,
Ihre Einrichtung ift einfach und billig. An beftimmten Tagen finden fich
die Mütter mit ihren Kindern in der Beratungstelle ein, wo fie feitens
des Arztes und der Fürforgefchwefter beraten werden. Diefe Zufammen-
künfte der Mütter bringen es mit fich, daß die Lehren fich von Mund zu
Mund verbreiten und fo in alle Schichten der Bevölkerung dringen. Er-
fahrungsgemäß wird bei den Müttern das Interefle am Gedeihen des
Kindes wefentlich gefteigert und fie tragen felbft am meiften zur weiteren
Propaganda bei, wenn fie fich von der Richtigkeit der getroffenen Maß-
nahmen überzeugen können.
paft in allen Kinderkliniken und in größeren Kinderfpitälern mit ambula-
torifdher Behandlung dienen die Ambulatorien vielfach als Mutterberatungs-
ftellen. Dem Zuge der Zeit folgend, haben die meiften diefer Stellen fich
in den Dient der Mutterbelehrung geteilt und geben nicht nur dem
kranken Kinde ärztliche Ordination, fondern haben Mutterfchulung mit in
den Bereich ihrer Tätigkeit gezogen. Es ift ein großer Fortfehritt, daß die
Mütter dazu veranlaßt werden und Gelegenheit haben, fich an den Arzt
zu wenden zu einer Zeit, wo das Kind gefund ift oder nur die erften
Anzeichen einer Schädigung im Gedeihen zeigt. Viele Krankheiten und
Störungen im Gedeihen des Kindes werden auf diefe Weife vom zarten
Organismus abgehalten. Eigene Fürforgeftellen, welche Mutter- und
Säuglingsfchutz betreiben, haben in den letzten Jahren auch bei uns in
Öfterreich eine große Tätigkeit entfaltet. Hier fei insbefondere erwähnt
die Fürforgeftellen des Vereines Säuglingsschutz, des Vereines Säuglings-
fürforge, des Bundes für Mutterfchutz, der ftädtifchen Berufsvormundfchaft
in Wien, der Berufsvormundfchaft in Brünn ufw. ufw,, die ihre fruchtbare
Tätigkeit in reichlichem Maße ausdehnen konnten. Ein lehrreiches Beifpiel
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dafür, daß der Säuglingsfchutz fdiöne Refultate aufweifen kann, wenn die
Mütter unterftützt werden, fo weit, daß fie fich dem Kinde vollends
widmen und belehrt werden, daß fie die fchädlichen und vielfach geübten
Pflegemaßnahmen vermeiden, ift der Verein »Kriegspatenfdiaft«, deflen
ärztliche Organifation ich durchführen konnte.
Obzwar fowohl der Brnährungszuftand der Mütter durch die Teuer-
ungsverhältnilfe, wie auch deren Gemütszuftand durch die Sorge um den
im Felde ftehenden Mann wefentlich gelitten hatten, war nach überein-
ftimmendem Urteile aller beratenden Ärzte das Gedeihen der vom
genannten Vereine verforgten Kinder ein ganz außergewöhn-
lich gutes. Die Mütter befolgten die ärztlichen Ratfehläge mit größter
Genauigkeit und da die Unterftützung, die ihnen durch Unterhaltsbeiträge
und Kriegspatenfchaft zuteil wurde, viele in den Stand fetzten, fich ihrem
neugeborenen Kinde zu widmen, fo waren auch die Stilldauer und Still-
häufigkeit außerordentlich günftig und dementfprechend auch die Gewichts-
zunahme und die fonltigen Fortfehritte im Gedeihen des Kindes fehr erfreulich.
Die erwähnten Mutterberatungsftellen lind meiftens nur in den
größeren Städten eingerichtet und kommen, wie bemerkt, vornehmlich der
Stadtbevölkerung zugute. Das flache Land geht leider leer aus. Um auch
hier dem Säuglingsfchutz Eingang zu verfchaffen, ift geplant, daß eigene,
gefchulte, weibliche Pflegefdhweftern Säuglingsfürforgerinnen) für die Land-
gemeinden angeftellt werden. Solche Säuglingsfürforgerinnen aus-
zubilden, hat die neueröffnete Reichsanltalt für Mutter- und
Säuglingsfürforge in Wien in ihr Programm aufgenommen. Die
amtlich angeftellten Säuglingsfürforgerinnen <in einzelnen Bezirken Deutfdh-
lands werden fie Kreisfchweftern, Fürforgefchweftern genannt) haben die
Aufgabe, die Mütter am Lande zu belehren, durch Kontrollbefuche fich
vom Gedeihen des Kindes zu überzeugen, die ortsüblichen Unlitten in der
Kinderpflege zu bekämpfen und insbefondere die in fremder Koftpflege fich
befindlichen Kinder einer ftändigen, fachlichen Aufficht zu unterziehen.
Diefer neue, dem Wefen der Frau angepaßte Beruf wird
hoffentlich auch in Öfterreich viele Anhänger finden. Eine Forderung
bleibt, daß die Stelle der Säuglingsfürforgerin eine amtliche und unab-
hängige wird. Die behördliche Anftellung von Fürforgefchweftern durch
die einzelnen Gemeinden hätte den großen Vorteil, daß die Gemeinde, die
als Armen^ oder Vormundfchaftsbehörde die Pflicht hat, für das phyfifche
und pfychifche Wohl aller Kinder, welche nicht im elterlichen Haufe auf-
wachfen, zu forgen, eine fachgemäße Kontrolle ausüben könnte. Die ftädtifche
Berufsvormundfchaft in Wien hat bereits Säuglingsfürforgerinnen angeftellt.
Es wäre nur zu begrüßen, wenn auch in den kleineren Städten folche Für-
forgerinnen Anftellung fänden.
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Neben der offenen Säuglingsfürforge betätigt fich der Säuglings-
fcbutz auch als gefchloffene Fürforge in entfprechend eingerichteten An-
halten. In Öfterreidi beftehen fchon feit mehr als 100 Jahren die großen
Findelanltalten, weldie den ledigen Müttern und unehelichen Kindern eine
Zufluchts- und Heimftätte find. Auch in den verfchiedenen Kinderfpitälern
und Kliniken find in den letzten Jahren vielfach Säuglingsabteilungen einge-
richtet worden. Die jüngfte diefer Anhalten ift die obenerwähnte Reichsanftalt,
die über einen Belag von über 80 Säuglingsbetten verfügt. Sie nimmt nicht
nur die hilfsbedürftigen Kinder, fondern auch die fchutzfuchenden
Mütter auf, für welche die Unterbringung in einer gefchloflenen Anhalt
eine ungemein große Wohltat ift. Es ift eine Forderung des Säuglings-
fchutzes, daß den Müttern die Möglichkeit geboten wird, Ernährerinnen
ihrer Kinder fein zu können. Wenn dies im eigenen Heim nicht möglich
ift, fo follen Mutterheime ihnen Aufnahme bieten, wo fich die Mütter
ihren Kindern widmen können. Die wichtigfte Aufgabe der Mutter
ift, Ernährerin und Erzieherin des jungen Gefchlechtes zu fein. Hoffentlich
wird die Zeit nach Beendigung des Krieges auch unferen Müttern in
Öfterreich mehr als bisher die Möglichkeit bringen, fich ihren Kindern
widmen zu können, und wird die Gründung von Mutterheimen und Säug-
lingskrankenhäufern in ausgedehnterem Maße betrieben werden.
Die Fürforge für das Kind hat durch viele mit dem Krieg in Ver-
bindung ftehende Momente einen wefentlichen Impuls erhalten. Der Krieg
hat große Lücken in unfere Reihen gefchlagen, die nur durch eine groß-
zügige und gründliche Fürforge für den Nachwuchs ausgeglichen werden
können. Das kann nur durch den Ausbau einer ausgedehnten
Mutter^ und Säuglingsfürforge gefchehen.
Die Frauen Öfterreichs find brave und dankbare Mütter. Die
Million, die Ernährerinnen und Erzieherinnen ihrer Kinder zu fein, ift
ihnen heilig. Der ärztliche Rat, der ihnen den Weg zum Gedeihen ihres
Kindes weift, begegnet bei ihnen aufrichtigem Dank. Was fehlt? Die
Sicherung der Mütter, fich ganz und voll der Pflege und Erziehung des
Kindes widmen zu können.
Sollte die Sonne des Friedens, wenn fie in herrlichfter Morgenröte
fich erheben wird, nicht auch den hilflofen Säuglingen leuchten?
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