Volltext: Oberösterreichische Bauerngeschichten. Erstes Bändchen (Erstes Bändchen / 1858)

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„Ich bin meiner Wirthschaft mehr Fuhren schul 
dig, soll sie nicht zu Grunde gehen, und der größere 
Gläubiger geht vor. Der Herr Pfleger kann im Jahre 
noch Spazierfahrten genug machen — mähen und Ein 
fahren kann man nur einmal. 
Der Michl hatte die Pinzgauer Schecken schon 
eingeschirrt im Stalle und bald standen sie auch ein 
gespannt in den langen Leiterwagen, der schon herge 
richtet zum Einfahren mit vielen Stricken behängen 
war und von dem der mächtige Wiesbaum hinten weit 
über die Langwies hinausragte. 
Der Michl stand schon auf dem Wagen und 
schnalzte lustig mit der Peitsche; die Schecken wieher 
ten und sprangen, daß es eine Freude war; eben lenkte 
der Wagen zum Thore hinaus, als der Bauer dem 
Knechte zurief: „Halt!" — 
Der Michl hielt an, er meinte, der Bauer habe 
noch einen wichtigen Auftrag an ihn. 
Der aber trat nahe an den Wagen heran und 
mit gutmüthiger Ironie sagte er zu dem Knechte: „Wie 
kann man denn am Sonnwendtage unter dem 
Hute noch eine Schlafmütze aus dem Kopfe haben?" 
Michl wußte, daß der Bauer das Vermummen 
des Kopfes nicht leiden konnte, riß rasch den Hut 
herunter und steckte die Schlafmütze in die Tasche. 
„Daß ich den Leuten das nicht abgewöhnen kann," 
sagte der Bauer zu seinem Weibe , als der Michl schon 
vom Wege ab in die Wiese einbog. „Sie wissen nicht, 
wie schädlich das so übermäßige Einhüllen des Kopfes ist, 
gar bei den Weiberleuten. Woher kommt Euer ewiges 
Klagen über Kopfweh und Zahnschmerz? davon! -- Da 
werden dann allerdings scharfe Mittel gebraucht, die 
Zähne verdorben — dann habt Ihr die Verunstaltung."
	        
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