Volltext: Heldensage und Namengebung

Heldensage und Namengebung. Von IL Schiffmann. 197 
Beinamen „der Schwabe" lind der Kantor; zu Sittich in Krain 1289 
Heinrich der Prior und Heinrich der Schaffner (grangiarius); zu 
Zwettel 1305 der Subprior Friedrich und der gleichnamige Käm¬ 
merer. Eine Urkunde des regulierten Chorherrn- und Domstiftes 
zu Lavant in Kärnten vom Jahre 1314 nennt uns vier Heinriche 
unter den damals lebenden Kapitular-Priestern. Zu Michelbeuern 
wurde die Veränderung des Vornamens erst 1685, im adeligen 
Frauenstifte auf dem Nonnberge zu Salzburg unter der Äbtissin 
Eva Maria zwischen den Jahren 1635 bis 1641 eingeführt. 
Von einem Benediktiner Konrad, welcher im Jahre 1443 
Karthäuser zu Gaming ward, wird gesagt, er sei der erste gewesen, 
welchem man zur Vermeidung der Namenverwirrung anstatt seines- 
vorigen Namens den Namen Anselm gab1). 
Der Sitte der Namensänderung lag vorzüglich und eigentlich 
die mystisch-asketische Ansicht von der Umschaffung des Ordens¬ 
mannes in einen ganz neuen Menschen zugrunde, welcher durchaus 
nichts von dem zu vernichtenden Weltmenschen in sich und an 
sich behalten dürfe, sondern seiner Persönlichkeit gänzlich ent¬ 
sagen müsse. Sie kam um die Wende des Mittelalters und der 
Neuzeit auf. Zur Zeit der Gegenreformation im 17. Jahrhundert, 
als das klösterliche Leben wieder neu zu blühen begann, suchte 
man auch nach Gründen für diese Sitte und ich will die interes¬ 
sante Abfertigung hiehersetzen, die Erasmus erfuhr, der sie ver¬ 
spottet hatte. Wir haben damit auch ein positives Zeugnis dafür, 
daß die Sitte der Namensänderung erst spät allgemeiner wurde. 
B. Haeften schreibt in seinem lS. Benedictus illustratus sive 
disquisitionum monasticarum libri XIIs, Antwerpen, 1644, p. 443 r 
Novo nomine sive in prima habitus susceptione sive in 
ipsa votorum nuncupatione novitios insigniri ordinibus plurimis 
familiare est. Hunc tarnen ritum ut plures alios insectatus est 
et arrosit Erasmus his verbis: „Ut quoque sit evidentior (in 
monasteriis) servitus, commutant vestem . ... et ad exemplum 
priscum eorum, qui- olim servos essent mercati, commutant nomen 
in baptismo inditum ac pro Petro sive Joanne vocant Franciscum 
aut Dominicum aut Thomam. Petrus dedit nomen Christo et Do¬ 
minico initiandus vocatur Thomas" (in colloq. virgo [LL6óya[iòg). 
Sic ille. Sed enim quid hic illiciti ? aut quis hoc iure im- 
probet vel cur potius non probet? 
Primo, quia imperatorum legibus id permissum (C. 1. 9, 
tit. 25. 1. sicut): „Mutare itaque nomen vel pronomen sive cog¬ 
nomen sine aliqua fraude licito iure, si liber es, minime prohiberis." 
Secundo, Deus ipse suo exemplo veluti praeivit, nam indita 
quibusdam a nativitate nomina mutavit, ut constat de Abraham, 
Sara, Jacob. 
*) J. F. Keiblinger, Geschichte des Benediktinerstiftes Melk in 
Niederösterreich, Wien 1851, S. 349, Anna., wo auch die Quellen für 
diese Belege angegeben sind.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.