Volltext: Sagen aus dem Bezirke Vöcklabruck 1. Heft (1. Heft / 1924)

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mit Christof zn den Eltern. Diese waren hoch erfreut, 
als er ihnen versprach, den Knaben mit nach Wien zn 
nehmen, dort für ihn zu sorgen und ihn gut unterrichten 
zn lasse». Jahre vergingen. Christoph war recht fleißig, 
höflich und dankbar und ist ein reicher Herr geworden. 
Er hat aber im Glück der Heimat nicht vergessen, öfter 
besuchte er diese und baute in Vöcklaniarkt ein Spital 
für arme Bürger, auch die Weißmühle verdankt ihm ihre 
Entstehung. " Frieda Jud. 
Das Zauberbuch des Müllers. 
Zwischen den lieblich gelegenen Pfarrdörfehen Abts 
dorf und Nußdorf liegt die Ortschaft Altenberg. Dort 
hauste vor etwa - 80 Jahren auf seinem Anwesen am 
rauschenden Kletzlbache der weit über die heimatlichen 
Gemarkungen berüchtigte, mit dem Teufel und seinem 
Anhange verbündete Klehlmüller. In einer stürmischen 
Christnacht wollte er zur Mette ins nahe Abtsdorf. Sein 
Mühlknecht sollte „gaina".*) Er verbat dem bisweilen von 
Neugierde Geplagteil streng, in Kasten und Truhen herum 
zu „schniaten",**) weil er fürchtete, der Bursch könnte seil» 
Zanberbuch finden und darin lesen. Dieser versprach das 
Verbot zu achten und der Müller machte sich beruhigt 
auf den Weg. Auf halber Strecke zur Kirche, doch inner 
lich geängstigt, machte er wiederum kehrt. Zu Hause ange 
langt sah er, daß ihn seine innere Stimme nicht betrogen 
hatte. Der Knecht saß beim Tische, hatte das aufgeschlagene 
Zauberbuch vor sich liegen und las darin. Angstschweiß 
stand ihm auf der Stirne, denn ein Nudel schwarzer, wild 
grunzender Schweine erfüllte den Raum, umringte ihn 
und schien sich stäildig zu vergrößern. Beim Anblick dieses 
schaurigen Bildes standen dem Müller die Haare zu 
Berge, denil er kannte die Gefahr, in der er und sein 
Knecht schwebten. Nasch entschlossen warf er den Säuen 
eine Handvoll Linsen vor, die gierig darnach fuhren 
entriß dein geängstigten Knecht das Buch und las mit 
bebeilder Stimme das von diesem vorher gelesene Stück 
von rückwärts nach vorne nochmals so rasch er konnte. 
Als er eben fertig war, hatten auch die Säue die letzte 
Linse aufgezehrt und verschlvanden. Wäre der Müller 
mit der Lesung nicht gleichzeitig mit den Säuen oder vor 
ihnen fertig geworden, so wären er und der Knecht in 
den nächsten Minuten von ihnen bei lebendigem Leibe 
gefressen ivorden. Franz Gößner. 
*) haushiiten. **) schnüffeln.
	        
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