Volltext: Sagen aus dem Bezirke Vöcklabruck 1. Heft (1. Heft / 1924)

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nahe beim Dorfe gestanden sein, von dem noch jetzt ein 
Teil „Gmäuret" heißt, ans dem auch von Zeit zu Zeit 
Mauerreste gegraben wurden. Das Dorf soll einst viele 
Privilegien und ein eigenes Gericht gehabt haben. Noch 
heißt ein Bauerngut daselbst das „Nachrichtergütl." Von 
den Privilegien nennt man besonders den Weinhandel, 
und auf diesen scheinen auch die vorhandenen ansehnlichen 
Keller zu beuten, welche sich bei manchen Häusern befin 
den. Das Dorf soll einst nur aus vier Bauernhäusern 
bestanden haben, welche vorzugsweise den Namen „Löse" 
führen: Koller-, Mittermayer-, Niedermayer- und Seitelhos. 
K. Glonings Volkssagen. 
Die riesigen Wirtstöchter beim Turm 
(Hongar). 
Ein reicher Wirt hatte zwei schöne Töchter, die 
aber an Größe und Stärke alles übertrafen. Weit und 
breit eilten die Burschen herbei, um die Land einer der 
Schönen zu erreichen; aber alle mußten sich wieder zurück 
ziehen, denn die Niesinnen, obwohl recht gutmütig, haßten 
jeden Widerspruch, und -stets waren alle verloren, die 
nicht nach ihrem Geheiß taten. Das verdroß die Männer, 
und es warb nieinand mehr um sie. Trotz ihres Reich 
tums und ihrer Schönheit mußten sie unvermählt sterben. 
K. Glonings Volkssagen. 
Christoph Weiß. 
Vor etwa 300 Jahren war bei den letzten Häusern 
an der Westseite von Böcklamarkt noch ein großer hölzer 
ner Gattern zum Absperren des Viehes. Zu jener Zeit 
lebte in der Nähe des Markteinganges in einem Häus 
chen ein Knabe namens Christoph Weiß. Dieser öffnete 
in höflicher Weise öfter den Gattern, wenn er sah, daß 
jemand durchfahren wollte. Jedesmal stand der Knabe 
mit abgezogener Mütze in Bereitschaft. Namentlich war 
es ein Kaufmann aus Wien, auf den sich der kleine 
Christoph immer freute, weil ihm dieser gern eine Kleinig 
keit schenkte. Der Wiener Kaufmann fragte ihn nun ein 
mal nach seinen Eltern und ob er Lust hätte, mit nach 
Wien zu kommen. Der Knabe sprach: „Meine Eltern 
sind sehr arm, ich muß oft Hunger leiden, aber ich muß 
doch erst um Erlaubnis fragen." Der Kaufmann ging
	        
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