Volltext: Über die Frage eines wirtschaftlichen Zusammenschlusses zwischen Österreich-Ungarn und Deutschland

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sind. Es handelt sich da um die Ausmittlung des möglichen Maßes 
der Gemeinschaft, um die Findung der Formen, um den einzelnen 
durch eine plötzliche Öffnung der Zollschranken geäußerten Wün¬ 
schen den nötigen Schutz zu gewähren — sei es durch Zwischenzoll- 
liPen oder sonstige Bevorzugung in dem alten Absatzgebiete — um 
die Schaffung gemeinsamer Organe für die Vertretung der Han¬ 
delsbeziehungen nach außen, um die Frage der Aufteilung der 
Zölle usw. Die Gemeinschaft des Zollgebietes wird aber auch auf 
dem Gebiete der Gesetzgebung, des Handels- und Wechselrechtes, 
der Prozeß- und Steuergesetze und schließlich in der Frage der 
Geldwährung nicht ohne Einfluß bleiben. 
Alle diese Fragen können aber überwunden werden, wie dies 
ja auch im deutschen Zollvereine der Fall war, in dem 24 Staaten 
allmählich unter einen Hut gebracht werden mußten, wenn wir sie 
nur aufrichtig überwinden wollen. 
Trotz der bedeutenden Schwierigkeiten, welche der technischen 
Ausarbeitung des großen Werkes eines wirtschaftlichen Zusammen¬ 
schlusses der beiden gemeinsam kämpfenden Monarchien erwachsen 
werden, zu deren Lösung selbstverständlich die auf dem Gebiete des 
Staats- und Wirtschaftswesens gebildetsten Männer herangezogen 
werden müssen, steht aber doch der Allgemeinheit das Recht zu, in 
dieser Frage selbst ihre Stimme zu erheben. Es hieße die Sache 
falsch beurteilen, wollte man etwa der Industrie oder gar der 
Großindustrie allein das letzte entscheidende Wort zuerkennen. Es 
handelt sich um die Frage der Gesamtwirtschaft, an welcher alle 
Gruppen der Bevölkerung von der Großindustrie bis zum Arbeiter, 
vom Urproduzenten bis zum Konsumenten in gleicher Weise be¬ 
teiligt sind. So wie der Krieg für manche Vermögen, für manche 
Familien schwere Schäden auch bei glücklichstem Ausgange bringen 
muß, so darf auch die Folge, daß das zu schaffende Friedenswerk 
nicht allen einzelnen zum Vorteile gereiche, uns nicht von dessen 
Verwirklichung abhalten. Hiebei mag allerdings der Grundsatz gelten, 
daß die etwaigen Nachteile des einzelnen nach Möglichkeit gemildert 
und Übergangszeiten für eine Anpassung an die neuen Verhältnisse 
geschaffen werden. 
Der Gesamtheit der Bevölkerung steht daher ein wichtiges 
Votum in der vorliegenden Frage zu; sie ist auch berechtigt, das,
	        
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