Volltext: Das Mühlviertel im Kriegsjahre 1809. Rohrbach, Kath

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Die Brücke, welche damals Linz und Ursahr verband, befand sich, mit der 
Lage der heutigen verglichen, etwas weiter stromaufwärts. Sie wurde auf das 
sorgfältigste bewacht. Der Verkehr über die Brücke war lange Zeit verboten. Nur 
wer einen Paß — und ein solcher war schwer zu erlangen — vorzeigen konnte, 
wurde von dem Wachtposten hiuübergelassen. Sogar die Wäscherinnen, die für die 
.Spitäler und die Gefangenen und Kranken im Schlosse Linz die Wäsche zu besorgen 
hatten, erhielten nur auf besondere Verwendung der Landeskommission hin Passier 
scheine. Wenn aber ein Ueberfall von den Bergen des Mühlviertels her drohte, 
ward alsogleich wieder jedes Betreten der Brücke untersagt. Da die Oesterreicher 
noch immer das linke Donauufer von Neuhaüs bis Ottensheim besetzt hielten, be 
fürchteten die Feinde, sie könnten durch beschwerte Flösse oder Schiffe, durch Blocher 
und Baumstämme die Joche der Brücke beschädigen oder zertrümmern. Daher mußten 
vom 24. Mai an der Schiffmeister Lüstenegger und der Baudirektor Aberle oberhalb 
der. Brücke stets zwei Schisse und mehrere Zimmerleute mit Stangen und Hacken 
zum Schutze der Brücke bereit halten. Bei Margarethen wurden einige bemannte 
Schutzschiffe verankert und bei der Schiffmühle Vorrichtungen angebracht, um dafür 
zu sorgen, daß alle schweren Körper, welche der Brücke Schaden bringen konnten, 
aufgefangen würden. Am 31. Mai ließ General Gernrd, der Kommandant in Urfahr, 
bekannt machen, es solle sich in der Nacht niemand der Brücke nähern, da die Wachen 
den Befehl hätten, sofort zu schießen?) Kurz erzählt von einem Versuche der 
Oesterreicher, die Brücke zu zerstören „und dann desto leichter die Feinde ans dem 
Urfahr zu vertreiben." Sie hatten einige Schiffe mit Steinen angefüllt und wollten 
sie stromabwärts treiben lassen, damit sie durch ihren Anprall der Brücke möglichst 
großen Schaden zufügten. „Ihr Plan wurde aber noch vor der Ausführung ver 
raten; die Bayern fielen über die Schiffe her und zertrümmerten sie." * 2 ) 
Nach Schilderung dieser Vorfälle in Linz intb Urfahr dürste es am Platze 
.sein, in einem eigenen Kapitel der kriegerischen Ereignisse zu gedenken, die sich im 
Mühlviertel zwischen den österreichischen und bayerischen Truppen abgespielt haben. 
X. 
(Die Bayern auf Vorposten. — Gallneukirchen soll in Brand gesteckt werden. — Gefecht im 
Haselgraben. — Kampf in Kirchschlag. — Beschießung von Hellmvnsödt.) 
Die bayerischen Vorpostens halten seit ihrer Ankunft dieselben Stellungen 
eingenommen, die vor ihnen die Sachsen besetzt hatten. Der Markt Gallneukirchen 
hatte sowohl von österreichischen als auch von feindlichen Soldaten fast täglich Be 
suche, von einer Einquartierung blieb er jedoch verschont. Die bayerischen Patrouillen 
zogen gewöhnlich nachts durch Gallneukirchen gegen die Poststation Weikersdorf und 
kehrten am frühen Morgen wieder auf ihre Posten zurück. Die österreichischen Vor 
posten, welche von Hellmvnsödt bis in die dortige Gegend streiften, bemerkten dieses 
und beschlossen, den Bayern auf ihrem gewöhnlichen Zuge aufzulauern. Die Nacht 
vom 4. auf den 5. Juni war äußerst finster. Die Bürger hatten sich zur Ruhe 
begeben und allenthalben herrschte nächtliche Stille. Da schlichen sich beiläufig 
fünfzehn Meerveldt-Ulanen, eben so viele Jäger und bei dreißig Mann von einem 
Grenzregiment unter dem Schutze der Finsternis in den Markt und verteilten sich 
in den Gassen und kleinen Hausgärten. Um zwei Uhr früh marschierten bayerische 
') Ebd. S. 32 und 33. 
2 ) Kurz st. a. O. S. 266. 
s) Das Folgende mit geringfügigen Aenderungen nach Kurz a. a. O. S. 266 ff.
	        
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