Volltext: Das Mühlviertel im Kriegsjahre 1809. Rohrbach, Kath

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Patrouillen ganz unbesorgt durch den Markt, als plötzlich aus sie von allen Seiten > 
Feuer gegeben wurde. Ein Offizier und sechs Gemeine wurden zil Boden gestreckt, ! ! 
worauf die klebrigen die Flucht ergriffen. Aufgeschreckt durch den Lärm. eilten die ' 
Bürger aus ihren Häusern; aber es war schon alles beendigt und nach dem Ab 
züge der Oesterrcicher war man erfreut und getröstet, daß es zu keinem größeren 
Kampfe gekommen sei, wobei die Häuser -und das Leben der Marktbewvhner gar > 
leicht hätten großen Schaden nehmen können. ' 
Doch die Freude war von kurzer Dauer. Nachmittags kam der bayerische i 
General-Leutnant Freiherr von Wrede mit sechshundert Mann Infanterie und * 
Kavallerie nach Gallneukirchen. Höchst aufgebracht über den nächtlichen Angriff auf < 
seine Soldaten, ließ er bekanntmachen, er sei gekommen, um die Bewohner, die 
entweder selbst geschossen hätten oder doch mit den Oestcrreichern im Einverständnisse ! 
gewesen wären, strenge zu züchtigen. Der Kooperator Jakob Brunner, „der seit ! 
dem ersten Einfalle der Feinde die Person seines Herrn Pfarrers und auch der > 
ersten Ortsobrigkcit vertrat",') wurde samt dem Marktrichter Sigmund Huber durch ' < 
die Wache vor Wrede geführt, der ihnen bedeutete, daß der ganze Markt unverzüglich - 
zum abschreckenden Beispiel in Brand gesteckt werden würde, im Falle sic sich nicht ’ 
genügend rechtfertigen könnten. Kooperator Brunner, den wir bereits als einen un- 1 
erschrockenen Verteidiger der Seinen kennen gelernt haben, sprach nun mit einer 1 
so bescheidenen Freimütigkeit und so überzeugend, daß es ihm und dem Markt 
richter gelang, die Unschuld der Bürger vollkommen darzntun. General Wrede, 
welcher just drei Wochen zuvor den schrecklichen Brand des Marktes Schwaz in ) 
Tirol miterlebt hatte, fällte ein freisprechendes Urteil. — Von diesem Tage an ' 
hörten die bayerischen Vorposten auf, ihre Strcifmannschast in den Markt zu schicken. 1 
Hinter Urfahr hatten schon die Württcmberger durch die Unsrigen stete Be- .i 
unruhigungen erfahren, vorzüglich aber die Sachsen, denen nur gar zu oft eine ^ 
ausgestellte Feldwache oder eine ausgeschickte Patrouille von den Ulanen, Jägern 
und böhmischen Landwehrmänncrn aufgefangen und weggeführt wurde. Nun er- 's 
ging cs den Bayern fast auf eine ähnliche Weise. Im Dopplerfeld stand ein Pikett [ 
von beiläufig 170 Mann, von denen nur sehr wenige den Oesterreichern entkamen. ' 
Für so große Verwegenheit sollten sie nun endlich auch einmal büßen. 1 
Am 11. Juni früh um 6 Uhr kamen 800 Mann Bayern, teils Infanterie, ( 
teils Kavallerie, mit drei Kanonen und zwölf leeren Wagen in den Haselgrabcn 1 
und rückten gegen den Verhau zu Wildberg vor. Durch eine halbe Stunde wurde " 
der Verhau von nur achtundzwanzig Jägern auf das heldenmütigste verteidigt. < 
Die Feinde, die cs wagen wollten, durch den verrammelten Paß vorzudringen, ' 
wurden Schuß auf Schuß niedergestreckt. Als noch ein zweiter Jägcrposten und 1 
ein Bataillon Freiwilliger von der böhmischen Landwehr auf dem Kampfplatz er- j 
schienen, räumten die Bayern das Feld. Ihre Toten und Verwundeten nahmen sic „ ' 
mit sich und bedienten sich dazu der Wagen, die sie, wahrscheinlich etwas anderes ' 
aufzuladen, mit sich gebracht hatten. * 
Wrede beschloß nun einen Hauptangriff; welcher am 22. Juni mit 8000 s 
Manu unternommen wurde. Gegen Wildbcrg geschah nur ein verstellter Angriff; 1 
die stärkere Macht des Feindes zog gegen Kirchschlag. Der Verhau bei Rohrach ä 
unterhalb Kirchschlag wurde überstiegen und die spärliche Mannschaft der Oesterreicher ' , 
* So drückt sich Kurz aus. Pfarrer war damals in Gallneukirchen der einer un 
gesunden religiösen Schwärmerei zuneigende Weltpricster Martin Boos, der in der Folge den 
Anlaß zu schweren Wirren in jener Pfarre gab.
	        
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