Volltext: Das Mühlviertel im Kriegsjahre 1809. Rohrbach, Kath

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Beträge, welche die Lieferungen ausmachten, aus das ganze Land verteilen zu können, 
wurden die Kommissariate vom Gouverneur angewiesen, genaue Verzeichnisse aller 
Grundwerte („Kaufspretien") vorzulegen, nach welchen dann die entfallenden Beträge 
vorgeschrieben wurden. 
Gouverneur Puthod ließ sich ferner die angeordnete Ablieferung der Waffen 
sehr angelegen sein. Die Waffen mußten im Linzer Schlosse hinterlegt werden. Die 
Landeskommission hatte aus diesem Anlasse eine Reihe von Anfragen zu beantworten, 
z. B. ob auch alte Waffen und Jagdgewehre eingeliefert werden müßten. Die Ab 
lieferung sollte bis 25. Mai beendet sein. Es mußten alle Waffen ausgefolgt werden, 
bloß die Bürgerwehren durften die ihrigen behalten, mußten aber ein Verzeichnis 
derselben vorlegen. „Die Entwaffnung oder Abgebung der Waffen hat in jeden: 
Kreise unter der Aufsicht der französischen Offiziere, die daselbst das Kommando 
führen, zu geschehen". So nach dem Manifeste des Gouverneurs vom 12. Mai.') 
Nach demselben Manifeste sollte eine bewaffnete Bürgermiliz zu Fuß in jedem Kreise 
eingerichtet werden; außerdem in jedem Viertel ein berittenes Korps unter dem 
Titel eines Polizeikorps. In jeden Kreis wurden ferner sogenannte „bewegliche 
Kolonnen" von Linientruppen abgeschickt, „um alle, die dem Befehle der Ablieferung 
der Waffen zuwider gehandelt haben, ferner alle Landstreicher, Plünderer und Nach 
zügler der Armeen, die im Lande herumstreichen und dasselbe verheeren, aufzuheben". 
Es liefen aber auch ferner von allen Seiten Klagen über Gewalttaten ein. So 
wurde nach einem Berichte der Kreisstation Linz daselbst und auf dem flachen 
Lande fortwährend geplündert; öfters wurden Männern, darunter auch Kreisamts 
boten, die Schuhe und Stiefel gewaltsam ausgezogen; in Steyregg wurden die 
Schutzleute von den Württembergern, die eifrig erpreßten und plünderten, auf 
gehoben ; dem Pächter Rosenauer im 'Schlosse Auhof wurden von den sächsischen 
Truppen bei 100 Eimer Bier und eine große Menge Hafer ohne Bons abgenommen; 
in den anderen Vierteln ging es noch ärger zu. Die herrschende Unsicherheit zog 
auch viel Gesindel in das Land, welches sich mit den Traineurs verband. Aus 
dem Reiche kamen auch sehr viele Handwerksburschen und Stellungsflüchtlinge, deren 
Abschaffung am 27. Mai über Antrag der Polizeidirektion beschlossen wurde?) 
Aus dem Polizeikorps entwickelte sich bald die Gendarmerie, die durch diese 
ihr noch heute verbliebene Bezeichnung den französischen Ursprung verrät?) Napoleon 
ordnete deren Errichtung in den Kreisen Oesterreichs ob und unter der Enns be 
reits am 14. Mai an; im Juni wurde die Sache durchgeführt. Hiezu bemerkt Kurz: 
„Man muß die Wahrheit gestehen: diese Gendarmerie verminderte die bisher gehäuften 
Ausschweifungen, aber um ihr Ziel vollkommen zu erreichen, hätte sie viel zahlreicher 
sein müssen. Die Sicherheit der Straßen wurde hergestellt, in den einzelnen abgelegenen 
Häusern vermißte man sie. Während man zur Gendarmerie lief und um Abhilfe 
einer Plünderung bat, hatten gewöhnlich die Räuber ihr Ziel schon erreicht und 
entfernten sich wieder. Man hörte auch nichts, daß die wenigen Ertappten strenge 
wären abgestraft worden: man führte sie ihrem Korps zu"?) 
0 Abgedruckt bei Kurz a. a. O. S. 337 ff. 
2) Pröll a. a. O. S. 30 und 31. 
3 ) Gendarmen (französisch Gons d’armos von Zeus-Leute und armos-Waffen) hießen 
im frühen Mittelalter die in der Leibgarde der französischen Könige dienenden Edelleute. 
Nach der großen Revolution ging der Name auf die mit dem allgemeinen Sicherheitsdienste 
betraute Truppe über. Seit 1809 wurden in den meisten deutschen Staaten, der in Frankreich 
getroffenen Einrichtung entsprechend, Gendarmen zu Pferde und Fuß zur Handhabung der 
allgemeinen Sicherheit namentlich auf dem Lande aufgestellt. 
4 ) Kurz a. a. O. S. 353.
	        
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