Volltext: Oö. landwirtschaftlicher Kalender 1907 (1907)

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Ländliche Ehrerbietung. Fremder: „Wie lange bleibst denn immer auf der Weide 
mit deinen Kühen?" Kuhhirt: „Bis f g’mig hab'n!" Fremder: „Ja, wann haben 
sie denn deiner Meinung nach genug?" Kuhhirt: „Wenn 'm Bürgermaster seine Kuh 
nix mehr mag!" 
Auch ein Kühstall. Kaiser Franz von Österreich hatte auf seinem Hofgut Bösen- 
dors bei Luxemburg einen Kuhstall einrichten lassen, den wohl so leicht kein Bauer zum 
Muster nehmen dürfte. Der Boden bestand aus Marmorplatten. Die Krippeil waren 
in den elegantesten Formen von Eisen hergestellt und schöne Portieren verhüllten die 
Betten der Kuhwärter, kurz, es war eine Wirtschaft, wie sie zum Prunk von jemand an 
gelegt worden, dem der Vergleich der Kosten mit dem Ertrage sehr gleichgültig war. Einst 
nahm der Kaiser den Burgpfarrer Länderer, der als humorvoller Mann bekannt war, 
mit und zeigte ihm die Bösendorfer Kuhstallpracht. „Nun, Herr Pfarrer", sagte er zu 
ihm, „ich weiß wohl, Sie finden an allem etwas zu tadeln, sagen Sie mir, gibt es hier 
auch etwas auszusetzen, fehlt etwas?" — „Nichts, gar nichts, Euer Majestät," erwiderte 
der Pfarrer, „bloß für jede Kuh ein Sofa!" 
Die zwölf Ursachen zum Heiraten. 
Der Erste tut's um die Dukaten; 
Der Zweite um ein hübsch Gesicht; 
Der Dritte will nicht länger warten; 
Der Vierte, weil Mama so spricht; 
Der Fünfte, um sich zu ergötzen; 
Der Sechste ist nicht gern allein; 
Der Siebente will sich ruhig setzen; 
Der Achte denkt: muß einmal sein; 
Der Neunte tut's aus Mitleidstriebe; 
Der Zehnte bloß aus wahrer Liebe; 
Der Elft' und Zwölfte sind so dumm, 
Die wissen selber nicht warum. 
Erklärung. Gast: „Herr Wirt, in meinem Zimmer fällt der eine Fensterflügel 
immer auf." — Wirt: „Das ist allerdings auffallend." — Gast: „Und der andere fällt 
immer zu." — Wirt: „Das ist Zufall." 
Anekdote von Herzog Georg Wilhelm I. von Celle. Auf der Heide bei Scheuen 
fand der Herzog einen Schäferjungen bei der Herde, der bitterlich weinte. Herzog: 
„Junge, was weinst du? Hat der Wolf dir ein Schaf weggenonunen?" — Knabe (den 
Herzog nicht kennend): „Daß er mir keins brachte, könnt Ihr wohl denken!" — Herzog: 
„Junge, du bist ja ein Schelm!" —Knabe: „Es ist noch nicht Abend, bis dahin könnt 
Ihr noch einer werden." Nach längerem Hrn und Her gefiel dem Herzog die glänzende 
Schlagfertigkeit und der natürliche Witz des Knaben so sehr, daß er ihn auf seine Kosten 
auf Schulen schickte, wo er bald alle Mitschüler einholte und übertraf. Als späterer 
Sekretär des Herzogs bewies der ehemalige Schäfer große Findigkeit und Treue. Einige 
Zeit hindurch war er aber anmaßend und hochmütig gegen Niedere und Frellnde ge 
wesen. Das erfuhr der Herzog. Bei einem Gastmahle ließ er dein Sekretär so viel zu 
trinken, daß er bald sinnlos trunken war. Nachdem Diener ihn nun auf Befehl des Her 
zogs mit zerlumpten Hirtenkleidern angetan, fuhr der Herzog ihn selbst in der Nacht 
nach der Scheuer Heide. Dort ließ er ihn liegen. — Man kann sich das Erwachen 
und den Kater wohl kaum vorstellen. Anderen Tags kam der Sekretär, der seinen 
Herrn wohl verstanden, zum Herzog, bat um Verzeihung und wurde wieder in Gnaden 
aufgenommen. Die Nachkommen dieses herzoglichen Günstlings leben noch in Celle. 
Im Heiratsbureau. Herr: „Ja ausschließlich wegen Geldes möcht' ich nicht hei 
raten." — Vermittler: „O, ich werd' Ihnen da Eine empfehlen; wenn die auch noch 
so viel Geld hat, gehört doch auch noch Liebe dazu, sie zu nehmen." 
Viel verlangt. Neue Gutsbesitzerin (zum Verwalter): „Der Hühnerstall gefällt mir 
sehr gut — aber das ewige Gackern geniert mich!.. Hoffentlich werden sich die Hühner 
mit der Zeit diese bäurische Manier abgewöhnen!" 
Nie dagewesen. Huber: „Wenn i Durscht hab', trink' i a Brer; wenn i recht 
lusti' sei' will, trink' i an Wein; wenn's mer net recht extra is, trink' i an Schnaps?" 
— Meier: „Wann trinken S' denn nacha a Wasser?" — Huber (verblüfft): „Ja, so a 
Fall is mer no' net sürkomma!" 
Auf der Sekundärbahn. Lokomotivführer: „Heut' geht's wieder 'mal schwer, (zu 
rücksehend) richtig, da schleift wieder das halbe Dorf die Messer an den Waggonrädern." 
Kindermund. Der kleine Max (im Zoologischen Garten vor den Elefanten): 
„Papa, sind das die Tiere, die man aus Mücken macht?" 
Sommer 1906. „Nur noch einen solchen Sommer möcht' i hab'n!" — „Sind 
Sie verrückt!" — „Nein, Parapluimacher!"
	        
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