Volltext: Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege

Zur Psychologie des Krieges und der Erfindungen 
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Die Zeitläufte begünstigten ebenso wie die Gegenwart die Ausbildung von solchen Zifferschriften 
und anderen Geheimsprachen. Dadurch bekommt die astrologische Zeichendeutekunst eine 
rationalistisch-praktische Wendung. Hierin liegt geschichtlich der entscheidende Fortschritt.“ 
Dieses unmittelbar aus den Anforderungen des damaligen Krieges erwachsene 
Buch hat für die Entwicklung einer wissenschaftlichen Zeichenlehre, 
wie sie besonders Leibniz einige Jahrzehnte darauf gestaltet hat, entschiedene 
Bedeutung, und man kann die Wurzel der bahnbrechenden Arbeiten von Leibniz 
über die Zeichenlehre, besonders im mathematischen Gebiet, im Grunde zum Teil in 
der intellektualistischen Einwirkung des damaligen großen Krieges finden. Auch im 
übrigen läßt sich vielfach nach weisen, daß hochgradige intellektuelle Leistungen 
aus den Anforderungen des Krieges hervorgehen. Dabei ist vielfach zu erkennen, 
daß intellektuelle Fähigkeiten schon vorher vorhanden waren, jedoch durch den 
Krieg in bestimmte Richtungen gelenkt und gefördert werden. 
Diese Betrachtung darf jedoch nicht so auf gef aßt werden, als ob dadurch 
eine psychologische und moralische Rechtfertigung von Völkerkriegen gegeben 
wäre. Man kann vielmehr im Hinblick auf die furchtbaren Wirkungen großer 
Kriege nur bedauern, daß zur Steigerung der intellektuellen Leistungen überhaupt 
Kriege notwendig sind. Würde die Entwicklung der menschlichen Leistungen 
und der Berufsfächer schon im Frieden immer von den Intellektuellen und 
Tüchtigen geleitet, so wäre sehr wahrscheinlich eine solche Anspornung durch die 
Anforderungen großer Kriege überhaupt nicht notwendig, und der menschliche 
Verstand würde auch ohne solche rascher in der Naturerkenntnis und der An 
wendung der Naturgesetze auf die technischen Leistungen vorwärts kommen. 
Es stemmen sich jedoch in der menschlichen Gemeinschaft der Entwicklung 
des wissenschaftlichen Geistes im Frieden vielfach Trägheitsmomente und sonstige 
Hemmungen entgegen, und es ist kein Zweifel, daß durch die Ereignisse des jetzigen 
Krieges in vieler Beziehung die intellektuellen Fähigkeiten und die Erfinder 
tätigkeit, in der sich der menschliche Verstand zu Neuschöpfungen steigert, 
zu außerordentlichen Leistungen angespornt worden sind. 
IX. Erfindertätigkeit. 
Erfindungen beruhen trotz ihrer außerordentlich mannigfaltigen Art im Grunde 
auf einer im wesentlichen übereinstimmenden Art der geistigen Tätigkeit. Dabei 
muß man die eigentliche Erfinderidee von ihrer besonderen technischen 
Durchführung und Lösung unterscheiden. Als drittes kommt dann die Ver 
breitung und Verwertung der Erfindung hinzu, mit der sich bei dem jetzigen Zu 
stand des Erfinderwesens in der Regel der Erfinder allein abmühen muß, während 
seine eigentliche geistige Anlage in der Richtung des Erfindens selbst eingestellt 
ist. Wenn man eine Reihe von einzelnen Erfindungen auf ihre Entstehung unter 
sucht, so erkennt man, daß die eigentliche Erfinderidee in der Regel zwei Grund 
elemente enthält, nämlich 1. die Wahrnehmung eines Naturvorganges oder eines 
in den menschlichen Einrichtungen gegebenen Zustandes, 2. das Bedürfnis, über das 
Gegebene hinauszugehen und etwas zu schaffen, was den Menschen in der Verwen 
dung von natürlichen Bedingungen oder in den menschlichen Einrichtungen über 
Deutsche Naturwissenschaft, Technik und Erfindung im Weltkriege. 4
	        
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