Volltext: Der Sammler 10. Jahrg. 1914 (1914)

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Der Gedanke unserer Stadt, die nach ein» 
stimmigen Aeußerungen aller Fremden die Beding- 
nisse in sich hat, sich als altdeutsche Grenzfestungs 
stadt Geltung und Beachtung zu schaffen und die 
sich einen immer steigenden Besuch sichern kann, 
wenn ihre Eigenart und Schönheit verstanden, ge 
pflegt und entwickelt wird, - verleiht den Be 
strebungen und der Arbeit des Musealvereines in 
Bezug auf die Erhaltung des baulichen Charakters 
der Stadt nicht nur einen ästhetischen, sondern 
auch einen materiellen Wert, der den Bewohnern der 
Stadt in fühlbarer Weise zugute kommt. 
Der Musealverei« könnte daher meinen, daß 
er in diesen Beziehungen auf verständnisvolles Ent 
gegenkommen zählen dürfte. Aber ganz gegenteilige 
Erfahrungen muß derselbe machen. Nicht nur daß 
die dekorativsten Baumanlagen um die Stadt einer 
rücksichtslosen Devastation weichen müssen, weil 
einzelne Grundbesitzer ihr eigenstes Interesse ohne 
alle Rücksicht höher stellen als das der Allgemein 
heit, — wir finden selbst im Gegensatze zu dieser 
verheerenden Tätigkeit, wie mit Absichtlichkeit aus 
gehegt, Neuanpflanzungen, wie beispielsweise im 
sogenannten Schloßgraben, zum Beginn der ehe 
mals so schön gewesenen Grünthalpromenade, wo 
so dichte Reihen von Bäumen gesetzt wurden, daß 
in wenigen Jahren der schönste Teil des Stadt 
bildes, vom Linzertor bis zum Eichbüchel, den 
Blicken des Beschauers vollständig verdeckt sein 
wird. Solches Vorgehen grundherrlicher Rücksichts 
losigkeiten kehrt sich gegen das Interesse der Stadt 
und ist auch darnach angetan, die bestgemeinten 
Absichten des Vereines in jenem Teile, der auch 
der Bewohnerschaft von direktem Nutzen sein könnte, 
zu durchkreuzen. Aus diesem Grunde sei auf diese 
Vorkommnisse hingewiesen. 
Daß der Musealverein feine Aufgabe in der 
angedeuteten Richtung mit Ernst verfolgt, ergibt 
sich auch daraus, daß er trotz Mangels der Sub 
ventionen sich nicht abhalten ließ, die Arbeiten für 
den Wiederaufbau des alten Stadtbrunnens zu 
vergeben und daß es somit möglich wurde, zur 
Aufstellung desselben im Jahre 1914 zu schreiten. 
Es wird nun auch Sache des Vereines sein, an 
die Stadtgemeinde heranzutreten mit der Bitte, 
daß die nötigen Schritte unternommen werden, die 
die endliche Entfernung des feuergefährlichen Brücken- 
stadels am Beginne der Burggrabenstraße erreicht 
werde, respektive, daß getrachtet wird, daß bis zum 
Beginne des Brückenbaues eine generelle, plan 
mäßige Neugestaltung an seiner Stelle vorgesehen 
sei. Der Musealverein wird sich, anlehnend an seine 
früher gemachten Eingaben an die oberösterreichische 
Statthalterei, an den Herrn k. k. Landeskonservator 
um Schutznahme der außerordentlichen Interessen, 
die die Stadt an dieser Stelle zu wahren hat, 
wenden, und wird sich derselbe bei den diesbezüg 
lich bereits seitens des Vereines erbetenen Inter 
ventionen gewiß der tätigsten Einflußnahme der 
Stadtgemeinde zu erfreuen haben. 
Der Großteil der Bewohner der Stadt unter 
stützt den Verein in seinen Bestrebungen, wovon 
der im Monate April veranstaltete Unterhaltungs 
abend einen außerordentlich erfreulichen Beweis ge 
liefert hat. 
Das Stadtmuseum ist in seinen gegenwär 
tigen Räumen nunmehr voll bestellt, und bald 
wird die Frage nicht mehr zu umgehen sein, was 
weiter zu geschehen hat. 
Es ist endlich auch ebenerdig eine definitive, 
dem Auge wohltuende Ruhe und Ordnung ge 
schaffen worden. Die Wirtsstube in ihrer altertüm 
lichen Einfachheit wird allgemein anerkannt und 
der entstandene abgetrennte Raum, der als Lapi 
darium zu bezeichnen ist, dient seinem Zwecke voll 
kommen. Was sich ansonsten in den einzelnen 
Räumen ergänzt und geändert hat, ist bereits an 
läßlich der Beschreibung des diesjährigen Rund 
ganges dargelegt. 
Zu Beginn des Vereinsjahres betrug die 
Zahl der im Hauptkataloge beschriebenen Gegen 
stände 4660, am Ende 5019. Somit ein Zuwachs 
von 359 Stück, gegen 372 Stück im Vorjahre. 
Die einzelnen Gegenstände wurden im ^Sammler" 
Nr. 11 und 12 des vergangenen Jahres mitgeteilt, 
somit ist keine Veranlassung auf dieselben neuerlich 
zurückzukommen. — Das eine will aber der Museal 
verein gewiß nicht unterlassen, allen Spendern den 
wärmsten Dank auszudrücken, den der Berichter 
statter dahin ausdehnen möchte, daß der Verein 
dem unermüdlich tätigen Mitgliede Herrn Lehrer 
Friedrich Holzinger speziell Dank für sein Wirken 
sage. 
Verschiedenen Anregungen in Bezug auf die 
Heimatforschung ist der Musealoerein im abge 
laufenen Vereinsjahr mit Aufmerksamkeit nachge 
gangen. 
Zunächst wurde der Versuch gemacht, über 
die Erzeugnisse der Schärdinger Goldschmiedekunst 
Nachforschungen anzustellen. Es wurden an 33 
Pfarrämter als die zunächst in Betracht kommen 
den Stellen Ersuchschreiben um Mitteilungen ge 
macht. Es erfolgten 12 Antworten, sämtliche im 
negativen Sinne. Erst am Schluffe des Jahres 
kam eine einzige positive Mitteilung durch Herrn 
Lehrer Fritz Holzinger, daß in der St. Sebastians- 
Kirche in Andorf 6 Kerzenleuchter mit Schärdinger 
Marke sich befinden. Die Erhebungen hierüber sind 
im Zuge. 
Eine eingehende Behandlung erfuhren die 
Kirche und die Kapelle in Brunnental und sind 
diese Arbeiten noch nicht abgeschlossen, da nun die 
Abänderung beS Türmchens auf der Opferkapelle 
gesichert ist und im Laufe des Sommers 1914 
durchgeführt werden wird. Der lange verwaist ge 
wesene Johannes-Felsen im Inn bei Wernstein 
erhielt wieder einen Johannes, — eine dankes 
werte Tat unseres Mitgliedes Herrn I. Baum 
gartner. 
Nicht so erfolgreich war der Musealverein in 
seinem Bemühen, die schadhaften Bilder an ein 
zelnen Häusern in der Stadt sicher zu stellen. Es 
sind dies die Bilder am Hause des Herrn Kufner, 
Jnnbruckgasse, Kapuzinerkirche und am Hause des
	        
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