Volltext: Der Sammler 8. Jahrg. 1912 (1912)

Ur. H — 8. Iahrg. K-ilage xum „SchSrdtnger Machenblall" Juli ISIS. 
Dsi- Rammler. 
Mitteilungen des Vereines zur Erhaltung des Stadtmuseums und zur Erhaltung des bau 
lichen Charakters der Stadt Schärding. 
Inhalt: Das Musealarchiv. — Musealvereiosausflug nach Schloß Neuburg. — Heimische Dich 
tungen von Carl Gruber. 
Vas Musealarchiv. 
Es ist ein erfreulicher Umstand worüber 
wir berichten können. Bisher haben wir eine 
Summe von alten Büchern,^ Schriften und 
Karten gehabt, die kunterbunt untereinander 
lagen. Die ordnende Hand hat gefehlt und 
daher hatte das Suchen und Nachschlagen seine 
Schwierigkeiten. 
Wenn auch die Bücher im Hauptkataloge 
verzeichnet und beschrieben sind, sie hatten keinen 
bestimmten Platz, ja zum großen Teile mußten 
sie Mangels an Kästen und Stellagen auf dem 
Fußboden aufgestappelt werden. Das hat nun 
mehr ein Ende. 
Herr Lehrer Alois Kaiser, unser arbeits 
freudiges Ausschußmitglied, hat sich der großen 
Mühe unterzogen, Ordnung stund Uebersicht in 
unsere Bücherei zu bringen, die zugleich infolge Auf 
bewahrung von zahlreichen Handschriften, Bildern, 
Hausbriefen und Urkunden zum Archive gewor 
den ist. Das Produkt dieser wochenlangen er 
müdenden Arbeit liegt nun in drei Katalogen 
vor, die in sauberster Art, ohne jede Korrektur 
geschrieben sind und die uns einen Ueberblick 
über den gesamten Bücherstand ermöglichen. 
DieMnordnung ist fachmännisch gediegen. Die 
Kataloge führen die Rubriken: Katalog Nummer, 
Einreihung, Buchstabe, vollständiger Titel, Ver 
fasser, Verleger rc., Jahreszahl. 
Die gesamte Bücherei ist in vier Gruppen 
eingeteilt: 
1. Religiös. 
2. Gebet- und Erbauungsbücher. 
3. Profanes. (2 Hefte, Katalog). 
4. Museales betrifft die Literatur der Gegen 
wart, die mit dem Musealwesen in Beziehung steht. 
Die Abteilung Religiöses zählt 139, die 
Abteilung Gebetbücher 93 und jene Profanes 
368 Bücher. Insgesamt sind bis jetzt 600 Bücher. 
Da der Titel eines jeden Buches wort 
getreu'^ im Kataloge aufgenommen wurde, so 
resultiert da eineMrbeit, die wir anstaunen müssen. 
Gemäß des Kataloges „Religiöses" ist das 
älteste Buch dieser Kategorie aus dem Jahre 1531. 
Es betitelt sich: 
Der Dritteil christlicher Predigten an den 
hohen Festen und hochzeytlichen Tagen der hayligen 
durch das ganz Jahr nach Gebrauch christlicher 
Kirchen, zu gut und Nutz der fromen alten 
Christen. Durch Johann von Eck, Doktor, Vice- 
kanzler zu Ingolstadt, Thumbherrn zu Eychotet 
und Lüttich. Mit kaiserlicher freyheit bei zehn 
Mark Golds in Sechs Jahren nit nachzudrucken. 
Zu den ältesten Büchern zählen in dieser 
Gruppe ferner noch der vierte Teil: bewerter 
Historien des lieben Heiligen Gottes von irem 
lieben heiligen Gottes, von ihrem christlichen Gott 
seligem loben, wahrhafter Bekenntniß seelicher 
Thaten bestendiger Leiden usw. Durch Laurentium 
Sarcum anfeylich lateinisch in Truck gegeben. 
Jetzt aber mit wenig Mühe gemeiner Teutscher 
Nation zu guten aus dem Latein durch Johann 
a vier der heilg. Schrift Doktoren trewlich ver- 
teutscht. Gedruckt in der fürstlichen Statt München 
bei Adam Berg. Mit römisch kaiserl. Maystät 
freyheit nit nachzudrucken. 1573. — 1590 bringt 
uns ein interessantes Buch. Uutderus sni ipeius 
Lreäitor, d. i. der durch sich selbst entlarvte 
Luther, oder eigentlich wahrhafter Bericht über 
historische Nachricht von dem Leben Lutteri, 
herausgegeben in dem 2. Jahr des Nichts als 
eitler Jubel war. In Cöln durch Oermanium 
Oalexium und dem Erben etwa Johann Quertels. 
Groß ist die Anzahl der Bücher aus dem 16. 
und 17. Jahrhundert. 
Der Katalog Profanes umfaßt bereits 
2 Hefte mit je 56 Seiten. Diese Abteilung um 
faßt 368 Bücher. 
Eine auffallende Erscheinung ist es, daß unter 
dieser großen Zahl von Büchern nur ein einziges 
aufscheint, das aus dem 16. Jahrhundert datiert. 
Es betitelt sich Heimlichkeiten der Weiber, 
namhafte Kräuter und ihre Tugenden. Von 
Tugenden etlicher Edlen Gesteine und von ihrer 
Wirkung. Zuletzt Hebamenbüchlein mit vielen 
Holzschnitten 1582. 
Wie gesagt, es ist dies das einzige Buch 
aus dem 16. Jahrhundert. Der Umstand muß 
auffallen und ist vielleicht nur so erklärlich, daß
	        
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